Lost Places

Schönheit des Verfalls

/ / Foto: Buidlwerk

Eingeschlagene Fenster, verstaubte Möbel, von der Wand fallender Putz- das ist kein Gruselkabinett, sondern ein „Lost Place“. Verlassene Orte, die Fotografen reizen, mal eine ganz andere Art von Motiven zu suchen. Doch was überwiegt – der Reiz des Verbotenen oder das Motiv an sich?

Foto: buidlwerk

Ein ständiges Suchen

Lost Places zu finden, ist gar nicht so einfach. Die Community hält die Ortsangaben strikt unter Verschluss, nur guten Freund:innen werden sie weiter erzählt. Aber nicht, weil sie Konkurent:innen sind, die Community ist sehr freundlich gesinnt, sie möchten nur die besonderen Orte schützen. Oft kommen Sprayer:innen oder Randalierende in die Motive und zerstören jeglichen Charme. Der Münchner Fotograf Manuel Thoma findet auf seine ganz eigene Art die Lost Places.

„Sonst kann man im Alltag die Augen offen halten, da gibt’s einige Gebäude, die einfach leer sind, bzw verlassen sind und das erkennt man auch. Es gibt schon Merkmale, wenn der Briefkasten voll ist, wenn kein Namenschild dran steht, das Tor schon außen auf halb acht hängt, wenn drinnen der Vorgarten nicht mehr gepflegt wird.“

Manuel Thoma, Fotograf

Anschließend recherchiert er die Besitzer:innen und versucht, einen Besichtigungstermin zu vereinbaren.

Foto: buidlwerk

Oder doch eher illegal?

Etwas mehr auf Risiko geht ein Parcoursläufer aus München, der lieber unbekannt bleiben möchte. Er findet Lost Places auch eher zufällig beim vorbei Laufen. Wenn schon Risse in der Fassade sind oder ein Bauzaun aufgestellt ist, ist das für ihn ein Indiz. Meistens versucht er dann Sonntag Früh, wenn noch alle schlafen, in die Häuser einzusteigen, um Fotos und Videos zu machen. Ganz legal entstehen die Fotos von Lost Places natürlich nicht. Die Grundstücke sind eigentlich immer in Besitz von Leuten, sodass eine Begehung ohne Genehmigung Hausfriedensbruch bedeutet.

Instagram: andr0schka

Der Reiz des Unbekannten

Lost Places sind immer „Überbleibsel aus einer vergangenen Ära“, so der Parcoursläufer. Es gäbe dort keine Regeln, es sei wie in eine eigene Welt eintauchen. „Man weiß nie, was passiert, was drin ist. Es kann sogar was Gefährliches drin sein. Kann sein, dass es einsturzgefährdet ist, kann sein, dass jetzt drin jemand lebt.“

Der Fotograf Manuel Thoma sieht es ähnlich. Für ihn sind die mystischen Orte immer interessant, auch um die Geschichte der Gebäude einzufangen. Was ist in den Häusern passiert, warum verlassen die Leute ihre Wohnung? Welche Zeitungen, Briefe oder Kalender sind noch vorzufinden?

Instagram: andr0schka

Also ist ein Lost Place kein Abenteuerspielplatz für Erwachsene. Das Ziel der Fotograf:innen ist es, schöne eindrucksvolle Stimmungen einzufangen und auch kaputten Gebäuden einen optischen Reiz abzugewinnen.