Christine Jorgensen

Christine Jorgensen

Die erste Transikone in Amerika

/ / Bild: © Maurice Seymour

Vor genau 59 Jahren erschuf die New York Daily News einen Promi: Die Zeitung berichtete über die Geschlechtsanpassung von Christine Jorgensen. Wie haben es die Menschen damals aufgenommen und was hat sich seitdem verändert?

„Ex-GI Becomes Blonde Beauty“

Mit diesem reißerischen Headliner stellte die New York Daily News im Jahr 1952 Christine Jorgensen den Vereinigten Staaten vor. Zuvor hatte sie mehrere Jahre in Dänemark verbracht und sich als erste Person der Geschichte erst einer Hormontherapie, danach einer Serie von geschlechtsangleichenden Operationen unterzogen. Christines Fall war so selten, dass sie für die OP damals noch die Erlaubnis des dänischen Justizministers brauchte.

Hollywood war das nächste Ziel

Die öffentliche Reaktion war für die 50er Jahre mehr als überraschend – die Menschen überhäuften Christine mit Faszination und Aufmerksamkeit. Einen Artikel nach dem anderen folgte aufeinander, dann kamen Angebote als Foto-Model. Sie erhielt jeden Tag dutzende Briefe. Selbst ihre Eltern empfingen sie mit offenen Armen und freuten sich über ihre neue Tochter.

Bald startete sie eine Karriere als Schauspielerin, Sängerin, Fotografin und Entertainerin. Ihr Leben wurde 1970 Gegenstand eines Films. Sie war fest im Mainstream verankert – bis zu ihrem Tod durch Krebs im Alter von 62 Jahren . Auch heute noch ist sie eine Ikone der LGBTQIA+-Bewegung.

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Bei weitem nicht perfekt

Aber es wäre auch ein Wunder, wenn die Welt sie damals als Frau akzeptiert hätte. Auch wenn es ihr geholfen hat, dass sie eine weiße, attraktive Frau aus der Mittelschicht war: Für viele war sie trotz allem nur ein „veränderter Mann“. Artikel über ihre Person waren oft hyperfixiert auf ihre Transition und mit der Frage beschäftigt, ob sie wirklich eine „echte“ Frau wäre. Nach der Bekanntmachung ihrer Verlobung verlor ihr Partner seinen Job und da sie laut Geburtsurkunde ein Mann war, fiel die Hochzeit ins Wasser. Einige Befürworter wandten sich von ihr ab, als bekannt wurde, dass sie noch keine Genitalanpassung hatte und ihr die Gebärmutter fehlte.

Seitdem hat sich viel getan

Trotz aller Ungerechtigkeiten und Diskriminierung – damals und heute – ist die Welt seitdem ein ganzes Stück weitergekommen. Geschlechtsanpassungen führen heute nicht mehr nur von wenigen Spezialist:innen durch, sondern sind weltweit möglich. Außerdem sind Transpersonen lange nicht mehr so ein Kuriosum wie es Christine für ihre Zeit war. Auch wenn es einigen Menschen an Toleranz fehlt, weiß heutzutage trotzdem eigentlich jeder, dass Transpersonen existieren. Wir sehen sie im Fernsehen, auf Social Media, hören sie im Radio und an einigen Schulen werden sie schon in den Aufklärungsunterricht mit eingebunden. Und genau diese stetige Normalisierung braucht eine aufgeklärte und tolerante Gesellschaft.