Auf einen Plausch in der Drehpause: Marion Davies (Amanda Seyfried) und Herman "Mank" Mankiewicz (Gary Oldman) Bild: Netflix

Oscars 2021

Mank

/ / Auf einen Plausch in der Drehpause: Marion Davies (Amanda Seyfried) und Herman "Mank" Mankiewicz (Gary Oldman) Bild: Netflix

Dass Mank mit zehn Nominierungen 2021 die meisten Oscar-Chancen hat, überrascht Filmkritiker:innen kaum. Schließlich liebt es Hollywood, sich selbst in den Mittelpunkt zu stellen. Mank ist eine Nabelschau der Traumfabrik. Erzählt wird die fesselnde Entstehungsgeschichte eines der besten Filme aller Zeiten, Citizen Kane, aus der Perspektive des fast vergessenen Herman J. Mankiewicz, der für das Drehbuch verantwortlich war.

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Trailer zu Mank

Jeder Filmfan weiß: Citizen Kane ist ein Meisterwerk von Orson Welles. Dass große Teile des Skripts von einem gewissen Herman J. Mankiewicz – kurz „Mank“ – geschrieben worden sind, fällt dagegen oft unter den Tisch. Gary Oldman spielt diesen Hofnarren der Hollywood-High-Society, obwohl er mehr als zwanzig Jahre älter ist als sein Charakter im Film. Trotzdem ist das Casting gelungen: Der spiel- und alkoholsüchtige echte Mank war früh gealtert. Und Oldman versteht es, den trocken-eleganten Witz seiner Figur zu vermitteln – mal frech, mal stoisch, mal depressiv.

Herman "Mank" Mankiewicz (Gary Oldman) sichtet Filmmaterial © Netflix
Herman “Mank” Mankiewicz (Gary Oldman) sichtet Filmmaterial Bild: Netflix

Gründe für eine Depression hatte Mankiewicz 1940 reichlich. Nach einem schweren Autounfall liegt er weitgehend bewegungsunfähig im Bett, auf einer abgelegenen Ranch in der Mojave-Wüste. Dort soll er ausnüchtern und nebenbei ein Drehbuch für Orson Welles schreiben. In Rückblenden wird erzählt, wie er während seiner langen Karriere mit Stars wie Marion Davies (gespielt von Amanda Seyfried) und ihrem superreichen Lebensgefährten, dem Medienmogul William Randolph Hearst (dargestellt von Charles Dance), verkehrte. Letzteren benutzt er Jahre später als Vorbild für Citizen Kane – und rächt sich so an einem Mann, mit dem er sich hoffnungslos zerstritten hat.

Ein Sohn erfüllt den Traum seines Vaters

Regisseur David Fincher (bekannt für Sieben und Fight Club) erfüllt mit diesem Film den Traum seines Vaters Jack Fincher. Der Journalist hatte die ursprüngliche Fassung des Drehbuchs bereits Anfang der 1990er Jahre geschrieben. Weil er darauf bestand, dass Mank wie Citizen Kane als eine Art Hommage in schwarz-weiß gedreht werden müsse, kam die Finanzierung nie zustande. Bis sich Netflix des Projekts annahm – mit entsprechendem Erfolg: Fast zwanzig Jahre nach Jack Finchers Tod bekommt Mank eine Oscar-Nominierung mehr als Citizen Kane. Sowohl der Vater als auch der Sohn wurden in der Kategorie Drehbuch bzw. Regie für einen Golden Globe nominiert.

Ein Vergnügen für Cineasten

Mank ist vor allem für Cineasten ein Vergnügen, die das glamouröse Hollywood der Schwarz-Weiß-Filme lieben. Der historische Kontext ist nur grob skizziert. Immerhin erfährt man, dass die amerikanische Filmindustrie in den 1920er Jahren intensiv für politische Propaganda genutzt wurde. Und wer sich die Mühe macht, sich etwas Hintergrundwissen anzulesen (oder zu er-binge-watchen), kann sich an vielen kleinen Liebeserklärungen und Insider-Gags erfreuen.

Mank ist streambar über Netflix. Bei den Academy Awards 2021 ist der Film in zehn Kategorien nominiert: Bester Film, Beste Regie, Bester Hauptdarsteller, Beste Nebendarstellerin, Beste Kamera, Beste Filmmusik, Bester Ton, Bestes Szenenbild, Bestes Kostümdesign und Bestes Make-Up.