M94.5 Kulturkritik

Romeo und Julia

/ / Bild: Marie-Laure Briane

Romeo und Julia ist als eines der bekanntesten Stücke Shakespeares, wohl auch seine tragischste Liebesgeschichte und tausende Male als Ballett inszeniert worden.

Zwischen Exorzismus und Erotik

Ganz anders machen es jetzt aber Erna Ómarsdóttir und Halla Ólafsdóttir im Gärtnerplatztheater. Sie lassen zwar die berühmte Musik von Sergei Prokofjew wiederaufleben, allerdings paaren sie dieses klassische Element mit neuen, teils schockierenden, teils verwunderlichen.

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Trailer von Romeo und Julia

Abweichungen von Shakespeare

Sie halten sich in ihrer Inszenierung nicht an die originale Geschichte. Ursprünglich war das Orginal ihrer Ansicht nach viel rauer, erotischer, aber auch viel pubertärer, als es die bekannte Form der romantischen Geschichte darstellt. Das macht auch durchaus Sinn, wenn man bedenkt, dass Julia eigentlich erst 14 Jahre alt war. Auch die sonst so festgefahrenen Geschlechterrollen spielen keine große Rolle in der neuen Interpretation. Die Tänzer sind alle Romeo, aber auch alle Julia und manchmal sind sie gerade alle die Amme. Auch gibt es zeitweise gleichgeschlechtliche Paare, es findet eine ständige Verschiebung der Rollen statt. Leider kann der Zuschauer dieser dauernden Umstellung schwer folgen und auch der Bezug zum ursprünglichen Stück lässt sich unglaublich schwer herstellen. Trotzdem kommt die Idee der Rollenverschiebung klar rüber, da die TänzerInnen das am Anfang kommunizieren.

Blut, Schweiß und Schreie

Von dem sonst so perfekten Ballett ist in dieser Inszenierung wenig geblieben. Die Tänzer schwitzen, schreien, zittern. Die Altersbegrenzung von 17 Jahren ist an einigen Stellen durchaus angemessen. Schockierende Requisiten wie abgetrennte Hände werden oft eingesetzt und manchmal findet sich der Zuschauer zwischen Verstörtheit und Belustigung über die extreme Darstellung wieder. 

Keine Empfehlung für Klassikliebhaber

Wer das klassische Stück liebt, kann in dieser Neuinterpretation durchaus an seine Grenzen stoßen. Auch wer mit offener Einstellung in das Stück geht, ist stellenweise etwas überfordert. Die Idee der Inszenierung mit verändertem Frauenbild und rotierenden Rollen klingt sehr spannend, nur leider kann man der Handlung oftmals nicht gut folgen – obwohl man die Geschichte kennt.

„Romeo und Julia“ läuft noch bis Februar im Gärtnerplatztheater München.