Vierschanzentournee - Oberstdorf

Überwältigende Fans und ein Mythos, der Hoffnung macht

/ / Bild: Dominik Berchtold

21 Jahre ist der letzte Sieg eines Deutschen bei der prestigereichen Vierschanzentournee her. Die Chancen, dass sich das dieses Jahr ändert, sind auf dem Papier allerdings gering: Die DSV-Adler sind nur Außenseiter. Aber gerade die Vierschanzentournee ist bekannt für ihre Underdog-Stories und die Fans melden sich nach zwei Jahren auch zurück. 

Die Vierschanzentournee von 2021/2022 war – vor allem aus deutscher Sicht – eine besondere. Zum einen waren coronabedingt zum wiederholten Mal keine Fans zugelassen. Zum anderen ging der deutsche Karl Geiger als Weltcupführender in die Tournee. Dort begann dann – mal wieder – das deutsche Drama. Geiger verpasste als Vierter das Podium in Oberstdorf. Und auch am Ende der Tournee stand nur der vierte Platz. 

Der Mythos der Vierschanzentournee 

Dass sich dieses Jahr endlich die Sehnsucht nach einem deutschen Sieg erfüllt, gilt als unwahrscheinlich. Karl Geiger belegt als bester Deutscher Platz sieben der Weltcup-Wertung. Aber die Vierschanzentournee hat schon viele Favoriten fallen sehen und Außenseiter weit getragen. Der Pole Dawid Kubacki beispielweise gewann 2019/20 die Tournee obwohl er nur als Weltcup 15. nach Oberstdorf kam. 

Um diesen Erfolg zu schaffen ist vor allem eins wichtig: Ein starker Auftakt. 16 der letzten 17 Gesamtsieger sprangen beim Auftaktspringen in Oberstdorf auf das Treppchen. Die Schattenbergschanze ist auch ein Lichtblick für die deutschen Hoffnungen. 22 Tagessiege konnten deutsche Springer hier bereits einfahren. Das sind neun mehr als Österreich auf Platz zwei verbuchen kann.  

Die deutschen Fans sind zahlreich beim Auftaktspringen erschienen. Bild: Dominik Berchtold

Die deutsche Skisprungparty von Oberstdorf

25.000 Zuschauer:innen verfolgten am gestrigen Donnerstag das Auftaktspringen. Zwei Jahre Geisterspringen haben die Fans hungrig gemacht. Ein schwarz-rot-goldenes Fahnenmeer hat die Arena des Skiclubs Oberstdorf zum Beben gebracht. Trotz mehrerer Unterbrechungen auf Grund wechselnder Windverhältnisse, feierten die Fans pausenlos durch. Dem deutschen Andreas Wellinger war die Begeisterung nach dem Springen anzusehen. Mit einem strahlenden Lächeln bedankte er sich bei den eindrucksvollen Heimfans. 

Andreas Wellinger freut sich über die Rückkehr der Fans.

Mit Sprüngen von über 130-Metern setzen sich Wellinger und Geiger im Ersten Durchgang auf die Positionen vier und fünf. Aber nicht nur die Deutschen bekommen von den begeisterten Fans auftrieb. Der Norweger Halvor Egner Granerud haut unter lautstarkem Jubel 142,5 Meter raus – nur einen Meter kürzer als der Schanzenrekord!  

Ist er dieses Jahr das Maß der Dinge? Der Norweger Halvor Egner Granerud. Bild: Brigitte Waltl

Im entscheidenden Zweiten Durchgang wird es dann nochmal richtig spannend: Während Wellinger mit 132-Metern seinen besten Wettbewerb in Oberstdorf zeigt und sich Platz sechs sichert, geht es bei Geiger um das Podium. Ein lautes und langes „Zieeeeh“ erschallt durch die Arena in Oberstdorf. Am Ende stehen bei Geiger beachtliche 134-Meter. Doch dann folgt die Ernüchterung: Es fehlen 70 Zentimeter auf den drittplatzierten Dawid Kubacki. Geiger wird Vierter. Den Sieg fliegt danach Granerud mit beeindruckenden 139-Metern ein. Geiger selbst ist mit seiner Leistung trotzdem zufrieden und weiß um den Mythos der Vierschanzentournee. Denn mit Garmisch-Partenkirchen, Innsbruck und Bischofshofen warten immerhin noch drei Springen. Außerdem ist Karl Geiger mit zehn Metern Rückstand noch lange nicht abgeschlagen. Der Norweger Granerud muss nun erstmal beweisen, dass er in der Lage ist diese Leistung konstant abzurufen. 

Karl Geiger ist trotz Graneruds Erfolg zuversichtlich, dass es spannend werden kann.

Ob die DSV-Adler nochmal vorne reinspringen können wird sich beim zweiten Springen am 1. Januar zeigen. Dann geht es nach Garmisch-Partenkirchen zum berühmten Neujahrsspringen. Wir von M94.5 sind auch dann wieder vor Ort und berichten.