Rollstuhlbasketball - Bundesliga

Lucky Number Fourteen

/ / Foto: Bert Harzer/ Harzer Pressefotos

Zwei Spieltage vor Schluss ist der Kampf um den letzten Playoffplatz in der RBBL dermaßen spannend, dass zugespitzt eine stumpfe Untertreibung wäre. Mittendrin in diesem Krimi, den nur einer überleben kann: die RBB München Iguanas.

Oscarreif

Verantwortlich für diesen Showdon ist die Liga. Mit einer kleinen aber feinen Drehbuchänderung vor der Saison, wurden die Vorraussetzungen für diese Schlusssequenz geschaffen. Die Reform präsentiert sich recht einfach, dass Mittelfeld der Tabelle, in dem in jeder Sportart weltweit zahllose Mannschaften die Saison gemütlich ausklingen lassen können, wurde abgeschafft. Schafft es eine Mannschaft unter die ersten sechs, darf sie in die Playoffs und von der Meisterschaft träumen. Platz sieben bis zehn spielen in den Playdowns untereinander die beiden Absteiger aus.

The Good the Bad and the Ugly

Ist vielleicht der Film oder zumindest der Western mit dem nervenzervetzenstem Showdon der Filmgeschichte (oder zumindest der Italowestern-Ära). Clint Eastwood setzt sich im Revolverduell gegen seinen zwielichtigen Kompagnon und den Gauner durch. Sein Kompagnon überlebt aber und bekommt sogar noch etwas von der Beute ab. Zu langweilig für die Bundesligasaison 2018/19, die setzt noch einen drauf. Vier Protagonisten treten gegeneinander an und die drei Unterlegenen bekommen ganz sicher nichts ab vom Kuchen. Die Frage ist nur, wer ist Clint Eastwood?

Vorteilhafte Ausgangslage

Was den aktuellen Tabellenstand sowie das Restprogramm angeht, starten die Iguanas mit minimalst besserer Position, dürfen sich aber nicht die kleinste falsche Bewegung oder gar Unaufmerksamkeit genehmigen. Aber der Reihe nach:

  1. Thuringia Bulls / 32 Punkte
  2. RSV Lahn-Dill / 30
  3. BG Baskets Hamburg / 24
  4. Doneck Dolphins Trier / 22
  5. Hannover United / 16
  6. Rhine River Rhinos Wiesbaden / 10
  7. RBB München Iguanas / 10
  8. BSC Rollers Zwickau / 8
  9. Roller Bulls Ostbelgien / 6
  10. RBC Köln 99ers / 0

Wiesbaden, München, Zwickau und Ostbelgien sind also die vier Protagonisten, die den sechsten Platz unter sich ausmachen, den letzten, der für die erste Playoffrunde zu vergeben ist. Platz eins und zwei sind fix für das Halbfinale qualifiziert, drei bis sechs spielen die beiden anderen Halbfinalisten aus.

Zünglein an der Waage

Könnte der direkte Vergleich sein. Der trägt auch die Verantwortung dafür, dass die Iguanas aktuell nicht in den Playoffs wären. Gegen Wiesbaden gelang zwar ein Sieg im Hinspiel, das Rückspiel gewannen die Hessen allerdings noch höher. Das heißt die Truppe von Trainer Benni Ryklin muss in den letzten beiden Spielen mehr Punkte machen als die Rhinos. Da die Wiesbadener auch noch gegen eine der beiden Übermannschaften ranmüssen, nämlich Serienmeister Lahn-Dill, ist auch davon auszugehen, dass sie noch Punkte liegenlassen. Die eleganteste Lösung wäre ohnehin, einfach Siege gegen Köln und Zwickau einzufahren, was beides diese Saison schon gelungen ist. Wenn es dann am letzten Spieltag bei Lahn-Dill gegen Wiesbaden keine völlig unvorhergesehenen Entwicklungen gäbe, die das ohnehin schon wahnwitzige Drehbuch endgültig Richtung “Pulp Fiction” schießen würden, stünden die Leguane erstmal in ihrer Vereinsgeschichte in den Playoffs um die deutsche Meisterschaft.

Hätte, hätte, Fahradkette

Aus Münchner Sicht ist das sicherlich das sympathischste Szenario. Tritt das allerdings nicht ein, gibt es für die Saison so viele alternative Enden, dass das bis dahin so brilliante Drehbuch ruckzuck in verworrene Tiefen ala “Fluch der Karibik 3” absinken würde. Ein Überblick:

Das Desaster: Der Druck ist zu hoch, die Iguanas gewinnen keines der letzten beiden Spiele und bleiben hinter Wiesbaden. Es geht in die Playdowns.

Das Wunder: Weiter oben schon angedeutet, die Iguanas erledigen zwar ihre Hausaufgaben, Wiesbaden aber auch und gewinnt irgendwie gegen Lahn-Dill. Es geht in die Playdowns.

Das blaue Auge: Die Iguanas gewinnen nur eines der letzten beiden Spiele, Wiesbaden patzt zweimal und auch Zwickau kommt nicht mehr auf zwölf Punkte. Falls doch, bleiben sie wegen des direkten Vergleichs (entscheidet sich am Samstag, Hinspiel war ein Sieg für die Iguanas) hinter München. Es geht in die Playoffs.

Das folgenschwere blaue Auge: Die Iguanas landen mit nur einem Sieg aus den letzten beiden Spielen auf zwölf Punkten. Dort werden sie wegen des direkten Vergleichs von Wiesbaden oder Zwickau abgefangen. Es geht in die Playdowns.

Das Chaos: Die Iguanas bleiben bei zehn Punkten, genau wie Wiesbaden. Am Ende landen allerdings auch noch Ostbelgien und vielleicht sogar Zwickau auf dieser Marke. Da kein Team den direkten Vergleich gegen alle anderen gewonnen hat, entscheiden Parameter wie die Korbdifferenz oder erzielte Körbe. Kann man jetzt noch nicht vorhersehen.

So viele Möglichkeiten, für die Iguanas so einfach zu umgehen. Zwei Siege einfahren und am Ende mit 14 Punkten dastehen. Diese Glückszahl garantiert mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit die Teilnahme an den Playoffs.

Am Samstag um 16:30 wird es ernst für den RBB. Dann geht es in der heimischen Säbener Halle gegen die Rollers Zwickau. Am besten zu verfolgen vor Ort oder im M94.5-Livestream.