Filmfest 2023

Love Life

/ / Bild: © 2022 Love Life Filmpartners_Comme des Cinemas

Wie gehen Menschen mit dem Tod um? Gerade dann, wenn es das eigene Kind ist. Dies ist eine der zentralen Fragen, die in Love Life von Bedeutung ist. Ob das für authentische zwischenmenschliche Momente sorgt oder doch eher im melodramatischen Kitsch versinkt? Dennis Reinhart hat eine Antwort darauf.

Eine gefühlte Endlosigkeit hält die Kamera von einer unnahbaren Distanz drauf. Auf die Badewanne, in der bislang nur angedeutet wurde, was kurze Zeit später bittere Realität wird: Keita (Tetsuta Shimada), der Sohn der Protagonistin Taeko (Fumino Kimura), ist tot. Doch warum reagiert der Großteil der Angehörigen so seltsam unbeteiligt? Und was tun mit dem Ex-Mann (Atom Sunada), der plötzlich wieder auftaucht und Taeko die Schuld am Tod des gemeinsamen Kindes gibt?

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Der Trailer von Love Life

Gesellschaftliche Erkaltung

Das Drama Love Life nimmt sich all diesen Fragen an und erschafft so immer wieder gefühlvolle zwischenmenschliche Momente, die nur selten in kitschige Melodramatik abdriften. Besonders machen den Film dabei aber nicht ebendiese Szenen, sondern die konstante Distanz, mit der gefilmt wird. Das ist insofern bemerkenswert, als dass Regisseur Koji Fukada somit eine Art von Ordnung in die Handlung bringt: Nicht nur in der japanischen Gesellschaft herrscht eine Vereinzelung und Erkaltung des Miteinanders, sondern auch in der Beziehung zwischen Kamera und Schauspieler:innen.

Wie schafft es das Ehepaar Taeko und Jirō nach dem Tod ihres Sohnes weiterzumachen? Bild: ©Filmfest München

Zwischen Nähe und Distanz

Doch zwischen all der Trauer und den konstruierten und letztendlich nicht notwendigen Nebensträngen, steht in Love Life auch ein interessantes, wenn auch vorhersehbares, Beziehungsdreieck: Taeko, ihr Ehemann (Kento Nagayama) und ihr Ex. Dieses wird insofern kompliziert, weil letztgenannter gehörlos ist und sich mittels Gebärdensprache verständigt. Das klingt im ersten Moment möglicherweise nicht wie vielversprechendes Feel-Good-Kino, schwingt sich aber bereits nach kurzer Zeit zum größten Highlight des langsam erzählten, teils allzu mäandernden Films, auf. Denn schließlich sagen Bilder mehr als tausend Worte.

Love Life von Regisseur Koji Fukada läuft noch am Donnerstag, den 29.6, um 18 Uhr im Audimax Saal der Hochschule für Film und Fernsehen.