Oscars 2021

Minari

/ / Bild: David Bornfriend/A24

Die koreanische Kultur ist so präsent wie nie. K-Pop wird jedes Jahr populärer, Kimchi ist das Trendfood schlechthin und letztes Jahr hat mit Parasite zum ersten Mal ein fremdsprachiger Film den begehrten Oscar für den Besten Film gewonnen. Mit Minari von Lee Isaac Chung ist nun ein Film für sechs Oscars nominiert, der sich mit dem Leben koreanischer Einwander:innen in den USA beschäftigt. Doch ist das alles nur einem Korea-Hype zu verdanken oder ist der Film zu Recht nominiert?

In Minari geht es um die amerikanisch-koreanische Einwander:innenfamilie Yi, die ins ländliche Arkansas zieht, um sich ihre eigene Existenz aufzubauen. Während Vater Jacob hier die Chance sieht, endlich selbstständig zu werden und den Traum von einer eigenen Farm umzusetzen, haben seine Frau Monica und die Kinder David und Anne mit der fremden neuen Heimat zu kämpfen.

Der Einzug der eigensinnigen Großmutter stellt die Yis schließlich vor noch größere Herausforderungen. Was Familie, Heimat und den amerikanischen Traum ausmacht, wird anhand dieser auf den ersten Blick simplen Geschichte in Minari thematisiert.

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Trailer zu Minari.

Mal wieder so ein Culture-Clash-Film?

Eine koreanische Familie bei stumpfen Rednecks in Arkansas – man würde meinen, so ein Einheitsbrei-Film schreibe sich fast von selbst. Doch Minari schafft es mit unglaublich Feingefühl, die kleinen und großen Kulturschocks, die diese Situation so mit sich bringt, dazustellen.

Da ist zum Beispiel die koreanische Oma, die überzeugt von traditioneller asiatischer Medizin in Amerika großer Fan des Energiedrinks Mountain Dew wird – es handle sich dabei ja um feinstes „Bergwasser“.

Da ist diese eine Szene, in der die Familie das erste Mal den Gottesdienst besucht und der Pastor alle „Neuankömmlinge“ bittet, sich hinzustellen und Familie Yi peinlich berührt alleine in der Kirche steht, während die Gemeinde anerkennend zu klatschen beginnt.

Und da ist der streng gläubige exzentrische Nachbar und Koreakrieg-Veteran Paul, der Jacob mit dessen Farm hilft, indem er erst einmal einen Exorzismus auf dem Feld ausführt.

Familiendrama

Neben den kleinen kulturellen Problemen ist es aber vor allem die Dynamik innerhalb der Familie, die im Mittelpunkt des Filmes steht. Die Ehe von Jacob und Monica wird durch das Leben in Arkansas vor die Zerreißprobe gestellt. Monica fühlt sich immer einsamer, vermisst das Stadtleben und ihre koreanischen Freunde, während Jacob von seiner Arbeit auf der Farm und den ständigen Rückschlägen komplett aufgebraucht wird.

Auch Großmutter Soon-ja ist nach ihrer Ankunft eine zusätzliche Belastung für die Familie. Sie schläft im Zimmer des herzkranken Sohnes David und kann zum Leidwesen der Kinder nicht einmal Plätzchen backen. Dafür flucht sie vor ihnen ungebremst und schaut tagtäglich Wrestling im Fernsehen. Doch gelingt es ihr eben auch gerade durch ihre eigensinnige, immer liebenswürdige Art, David zu fördern und knüpft einen besonderen Draht zu den beiden Kindern.

Familie Yi. Bild: Josh Ethan Johnson / A24

Minari schafft es, dass sich die Probleme, Streitigkeiten und Herausforderungen im Leben der Yis unglaublich real anfühlen, weswegen die Zuschauer:innen emotional umso mehr mitgerissen werden. Es überrascht nicht, dass Drehbuchschreiber und Regisseur Lee Isaac Chung in Minari auch seine eigenen Erfahrungen als Kind koreanischer Einwander:innen verarbeitet hat. Das alles funktioniert gerade wegen der großartigen schauspielerischen Leistungen im Film.

Steven Yeun ist deswegen zu Recht für seine Hauptrolle als Vater der Familie als Bester Hauptdarsteller nominiert, ebenso wie Yoon Yeo-jeong als Großmutter Sonn-Ja für die Beste Nebendarstellerin.  

Minari ist ein hervorragend erzähltes Familiendrama mit starken Schauspieler:innen. Die große Stärke des Filmes liegt aber vor allem darin, Probleme und Herausforderungen von Einwander:innen ohne erhobenen Zeigefinger zu zeigen und Culture-Clash darzustellen, ohne auf Stereotype zurückzugreifen.

Gut möglich, dass das bei den Oscars gebührend prämiert wird. In Deutschland ist der für den 8. April geplante Kinostart wegen der Corona-Pandemie vorerst verschoben worden.