Langzeithotelbewohner

„Meet Me At The Hotel Room“

/ / Bild: M94.5/ Sophia Reichert

„Hinter jeder Tür ein anderes Schicksal“, nuschelt Udo Lindenberg, als Beckmann ihn 2008 für ein Interview im Hotel Atlantic in Hamburg besucht. Der Sänger lebt schon seit Ewigkeiten in der Drei-Zimmer-Suite: Für Reisende ist dieser Ort ein Zwischenstopp, für ihn sein Zuhause. M94.5-Reporterin Sophia Reichert geht dem Phänomen nach. 

Roomservice!

Für viele Menschen besteht der Charme darin, an einem Ort zu wohnen, an dem andere Leute Urlaub machen. Aber was steckt dahinter? Der Reiz des Morbiden oder einfach nur schnöde Wohlstandsverwahrlosung und kein Interesse daran, selbst den Haushalt zu schmeißen? Ob es daran liegt, dass der Barmann jeden Abend ungefragt das Lieblingsgetränk serviert, nachdem er höflich in die private Dining-Room-Nische verwiesen hat, oder – im Fall von Udo Lindenberg beispielsweise – einfach die schlichte Dankbarkeit für Service und Diskretion bezüglich des Privatlebens.

Ein Wohnheim für gut situierte Berufstätige?

Diskretion hin oder her. Man könnte meinen, der Trubel in einem Hotel ist etwas für Erwachsene, die irgendwie das Gefühl haben, ihre Jugend verpasst zu haben. Das WG-Leben wird also nachgeholt. Nur eben im poshen Lifestyle eines wohlhabenden Mitvierzigers.

Lindenbergs guter Bekannter ist der Autor Benjamin von Struckrad-Barre. Er lebt die meiste Zeit in L.A. und bewohnt eine Suite im luxuriösen Chateau Marmot. Geht es um die Frage nach seiner „Miete“ oder heißt es, er würde ja „nicht irgendein Hotel bewohnen“, kontert er unverblümt: „eigentlich schon“ – „ist halt das teuerste”. In der Lobby auf Prominente zu treffen, ist hier keine Besonderheit. Ironischerweise meint Stuckrad-Barre dazu: „Das Ziel ist einfach, die nicht mitzukriegen, diese Geschichten.“

Grotesk – aber irgendwie sympathisch. Um das genauer nachvollziehen zu können, muss man wahrscheinlich erstmal selbst die ein-Jahr-im-5-Sterne- Ressort-gewohnt-Marke geknackt haben. Easy. Jetzt erst mal berühmt und reich werden.