Kommentar

München braucht ökologische Hochhäuser

/ / Bild: M94.5 / Vroni Kallinger

155 Meter, also um ein Drittel höher als die Frauenkirche – so hoch sollen zwei neue Gebäude an der Münchner Paketposthalle werden.
Aber Hochhausgegner:innen sammeln jetzt Unterschriften für einen Bürgerentscheid dagegen. 

Daniel Wagner meint jedoch: Ohne Hochhäuser wird es in Zukunft nicht gehen. 

München wird bald eine Wolkenkratzerstadt sein: Eine Metropole, die bis in die letzte Ecke zubetoniert wird, nur noch Straßenschluchten, kaum mehr öffentliche Begegnungsräume und Grünflächen, also wie Frankfurt am Main.

Eine Szene aus Frankfurt am Main. / Bild: shutterstock / TMP – An Instant of Time

Ein Horrorszenario, das die Initiative Hochhausstop dann noch mit der Befürchtung ergänzt, dass noch weniger bezahlbarer Wohnraum zur Verfügung stehen wird.  

Mehr Einwohner:innen, mehr Bedarf nach Wohnraum

Der Ballungsraum München bekommt schon seit Jahren immer mehr Zuzug. Ob in der Fußgängerzone, in den öffentlichen Verkehrsmitteln oder im Englischen Garten – wir alle merken: die Stadt platzt schon jetzt aus allen Nähten. Laut Planungsverband München hat in den vergangenen zehn Jahren die Einwohnerzahl in der Region München um etwa 240.000 Einwohner:innen zugenommen. Eine große Herausforderung, für die es viele kreative Lösungsansätze braucht. Einer davon muss mehr Hochhäuser beinhalten.  

So könnte die Stadt der Zukunft aussehen. / Bild: shutterstock / Ivan Kurmyshov

Lieber wenige große neue Häuser, als viele kleine

Von München als neuem Frankfurt am Main wären wir dann trotzdem noch weit entfernt. Denn wir benötigen die Hochhäuser nicht in der Innenstadt, sondern in den Randbezirken, wo ohnehin permanent neue Gebäude entstehen. Wenn schon gebaut wird, dann sollten es nicht viele kleine Häuser sein, die Grün- und Freiflächen auffressen, sondern lieber wenige große.  

Viele Einwohner:innen der Außenbezirke befürchten aber, dass das wohlige Flair der eigenen Wohnsiedlung durch viele hohe Häuser verloren gehen könnte. Doch wir sprechen ja nicht von Fertigbauweise mit engen und schlecht geschnitten Räumen, wie früher. Die Wohnhochhäuser der Zukunft bestehen vielmehr aus begrünten Terrassen und großen Gemeinschaftsflächen. München hätte dann also nicht – wie von den Hochhausgegner:innen befürchet – weniger, sondern sogar mehr Begegnungsräume, viel Potential für ein wohnliches Flair also. 

Eine begrünte Gemeinschaftsfläche. / Bild: shutterstock / Tavarius

Außerdem würde eine Begrünung der Gebäudefassaden für mehr Schatten und Verdunstungskälte in der Stadt sorgen: Ein Muss in Zeiten des Klimawandels.  

Viele Münchner:innen wünschen sich mehr Hochhäuser

Bleibt das Argument bezahlbarer Wohnraum: Wenn mehr Wohnraum entsteht, steigt das Angebot und das lässt die Preise fallen. Freilich gilt das nur, wenn bei den Wohnhochhäusern der Fokus nicht auf Interessent:innen von Penthousewohnungen liegt, sondern auf den Anliegen von Bewohner:innen mit durchschnittlichen Einkommen. 

Rund 1100 Wohnungen und einige unterirdische Flächen für Kultur und Sport sollen übrigens neben der Paketposthalle entstehen. Was begrünte Fassaden und die Dichte der Bebauung angeht, haben die geplanten Hochhäuser noch Luft nach oben. Aber der Planungsprozess ist ja auch noch nicht abgeschlossen.  

Anlässlich der zwei geplanten Hochhäuser an der Paketposthalle wurden 112 zufällig ausgewählte Münchner:innen gebeten, ihre Meinung zu dem Projekt zu äußern. Das Ergebnis: Die Mehrheit sprach sich für die Hochhäuser aus und einige haben sogar vorgeschlagen, über ein drittes Hochhaus nachzudenken, damit möglichst viel bezahlbarer Wohnraum entsteht. Das war zwar nur eine Befragung und kein Bürgerentscheid und dennoch ein klares Votum für mehr Hochhäuser in den Randbezirken von München.