M94.5 ALBENREVIEW

Skrillex – Quest For Fire & Don’t Get Too Close

/ / Bild: Atlantic Records

In seinen zwei neuen Alben bricht Skrillex komplett mit seinen vorher üblichen Sounds und begibt sich auf eine Reise zu neuen Musikformen. So experimentiert er etwa mit vielen Effekten und Crossover-Genres, die zusammen ein stimmungsvolles Gesamtpaket ergeben.

Es ist soweit: Fans von Sonny John Moore aka. Skrillex können sich auf neue Musik freuen. Nach beinahe einer Dekade veröffentlicht Skrillex nicht nur eines, sondern gleich zwei neue Alben hintereinander. Insgesamt 27 Tracks. Viel zum Anhören also für Fans und Neuentdecker. Zunächst einmal der Reihe nach: Mit einem halbstündigen Mix auf YouTube stellt Skrillex sein neues Album Quest for Fire vor. Kurze Zeit später kündigt er via Instagram an, gemeinsam mit den Künstlern Fred Again.. und Four Tet im Rahmen eines spontanen, nach zwei Minuten komplett ausverkauftem Gig im Madison Square Garden in New York aufzutreten. Währendessen postet er das zweite Album Don’t Get Too Close.

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Offizielles Audio zu “Rumble”

Auf der Suche nach Feuer und Sinn

Das Jahr 2022 war für Skrillex nach eigener Aussage ein schweres, vor allem im Bezug auf die mentale Gesundheit. Der Tod seiner Mutter im Jahre 2015 stürzt ihn in eine tiefe Depression. Er verfällt dem Alkohol und bekommt starke Depressionen, die schließlich im Jahr 2022 kulminieren. Sämtliche Shows läßt er absagen, um sich eine Auszeit von dem Stress der Musikbranche und der Musik zu nehmen. Ein Jahr später ist er wieder fit und bereit für neue Abenteuer. Wie er selbst sagt, verspürt er zum ersten Mal wieder richtig Freude im Studio und mit anderen Künstler:innen, die er vorher nie wirklich hatte.

Seine Cousins aufzufordern, für ihn da zu sein

seine Stute und sein Gewehr vorzubereiten

auf geschmückten Pferden zu kommen

und ihn bis zum Damaskustor zu tragen

Skrillex in “Xena”

Radikaler Bruch

Schon im ersten Song des Albums Quest For Fire zeigt sich Skrillex von einer neuen Seite. War er bis vor ein paar Jahren noch bekannt unter seinem aggressiven Dubstep Sound, erklingt “Leave Me Like This” als eher entspannter Bass-House-Song. Manche Songs wie “Tears” zeugen sogar von mehreren Stimmungen. Viele Fans waren gespannt, ob die Song ID von Fred Again.., welche vor 7 Monaten im Boiler Room erklang, auch auf dem Album zu finden sein wird. Und Skrillex enttäuscht nicht. Unter dem Titel “Rumble” finden sich Dubstep, Grime, Jungle und Experimental Electronic Music zusammen. Auch eher ungewöhnliche Klänge wie Interviewmitschnitte und Live-Aufnahmen finden sich sowohl in Quest For Fire als auch in Don’t Get Too Close. Das “Hazel Theme” als Interlude des Albums bildet einen Mashup aus allen Songs, die in Quest For Fire zu finden sind und mündet nahtlos in den letzten Song namens “Still Here (with the ones that i came with)”. Und so bildet die Grundmelodie von “Leave Me Like This”, dem ersten Song, den Abspann in “Still Here (with the ones that i came with)”.

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Offizieller Visualizer zu “Still Here (with the ones that i came with)”

Reale Mythologie

Auf dem Album-Cover zentriert sich die Verknüpfung von Mythologie und Realität, die sich durch das ganze Album zieht: Ein Individuum mit fast übergroß wirkendem Gewand reitet auf einem toten, unproportionalen Pferd durch eine apokalyptische Ödnis. Ähnlich wie die Kriegerprinzessin Xena aus der gleichnamigen TV-Serie von 1995-2001- welche im gleichnamigen Song thematisiert wird. Anfangs zieht sie noch als gnadenlose Kriegerin über die Menschheit, mordend und plündernd her, besinnt sich nach dem Aufeinandertreffen mit der Bardin Gabrielle jedoch auf das Gute und kämpft fortan für Gerechtigkeit. Um die Mythologie Realität werden zu lassen, bekommt ein jeder Song ein Symbol zugeteilt, was einem chemischen Element zugeordnet ist. Dazu zählen etwa Sauerstoff, Calcium oder Wasserstoff. Ihre Eigenschaften werden in den Visualizern erklärt. Alle diese Elemente kommen auf natürliche Weise auf der Erde vor und bilden zusammen die Grundbestandteile unseres Planeten.

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Offizielles Audio zu “XENA”

Eine Warnung an uns alle

Wenn man den Visualizer von “Hazel Theme” genau betrachtet, erscheinen im Video mehrere dieser seltsam anmutenden Symbole, die zusammen den Planeten Erde repräsentieren. Daneben ein kleiner Text, in dem geschrieben steht, dass die Menschheit alle Geschenke des Planeten mit Respektlosigkeit und Gewalt verschmutzt hat. Diese Vorgänge werden als Fortschritt abgestempelt, die wir anderen Menschen verkaufen. Darunter die Inschrift: “Die Menschheit wurde rücksichtslos, irrational, arrogant, ignorant und destruktiv.” Skrillex möchte dadurch auch eine Warnung und Verantwortung an uns alle geben, die Situation auf unserem Planeten nicht noch schlimmer zu machen, als sie schon ist. Sonst finden wir uns bald in einer Ödnis mit toten Wesen wieder.

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Offizieller Visualizer zu “RATATA”

Mama, listen

Hope is where your heart is

Don’t give up on this

Don’t give up on this

‘Cause there is life abundance

Skrillex in “Hydrate”

Sonic ist der Name, scharfe Stacheln sein Spiel

Im zweiten Album widmet sich Skrillex den mehr experimentellen Klängen, die die Elektronische Musik zu bieten hat. Wie Skrillex selbst sagt, soll Don’t Get Too Close mehr für die Fahrt im Auto dienen. Dadurch wirkt das Album auf den ersten Blick wie der kleine Bruder des anderen, mehr auf Mainstream angelegten Albums. Es ist aber nicht minder interessant, auch dem kleinen, aber scharfen Hi-Fi-Kollegen ein Ohr zu leihen. Hierin zeigt sich Skrillex von einer emotionaleren Seite, es lässt sich der nostalgische Emo-Junge von früher erkennen, der mit Skateboard durch die Nachbarschaft fährt und einfach gerne Musik macht.

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Offizielles Musikvideo zu “Don’t Go”

Süß aber gefährlich

Aber auch die psychischen Probleme, mit denen Sonny Moore in den letzten Jahren zu kämpfen hatte, werden thematisiert. Das Album ist kunstvoll gemixt mit verschiedenen Elementen wie Emo-Rap und Pop, die zusammen zu experimenteller elektronischer Musik verschmelzen. Es scheint, als möchte er auch die eher depressive Stimmung in diesem Album herüberbringen. Aber, und das muss auch gesagt werden, es ist eine Frage der Perspektive, wie das Album angegangen wird. Erwartet man eher Mainstreammusik? Oder eher doch ambient chill? Und vielleicht auch eine nachdenkliche Stimmung? Dann ist Don’t Get Too Close eine sehr gute Wahl. Tracks wie “Don’t Go” mit alten Weggefährten wie Justin Bieber und Don Toliver verhelfen dem Album durchaus zu Renomée. “3am” und “Real Spring” schließen sich dem an. Nichtsdestotrotz kommt das Album nicht herum, lediglich als Nummer 2 abgestempelt zu werden. Es bleibt ein wenig hinter den Erwartungen zurück. Und selbst die Songs, die als Finalversionen gelten, stehen dann doch eher im Schatten der Demos und Juke-Versions auf Quest For Fire. Eben niedlich und emo-anmutend. Vielleicht sieht er sich selbst auch als der süße, traurig wirkende Igel auf dem Albumcover, dem man sich aber besser nicht nähern sollte, da er scharfe Stacheln besitzt.

Information making me question
Our relation to the nation
All religion, supersonic
My existence, you can’t resist us
Clearly, I find myself living inside a shelf
All of these pages can’t help
Got all my introspect, mirrors, they don’t reflect
All of the things that we do

Skrillex in “Supersonic (my existence)”

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Offizielles Musikvideo zu “Don’t Get Too Close”

Original vs. Demo

Die kurze Zeitspanne von 2 Tagen binnen der Veröffentlichung beider Alben signalisiert auch eine Verbindung sowohl musikalisch als auch thematisch. So spiegeln sich bei mehreren Songs dieselben Verse in beiden Alben wieder, als Beispiele seien hier genannt “Rumble” und “Selecta” sowie “Still here (with the ones that i came with)” und “Painting Rainbows”. Oftmals wurde einer der Songs auf Social Media geleakt bevor er veröffentlicht wurde. So etwa bei “Still Here”, welcher die Demoversion von “Painting Rainbows” ist. Aber Skrillex wäre nicht Skrillex, wenn er sich nicht dazu entschieden hätte, auch die geleakte Demo zu einem Teil des Albums zu machen. Fans können dadurch den Entstehungsprozess von Skrillex’s Songs mitbegleiten und sich in seine kreativen Gedanken versetzen. Skrillex selbst hat sogar einen Gesangspart in der Leadsingle “Don’t Get Too Close” inne. Was vielleicht nicht alle wissen: Skrillex begann seine Musikerkarriere als Sänger in der Post-Hardcore Band “From First To Last”, die er Anfang der 2010er verließ, um sich auf seine Solokarriere als DJ zu konzentrieren. Im Jahr 2017 jedoch entschloss er sich, der Band als Sänger wieder beizutreten und bildet seitdem einen aktiven Teil neben seiner Solokarriere als Skrillex.

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Offizieller Visualizer zu “Selecta”

I’m on my PC
I see famous people
I think they’re likе me
So why aren’t we еqual?

Skrillex in “Don’t Get Too Close”

Ein bunter Mix aus Emo, Pop, House und Dubstep

Beide Alben zeigen einmal mehr die Varietät, die Skrillex an den Tag legt, um von einen zum anderen Genre fließend zu wandeln. Dadurch bringt er auch verschiedene Künstler unterschiedlicher Genres zusammen und formt zusammen ein großartiges Gesamtkonzept aus einem Potpourri an Musik. Interessant ist auch der Umstand, dass manche Songs beider Alben nahtlos übergehen. Skrillex ist nicht weg. Im Gegenteil, er ist da und motivierter als je zuvor. Das Feuer, das er zu Beginn gesucht hat, brennt wieder in ihm. So bieten die beiden Alben mehr als eineinviertel Stunden Musikgenuss, Quest For Fire für den Kick in den Tag, Don’t Get Too Close für den Heimweg von der Uni. Es lohnt sich auf jeden Fall.

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Offizieller Visualizer zu “Mixed Signals”

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Skrillex auf Spotify

Quest For Fire und Don’t Get Too Close sind am 17. und 18. Februar über OWSLA und Atlantic Records erschienen.