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Filmkritik

Mami Wata

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Afrika steht in der diesjährigen Jubiläumsausgabe des Filmfests unter anderem bei der Paneldiskussion New Visions from Africa so stark im Fokus wie noch nie. Wie ertragreich diese Auseinandersetzung mit aktuellen Strömungen des afrikanischen Films ist, beweist Mami Wata von C.J. “Fiery” Obasi, ein Werk, das es schafft, auf herausragende Weise den Clash zwischen Tradition und Moderne in den Mittelpunkt zu stellen.

Im westafrikanischen Dorf Lyi wird die Wassergottheit Mami Wata verehrt. Die Mutter von Zinwe (Uzoamaka Aniunoh) und Prisca (Evelyne Ily Juhen), Mama Ete (Rita Edochie), ist dabei so etwas wie die Kontaktperson zu dieser Gottheit. Die Dorfgemeinschaft muss reichlich Abgaben an sie zahlen und erhält im Gegenzug die Hilfe Mami Watas gegen Krankheiten und für eine reichliche Ernte. Als es aber zu einigen Todesfällen kommt, beginnt die Stimmung zu kippen. Mit dem Auftauchen von Jasper (Emeka Amakeze), einem ehemaligen Rebell und Deserteur, beginnt der Anfang vom Ende. Es liegt nun an Zinwe und Prisca gemeinsam ihr Dorf zu retten.

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Ein Ausschnitt aus Mami Wata – © Fiery Film

Tradition vs. Moderne

Mami Wata ist ein Film, der es schafft, afrikanische Folklore lebendig und ohne viel Pathos neu zu erzählen. Auf der einen Seite stehen die Aberglaubensvorstellungen rund um Mami Wata und ein Lebensmodell geprägt von Tributzahlungen an eine Wunderheilerin und der Ablehung moderner Medizin. Ihr gegenüber verspricht die Gruppe um Jasper Fortschritt und Modernität: Schulen, Impfungen, Strom. Am Ende verfolgen diese dann aber auch eigene Ziele. Beide Systeme charakterisiert C.J. Obasi mit den nötigen Grautönen und verwebt darin ebenfalls gekonnt eine Geschichte, bei der female-self-empowerment im Mittelpunkt steht. Einziger Wermutstropfen ist, dass die Story aufgrund ihrer zum großen Teil langsamen und ruhigen Erzählweise am Ende einfach nicht fesselnd genug ist. Das ist schade, liegt aber möglicherweise am Wesenskern des Films.

Die Dorfschamanin Mama Ete – © Fiery Film

Eine audiovisuelle Erfahrung

Dazu kommt eine wirklich großartige Kameraarbeit. Mami Wata ist endlich mal wieder ein Film, bei dem Schwarz-Weiß nicht einfach nur ein Gimmick ist, sondern dadurch gekonnt Kontraste gesetzt werden. Das gelingt vor allem in Kombination mit den Kostümen und der traditionellen weißen Gesichtsbemalung. Hinzu kommt dann natürlich auch die Sprache, denn das durchgehend gesprochene Pidgin-Englisch, lässt den Film noch einmal mehr wie eine eigene Welt wirken. Zusätzlich wird auf audiovisueller Ebene immer wieder das Meer in den Fokus gerückt, was eine eigene, fast hypnotische Wirkung ausübt. Für Fans eher langsamer, stimmungsvoller Filme eine große Empfehlung.

Mami Wata von C.J. “Fiery” Obasi könnt ihr auf dem Filmfest München am Mittwoch, 28. Juni um 20:30 und am Donnerstag, 29. Juni um 17:00 Uhr sehen. Bei beiden Terminen gibt es anschließend ein Q&A mit dem Regisseur.