Johanna Kopp, Julius Riedel

Volleyball Spielbericht

Klassenunterschied im Nachbarschaftsduell

/ / Bild: M94.5

Was gibt es schöneres zur Weihnachtszeit als Glühwein und Plätzchen? Richtig: das Münchner Vorstadt-Duell in der Volleyball-Bundesliga. Die WWK Volleys aus Herrsching empfingen am Mittwochabend den TSV Haching München. Sozusagen die Feuerzangenbowle des Volleyballs. Ein Spielbericht.

Ganz so spannend war dieses Aufeinandertreffen in der Vergangenheit aber nicht wirklich. Seit der Rückkehr der Hachinger im Sommer 2020 kam es bereits 14-mal zum Kräftemessen beider Teams. 14-mal gewannen die Lederhosen-Träger aus Herrsching (8x 3:0; 6x 3:1). Damit schienen die Rollen vor diesem Abend klar verteilt: Der kleine Weihnachtswichtel fordert den unbezwingbar wirkenden Schneeriesen heraus. Doch ganz so deutlich waren die Vorzeichen vor dem Spiel nicht. Denn die beiden Mannschaften sind aktuell Tabellennachbarn (Herrsching Platz 10, Haching Platz 11) und haben in dieser Saison jeweils drei Siege einfahren können. Und während die Favoriten vom Ammersee ihr letztes Spiel verloren haben (3:2 vs. Giesen), konnte der TSV seine zwei letzten Bundesligaspiele für sich behaupten (3:2 vs. Mitteldeutschland und 3:0 vs. Ludwigsburg). Damit kamen sie mit Rückenwind in den BMW Park.

Der Underdog müpft auf

Der Außenseiter kam überraschend gut in die Partie. Kein Durchschnaufen für die Volleys aus Herrsching in der Anfangsphase, die ersten sechs Punkte gingen alle samt an den TSV Haching. Generell wirkten die Gäste im ersten Satz deutlich konzentrierter und überlegter in ihren Angriffen und verteidigten solide gegen unsicher wirkende Herrschinger. So gelangten unter anderem Jakub Klajmon, vom Hachinger Mittelblock, einige wuchtige Angriffsschläge, bei denen die Lederhosen-Träger oft machtlos wirkten. Dazu kamen auf Seiten der Ammerseer viele Aufschlagfehler und fahrige Angriffe, die in der Folge häufig im Aus landeten. Letztlich endete der erste Satz verdient mit 25:18 für den überraschend stark auftretenden Gast aus Haching.

Herrsching schüttelt sich

Die Gastgeber aus Herrsching zeigten zu Beginn des zweiten Satzes wiederum ein ganz anderes Gesicht. Sie traten deutlich aggressiver auf, doch auch die Hachinger blieben weiterhin fokussiert im Spiel. Vor allem der Libero Moritz Eckhart konnte einige der Angriffsbälle der Ammerseer gut auffangen. Die beiden Vereine aus dem Münchner Stadtrand lieferten sich in dieser Phase eine ausgeglichene Partie. Erst durch einen Fehler ihrer Gegner konnten die Hachinger ihren Vorsprung etwas ausbauen. Dieses Momentum nutzten sie jedoch nicht für sich, sondern überließen den Lederhosen-Trägern leichte Punkte. Die Gastgeber traten deutlich bestimmter auf, mit Erfolg: Der zweite Satz endete 25:22 für den WWK Volley Herrsching.

Der Favorit wird seiner Rolle gerecht

Nahtloser Anschluss an Satz zwei. Die Ammerseer um Aktivposten Simon Gallas dominierten das Spiel im dritten Satz. Zwischenzeitlich führte die Heimmannschaft mit 14:7. Das Blatt hat sich gewendet: Plötzlich wirkten die Gäste in ihren Aktionen ziellos und kamen in ihren Angriffen selten durch. Bezeichnend auf der anderen Seite für diesen Satz: Ein Angriff über den Herrschinger Bryan Ávila (MVP), der den Ball überlegt in die Freifläche der Hachinger Hälfte legte. Sein Teamkollege, Janik Sambale, tat es ihm wenige Momente später gleich, quasi copy & paste. Viele solcher gut überlegten Aktionen belohnten das Team von Cheftrainer Thomas Ranner schlussendlich mit einem klaren Satzsieg (25:19). Nach drei Sätzen also die 2:1 Führung der Herrschinger, der Spiel-Sieg damit zum Greifen nah.

Kein Land in Sicht

Wie es der Stadionsprecher im BMW Park schön zusammenfasste: Die S8 nach Herrsching brettert einfach durch. In anderen Worten, der Zug hat keine Bremse, und das bekamen die Green Heroes im letzten Satz nochmal deutlich zu spüren. Viele erfolgreiche Angriffe und eine stabile Verteidigung verschafften den Volleys einen komfortablen Punktevorsprung von zwischenzeitlich sieben Punkten. Mit starken Spikes versuchten die Hachinger, Florian Krenkel und Alexej Zhbankov ihre Mannschaft zurück auf Pfad zu bringen und konnten so auch einige Punkte gutmachen. Nichtsdestotrotz war der Rückstand nicht mehr aufzuholen. Der vierte Satz (25:20) ging somit ebenfalls an die Favoriten, die das Spiel somit mit 3:1 gewannen.

Die Dominanz untermauert

Am Ende war es doch ein Klassenunterschied. Die WWK Volleys Herrsching konnten ihre Siegesserie gegen den Vorstadt-Rivalen aus Haching weiter ausbauen und stehen jetzt im direkten Duell seit 2020 bei 15 Siegen aus 15 Spielen. Das Zepter in Oberbayern bleibt also vorerst am Ammersee.

Das nächste Aufeinandertreffen der Münchner Vorstädter findet in knapp zwei Monaten statt. Am 14. Februar 2026 empfängt der TSV die Herrschinger dann in der Geothermie Arena in Unterhaching für eine Revanche.

Ein Spielbericht von Johanna Kopp & Julius Riedel.