Dis M im Interview

Reggae unterm Kastanienbaum

/ / Bild: Johannes Fichter, Dis M.

Baierischer Pop, Ska, Rap UND Reggae? Geht lässig zusammen, zeigt uns die Band Dis M. Sie waren bei uns im Interview.

Reggae aus Bayern

Wenn man an Reggae denkt, fallen einem sofort Palmen, Sonne und Jamaica ein – aber Bayern? Für Dis M passt das ziemlich gut zusammen. Aufgewachsen am Chiemsee, direkt neben dem legendären Reggae-Festival Chiemsee Summer, haben die Musiker ihre Liebe zu lässigen Grooves früh entdeckt. „Fünfmal hintereinander war ich dort – das war eins der geilsten Festivals überhaupt“, erzählt Bandmitglied Tobias Kalweit. Für Dis M ist klar: Reggae hat in Bayern längst Wurzeln geschlagen.

Dialekt als Haltung

Ihre Songs sind aber nicht nur von Rhythmen geprägt, sondern auch von Sprache. Dis M singen auf Bairisch – nicht aus Trotz, sondern weil es am ehrlichsten ist. „Es ist unsere Muttersprache, so können wir uns am besten ausdrücken“, sagen sie. Mal fließt auch Hochdeutsch ein, je nach Stimmung. Und doch bleibt das Bairische ihr Fundament und ein Stück Identität.

Liebe auf der Autobahn – mit KI auf dem Beifahrersitz

Ehrlich heißt bei Dis M allerdings nicht konservativ. Mit ihrer Single „Liebe auf der Autobahn“ wagte die Band einen Abstecher ins Digitale: Eine KI-Stimme übernahm den Gesang. Die Fans reagierten irritiert – „die Leute hassen es“, geben die Musiker lachend zu. Sie selbst feiern den Track trotzdem, weil Idee, Text und Konzept aus ihrer Feder stammen. Für sie ist das Experiment weniger Verrat an der Musik als vielmehr ein Spiel mit neuen Werkzeugen.

Zwischen Kastanienbaum und Meisterfeier

Der Kontrast könnte größer nicht sein: Während „Liebe auf der Autobahn“ für futuristische Experimente steht, schlägt die aktuelle Single „Kastanienbaum“ eine ganz andere Note an. Inspiriert vom Baum der Großeltern erzählt der Song von einem Sehnsuchtsort, unter dem man sitzen kann, wenn alles andere zu Ende geht. Fast poetisch wirkt das Bild – und gleichzeitig typisch Dis M: ernsthaft, aber mit einem Augenzwinkern.

So wechselhaft wie ihre Songs sind auch die Bühnen, auf denen sie standen. Angefangen als Straßenmusiker, landeten sie überraschend schnell bei großen Auftritten, sogar auf der Meisterfeier des FC Bayern. Heute sehen sie diesen Gig kritisch – „Fußballfans sind keine guten Zuhörer“ – doch es bleibt eine Geschichte, die sie gern erzählen.

Mit der Limousine durchs Leben

Auch abseits der Bühne lebt die Band von ungewöhnlichen Geschichten. So rollt Dis M seit Kurzem in einer alten Stretch-Limousine durchs Land. Sie selbst finden das nicht dekadent, sondern eher abenteuerlustig. Es war „eine wirtschaftliche Entscheidung“, wie sie scherzhaft betonen. Drinnen wurde schon gefeiert, gejammt – und manchmal einfach nur gechillt. Auch unsere Redaktion konnte einmal Limousinenluft schnuppern.

Wohin die Reise geht

Ob KI-Experimente, Kastanienromantik oder Limousinenfahrten – Dis M bewegen sich gern zwischen Gegensätzen. Und genau das macht ihren Sound so spannend: geerdet und experimentierfreudig zugleich. Nach einer kurzen Pause im Winter geht es im Frühjahr weiter mit Konzerten. Wer wissen will, wie Bayern klingt, wenn Reggae durch die Lautsprecher rollt, sollte sie unbedingt live erleben – oder einfach das ganze Interview nachhören.

Dis M im Interview mit Sebastian Bergsteiner und Theresa Detterbeck.