Pornös musikalisch

/ / Quelle: Vincenzo Buscemi

Gibt es in München ein Nachtleben außerhalb der Feierbanane und den Elektroclubs? Ja, gibt es. Ein sehr psychedelisches.

Das Genre des Psychedelic Rock weckt zunächst Assoziationen an längst vergangene Zeiten. Zeiten, in denen Männer noch überwiegend langhaarig waren, die Gitarren-Soli nicht endlos und die Parties nicht ausschweifend genug sein konnten. Veit und Serge, die Veranstalter der Behind the Green Door Events, transportieren diese Musik und das Lebensgefühl ins heutige München. In der Sendung Der Gute Ton zum Thema Psychedelic Rock in München haben die beiden erzählt wie es ist, seine eigene Party- und Konzertreihe aus dem Boden zu heben, interessante Bands zu kuratieren und warum bei ihren Veranstaltungen nicht einfach in Nostalgie geschwelgt wird.

Tanz gegen den Mangel

Dass die Beatles eine ziemlich psychedelische Band ist, geht im Allgemeinen Bewusstsein leider immer mehr verloren. Tatsächlich war die Band der Grund dafür, wieso Veit angefangen hat, sich für diese Art von Musik zu interessieren. Er ist der Initiator von Behind the Green Door. Zufällig lernte er Serge alias Thur Deephrey kennen, der sich als DJ einen Namen gemacht hat. Er kam über den Jazz zum Psychedelic Rock und durch die Liebe zu Krautrockbands wie Amon Düül nach München. Als die beiden sich kennenlernten war klar, dass sie gemeinsam etwas starten wollten.

Und wie kommt man auf die Idee, ausgerechnet im als kulturfeindlich geltenden München eine eigene Event-Reihe zu initiieren? „Genau deshalb, aus diesem Mangel“, lacht Veit. Kokettierend nennen sie es Egoismus, aber eigentlich steckt viel mehr dahinter. „Wir wollten einen Ort schaffen, an dem genau diese Musik gespielt wird. Einen Ort, an dem man diese Musik feiern kann“, erzählt Veit im Interview.

Hinter der grünen Tür

Behind the Green Door ist der Titel eines Pornos aus den 1970er-Jahren. Bei den Events der beiden werden immer aufwendige Lichtshows an die Wände projiziert. Verantwortlich dafür zeigen sich Lenny und Lucien alias Kreuzer Lichtmaschine. Das Duo arbeitet mit Overheadprojektoren und Ölfarben, zu Anfang laufen oft Filme im Hintergrund, die zu späterer Stunde gegen Pornos aus den 60ern und 70ern getauscht werden.

Auch wenn die Benennung nach einem Pornofilm schon bei manchen weniger psychedelic-affinen Besuchern für Verwunderung gesorgt hat, steckt dahinter ein Konzept. Es geht nicht um das Darstellen von Pornografie und Exzessen, sondern um die Erinnerung an ein Lebensgefühl, als Musik noch mehr impliziert hat als die Anzahl der Songdownloads und Instagramfame. Die Behind the Green Door Events präsentieren Musik, die Freiheit verspricht und für einen Abend oder auch für immer hält, je nachdem wie sehr man sich darauf einlassen möchte. Zu dem Kosmos des Psychedelic Rock gehört neben Musik auch Kunst, Literatur und ein Lebensgefühl, welches sich bei diesen Veranstaltungen wiederentdecken lässt.

Die Kunst des Bookings

Während die Psychedelic Porn Funk Parties zumeist im Import / Export stattfinden, werden Konzerte auch in anderen Locations wie der Milla gespielt. Veit übernimmt überwiegend das Booking der Bands und beherrscht dabei neben einem guten Geschmack und vorausschauendem Planen auch ein Gespür für gut platzierte Überraschungen. So spielte bei dem zweijährigen Jubiläum der Eventreihe nach drei Konzerten um Mitternacht noch eine vierte Band und brachte das Publikum zum selbstvergessenen Tanzen. Die Überraschungsband L’Eclair aus der Schweiz hatte Serge hingegen gebookt.

Unter die Highlights der vergangenen Konzerte fallen sicherlich Ouzo Bazooka, die sich innerhalb von zehn Monaten zweimal die Ehre gaben, Kikagaku Moyo, L.A. Witch sowie King Khan and The Shrines. Letztere brachte im Sommer 2018 das komplett ausverkaufte Import / Export zum Schwitzen und King Khan jivte in Boxwershorts, Pailettensakko und gefiedertem Kopfschmuck durchs Publikum.

Mehr über Psychedelic Rock und die Behind the Green Door Events in München könnt ihr in der Musiksendung “Der Gute Ton: Psych Rock in München” hören.