Kommentar

Weg vom Alkohol – für einen Monat

/ / M94.5 / Julius Peter

Der Anfang des Jahres ist eine Zeit zur Selbstverbesserung: Ein beliebter Vorsatz ist, weniger Alkohol zu trinken – daraus ist der Trend Dry-January entstanden: Nach dem ganzen Glühwein, Sekt und Bier in der Weihnachtszeit und an Silvester, soll man dann komplett auf Alkohol verzichten. Unsere Redakteurin findet, das reicht nicht. Ein Kommentar von Marlene Meier.

Kommentar von Marlene Meier

Alkohol ist schädlich, süchtig machend und kann tödlich enden – das weiß eigentlich jede:r. Genau deshalb reicht der Dry-January als ein Monat Abstinenz nicht, um von der Volksdroge wegzukommen. Indem man im Januar auf Alkohol verzichtet, will man sich beweisen, dass man eben nicht abhängig ist und sich in Zeiten von Selbstoptimierungszwang eine Möglichkeit geben, Kontrolle über das eigene Leben zu spüren. 

Illusion der Nüchternheit

Dieser selbst auferlegte Verzicht eignet sich natürlich auch perfekt als Ausrede für jeden weiteren Konsum, so nach dem Motto, “ich hab ja einen Monat Pause gemacht, bisschen Detox, dann kann ich ja jetzt wieder reinhauen”. Was bringt einem dann das kleine Gefühl der Kontrolle, wenn der Verzicht oder zumindest die Minderung des Konsums sich nicht weiterhin durch das Jahr oder Leben zieht? Grenzt das nicht schon an Selbstbetrug? Denn diesen Titel des Verzichts, den man sich im Januar aneignet, verlieren die meisten wahrscheinlich schneller als man ein Stamperl kippen kann. Und wer wirklich ein Alkoholproblem hat, der wird wohl kaum beim Dry-January seinen Weg zur Nüchternheit finden. 

Die positiven Seiten

An sich ist der Dry-January nichts Verwerfliches oder Schädliches. Ein Monat Verzicht kann sich positiv auf die Gesundheit auswirken, zum Beispiel wird laut der AOK der Schlaf und die Haut besser, das Immunsystems stärker oder man kann sich besser konzentrieren. Aber: diese Vorteile bleiben nur, wenn man auch nach dem Januar weniger Alkohol trinkt. Außerdem sollte man sich neben dem Verzicht auch ernsthaft und reflektiert Gedanken machen, wie es um den eigenen Alkoholkonsum steht:  Warum und wann trinke ich Alkohol und halte ich mich dabei an das “gesunde” Maß? Warum möchte ich eine Zeit lang auf Alkohol verzichten? Weil was bringt einem ein Monat Abstinenz, wenn man danach genauso weitermacht wie davor?   

Wenn einem der Verzicht im Dry-January schwerfällt, ist das vielleicht der Zeitpunkt, um zu merken, dass man schon ein Problem mit Alkohol hat und sich Hilfe zu suchen. In München geht das bei der SG-Suchtberatung.