Das Wetterphänomen El Niño

Kommt das Christkind dieses Jahr?

/ / Bild: Shutterstock / Vaclav Volrab

Das Christkind könnte dieses Jahr schon im Sommer kommen. Aber leider ohne Geschenke. Wir reden nicht über das weihnachtliche Christkind, sondern über das Wetterphänomen El Niño, das nach dem Jesuskind benannt ist. 

Nach Einschätzung der amerikanischen Nationalen Ozean- und Atmosphärenbehörde NOAA hat das natürliche Wetterphänomen El Niño diesen Monat begonnen. Es tritt alle zwei bis sieben Jahre im Pazifik auf und sorgt dafür, dass das die Wassertemperatur an der Ostseite des Pazifiks deutlich wärmer ist als bei normaler Wetterlage.

Ohne El Niño fließt das warme Oberflächenwasser des Pazifiks durch die Winde am Äquator, die Passatwinde, von Osten nach Westen. Dadurch steigt im Osten des Pazifiks bei Südamerika kaltes und nährstoffreiches Wasser von den Meerestiefen auf. Wenn sich die Winde am Äquator abschwächen und somit überdurchschnittlich hohe Meeresoberflächentemperaturen im zentralen und östlichen Pazifik vor Südamerika vorherrschen, tritt der El Niño ein.

Was heißt das für die Menschen?

Die größten Auswirkungen hat der El Niño auf die Bewohner:innen der Anrainerstaaten des Pazifiks. In Südamerika kommt es durch die steigende Wassertemperatur zu einem reduzierten Fischbestand, da der Auftrieb des nährstoffreichen kalten Wassers ausbleibt. Weitere Folgen können Starkniederschlag und Überschwemmungen sein. In den australischen und asiatischen Ostküsten kann es zu extremer Trockenheit und Dürre kommen, was zu steigender Waldbrandgefahr und Ernteausfällen führen kann.

Hier in Deutschland hat der El Niño zurzeit wenig Auswirkungen. Es könnte aber im Winter in Mittel- und Nordeuropa zu Kälteeinbrüchen kommen. Darüber hinaus bewirken die landwirtschaftlichen Einbüßen in den Anrainerstaaten des Pazifiks auch mögliche ökonomische Folgen für uns.

Das 1,5-Grad-Ziel wird wohl während dem El Niño nicht erreicht werden

Nach Aussagen von Christian Stepanek, Paläoklimamodelierer am Alfred-Wegener-Instituts für Polar- und Meeresforschung in Bremerhaven könnte das 1,5-Grad-Ziel sehr wahrscheinlich durch das El Niño Phänomen temporär überschritten werden. Er sagt auch:

“In Zeiten, wo wir keinen El Niño haben profitieren wir so ein bisschen von der Energieaufnahme des Ozeans, dass wir zwar CO2 emittieren, aber nicht so viel von der Wärme spüren. Und immer wenn wieder El Niño Jahre angekündigt sind und auftreten, müssen wir uns dafür auf extrem warme Temperaturen global gemittelt einstellen.”

– Christian Stepanek

Bild: Alfred-Wegener-Institut

Durch den El Niño wird sehr viel Wärme vom Ozean an die Atomsphäre abgegeben, wodurch die mittlere globale Temperatur sich weiter erhöht. Neben dem menschengemachten Klimawandel kommt also noch das Klimaphänomen El Niño hinzu, was zu weiteren globalen Wärmerekorden führen kann. 

Und woher kommt eigentlich der Name “El Niño”?

Der Name “El Niño” lässt sich zurückführen auf den spanischen Begriff “El Niño de Navidad”, was so viel wie Christkind bedeutet. Peruanische Fischer bemerkten, dass alle paar Jahre besonders zur Weihnachtszeit das Meerwasser wesentlich wärmer ist als in normalen Jahren. Deswegen gaben sie dem Wetterphänomen den Namen “El Niño”.