Asymmetrical Encounters/Bild: Tom Gonsior

Kulturkritik

Asymmetrical Encounters: Tango und Gender

/ / Asymmetrical Encounters/Bild: Tom Gonsior

Die Machtverhältnisse scheinen im Tango klar zwischen den Geschlechtern verteilt zu sein, während moderner Tanz alle Genderdifferenzen vermeintlich überwunden hat. Die Performance Asymmetrical Encounters nimmt diese Klischees humorvoll auseinander.

Die Dekonstruktion der Gender-Normen beginnt schon ab der ersten Minute der Performance: Die beiden Tänzerinnen Rosalie Wanka und Cecilia Loffredo stehen nur mit einem goldenen Höschen bekleidet auf der leeren Bühne. Erst tanzen sie mit weitem Abstand voneinander, dann nähern sie sich jedoch an. Der bodennahe Stil der Moderne geht nahtlos in engumschlungene Tangoschritte über. Dabei bedienen sich die Tänzerinnen bei dem sinnlicheren, intimer wirkenden Tango Argentino, statt dem in Europa weiter verbreiteten Standardtango. Auch die Musik von Federico Mansilla nimmt beide Elemente in sich auf: Sphärische Synthesizer und lateinamerikanische Rhythmen wechseln sich ab.

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Der Trailer von Asymmetrical Encounters wirkt ernster als das Stück selbst.

SPIEL DER ROLLEN

Es sind nicht nur Tango und zeitgenössischer Tanz, die sich in Asymmetrical Encounters begegnen. Sie bilden den Rahmen für Anklänge an Ballett, Schuhplattler und andere Stile. Die Tanzrichtungen fließen hier genauso ineinander wie die Rollen, die den Geschlechtern klassischerweise zugeschrieben werden: Im Laufe des Abends tanzt jede:r mit jede:r:m. Mal übernimmt die weiblich dargestellte Person die Führung, dann die männlich dargestellte. Rodrigo Pardo und Damián Cortés schlüpfen dabei genauso in Kleid und Absatzschuhe, wie Rosalie Wanka und Cecilia Loffredo.

Damián Cortés beim Tanz mit einem Besen

EIN FEST AUS TANZ UND REFERENZEN

Nicht nur im Tanz sondern auch im Bühnenbild gibt es so vieles zu entdecken, dass es manchmal schwer ist zu entscheiden, worauf sich der Blick richten soll – auf die (pop-)kulturellen Referenzen an den Wänden oder die wilden Tanzexperimente auf der Bühne. Die Performance ist gespickt mit witzigen Einschüben: von Ludwig Thomas Aloisius, dem Münchner im Himmel, bis hin zu dem Duett von Papageno und Papagena aus der Zauberflöte, gesungen von Damián Cortés und Rodrigo Pardo. Die Lust am Spielen ist allen vier Performer:innen anzusehen und der Spaß den sie dabei haben, überträgt sich auch über den Computerbildschirm.

Asymmetrical Encounters ist noch bis zum 21.03.21 über Stream zu sehen. Hier geht’s zu den Tickets.