Filmfest 2022

Paloma

/ / Bild: Filmfest München/ OpenGate

Transsexualität und Religion – Diese beiden Themen treffen im Film Paloma in einem brasilianischen Dorf aufeinander. Regisseur Marcelo Gomes erzählt herzerwärmend und herzerschütternd vom Kampf einer Transfrau für ihr Recht auf eine traditionelle katholische Hochzeit.

Paloma ist eine hingebungsvolle Mutter, liebende Freundin und fleißige Arbeiterin auf einer Papaya-Plantage. Zusammen mit ihrer Tochter Jennifer und ihrem Freund Zé versucht sie als Transfrau ein normales Leben nach den Regeln der katholischen Kirche zu führen. Eine kirchliche Hochzeit ist ihr größter Traum. Diese wird ihr aber verwehrt, weil sie ihr früheres Leben im Körper eines Mannes gelebt hat.

Nie genug

Egal wie sehr Paloma versucht, sich perfekt als Frau in die Gesellschaft einzugliedern, es ist nie genug. Hinter ihrem Rücken wird getuschelt, viele distanzieren sich, lachen nur über ihren Hochzeitstraum oder schütteln verächtlich den Kopf. Durch Aussagen wie “People like you”, wird ihr klar gemacht, dass sie nicht dazu gehören soll. Während die Zuschauer:innen Palomas romantischer Geschichte folgen, zeigt diese ihnen gleichzeitig die harte Realität von Transfrauen in Brasilien: Vorurteile, Ungerechtigkeiten und Gewalt.

Inspiriert von einer wahren Geschichte

Paloma feierte am 24.06.2022 seine Weltpremiere beim Filmfest München. Die Idee für den Film bekam Regisseur Marcelo Gomes durch einen Zeitungsartikel. Dieser erzählte von einer Transfrau aus einer kleinen brasilianischen Stadt, die den Traum hatte in einer katholischen Kirche in weiß zu heiraten. Die Geschichte blieb in seinem Kopf und wurde schließlich zum Film. Warum sein Film, vor allem mit dem Standort Brasilien, so wichtig sei, erklärt Gomes so:

Brazil is a country that embodies many contradictory statistics. It presents itself as a unique
ground comprised of over 200 million people where the blending of different cultures has
allowed multiple forms of sexuality and spirituality to emerge. But yet Brazil possesses the
highest murder rate of transgender women on record: in the last eight years, more than 886
were killed. These tragic statistics are the result of the long-time bigotry combined with the
widespread of evangelical churches that preach that their nature is evil. In this context, I feel the urge to tell this story and bring this discussion to a wider audience.

Marcelo Gomes

Als Hauptdarstellerin wählte der Regisseur die Transgender-Schauspielerin Kika Sena, die davor noch keinerlei Schauspielerfahrung hatte – und das mit Erfolg!

Ein Gesicht – Tausend Emotionen

Die Schauspielerin brilliert in ihrem Filmdebut. Kika Senas Gesicht ist in der Rolle als Paloma gezeichnet von Liebe, Freude und Schmerz. Durch ihre Augen, ihre Falten und ihr Lächeln transportiert sie Gefühle, die so groß sind, dass man sie gar nicht in Worte fassen könnte. Aber nicht nur diese einfühlsame schauspielerische Leistung ist herausragend. Vor allem die glaubhafte Darstellung ihres Kampfes, nicht mit dem Glauben, sondern mit der Kirche und der Gesellschaft, macht den Film so sehenswert.

Paloma lief auf dem Filmfest München in der Reihe Spotlight. Zum Thema des Films läuft zudem noch bis zum 31. Juli das Festival TransVision im Amerikahaus.