Spielbericht

Verdient und trotzdem bitter – FC Bayern Basketball verpasst direkte Playoff-Quali in der Euroleague

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Die Münchner Basketballer verlieren zum Abschluss einer harten Woche am letzten Spieltag der Euroleague nach gegen Fenerbahce Istanbul mit 77:89 – nun müssen sie den Umweg über die Play-Ins antreten. Dabei verpatzten sie den Start – und liefen das ganze Spiel einem Rückstand hinterher. Aber nicht nur deshalb ist die Niederlage so ärgerlich. Eine Bestandsaufnahme von Tobias Loussinian Hildebrand.

Topspielwoche mit herber Bilanz

Das Euroleague-Heimspiel gegen Fenerbahce am Donnerstagabend markierte der Abschluss einer harten Woche. Schließlich standen vier Spiele innerhalb von sieben Tagen auf dem Programm: Und diese waren keinesfalls einfach. Nach einer Last-Minute Niederlage bei Underdog Maccabi Tel Aviv und einem Sieg gegen den Tabellenvierten der Bundesliga Braunschweig, wartete am Dienstag der Zweite aus Ulm und zweit Tage später das Euroleague Topteam aus Istanbul. Der Fokus lag für Münchens Coach Gordon Herbert klar auf Fenerbahce:

We don’t care about tuesday. We play the game [Ulm] because it’s on the schedule. All we care about is thursday [Euroleague].

Gordon Herbert im Anschluss an den Sieg gegen Braunschweig am Sonntagabend

Mit den Bayern die Euroleague holen: Dafür hatte Gordon Herbert den Trainerjob in München laut eigener Aussage überhaupt angetreten. Das Spiel gegen Ulm, und damit auch die Tabellenführung in der Bundesliga, ging dann verloren. Auch deshalb, weil die Bayern ein wenig schonten, jedoch nicht konsequent genug. Einige der Leistungsträger wie Andi Obst und Nils Giffey gingen in einem harten Spiel gegen Ulm trotzdem ans Maximum. Und ließen wertvolle Kräfte. Zwei Tage später, am Donnerstagabend, schien sich das gegen den starken Gegner aus der Türkei zu rächen.

Überspielt wirkende Bayern verschlafen Start gegen Fenerbahce

Denn die Anfangsphase haben die Bayern an die Gäste verschenkt. Fenerbahce wirkte frischer und legte direkt zu Beginn – getragen vom unfassbaren Support der rund 3000 Gästefans – einen 13:0-Lauf hin. Sie ließen die Bayern dabei von der eigenen Medizin kosten, spielten schnell, ließen Ball und Gegner laufen und waren hocheffizient von der Dreierlinie. Die Hausherren konnten die hohe Intensität des türkischen Meisters im ersten Viertel nicht mitgehen. Jeder Punkt der Bayern wirkte wie ein Kraftakt, Fenerbahce hingegen kam im Umschaltspiel mit Leichtigkeit zu freien Würfen von außen. Im zweiten Viertel verkürzten die Bayern mit viel Einsatz nach zwischenzeitlich 24 Punkten Rückstand zum Halbzeitstand von 31:46.

Später Kampf wird nicht belohnt

Es dauerte lange, bis die Bayern so etwas wie Momentum aufbauen konnten. Lange Zeit wurde jeder starke Spielzug der Münchner mit relativ mühelosen erscheinenden Punkten der Gäste beantwortet. Die bayrische Offensive lief erst spät an. So traf Andi Obst nach sage und schreibe 32 Minuten seinen ersten Wurf aus dem Feld. Hoffnung keimte aber nach und nach auf: In einem starken letzten Viertel kam der FC Bayern getragen von einem in dieser Phase überragenden Carsen Edwards, der mit 26 Punkten Topscorer der Partie wurde, auf sechs Punkte heran. Als Fenerbahce diesen aber zunehmend besser verteidigte, war der Zahn der Münchner aber gezogen. So verlor der Gastgeber mit 77:89, einem Abstand etwa so hoch wie das, was in den ersten Minuten so einfach hergeschenkt wurde. Über die gesamte Spielzeit lag der amptierende deutsche Meister nicht ein einziges Mal in Führung.

Die Enttäuschung sitzt tief

Nun liegt man in der Euroleague-Tabelle jenseits der direkten Playoff-Plätze auf Rang neun. Nach drei Niederlagen in sieben Tagen verloren die Münchner nicht nur die Tabellenführung in der Bundesliga an Verfolger Ulm, auch muss Bayern den schweren Gang durch die Play-Ins antreten. Das halbe Schonen gegen Ulm und der verschlafene Start gegen Fenerbahce schmerzen, aber auch die Niederlage gegen Euroleague-Kellerkind Maccabi, die ihr Heimspiel sogar nach Belgrad auslagern mussten und somit ohne Fans im Rücken spielten, sorgt für Frust.

Es ist tough zu akzeptieren. Das Spiel gegen Tel Aviv schmerzt eigentlich noch mehr. Wir spielen vor einer toten Kulisse, die haben nichts zu gewinnen, waren oben und haben das Spiel nicht kontrolliert.

Nils Giffey nach der Niederlage gegen Fenerbahce

Am Freitagabend entscheidet sich, gegen wen es für den FC Bayern in den Play-Ins geht. Dann heißt es für das Team um Gordon Herbert: sich auf die eigenen Stärken besinnen und die vergangenen Enttäuschungen hinter sich lassen. Eine Wahl hat die Mannschaft da nicht, und so blickt der Coach (zweck)-optimistisch auf die nächsten Aufgaben.