Albumrezension

Ist das noch Punkrock, uns so lange warten zu lassen?

/ / Bild: Jörg Steinmetz

Nach 8 unendlich langen Jahren sind Die Ärzte mit ihrem neuen Album „Hell“ im gewohnt verrücktem Ärztesound zurück. Ihre mittlerweile 13. Platte enthält 18 Songs aus der Feder von Farin Urlaub, Rodrigo „Rod“ Gonzales und Bela B. Seit ihrer Gründung 1982 gehören sie zu den Must-Hears der deutschen Musikszene. Und die Berliner, die sich selbst als „beste Band der Welt“ bezeichnen, verstehen immer noch was es heißt, Punk zu sein.  

Mitgrölen und Mitstampfen

Im Jahr 2020 machen auch die Ärzte keinen Halt vor moderneren Sounds. Schon der erste Song „E.V.J.M.F.“ überrascht mit Trap-Instrumental statt E-Gitarre und Schlagzeug – so gar nicht der bekannte Ärztestyle. Beim genaueren Hinhören lässt sich eine gewisse Ironie aber nicht bestreiten, denn der Text ist wie immer selten komisch, so wie man es von den Ärzten kennt. Gott sei Dank ist aber “Plan B” wieder eine richtige Mitstampf – Nummer. Hier hört man beinahe schon die ganzen Fans lauthals mitgrölen. Und ganz in alter Ärzte-Manier darf Bela B bei dem Song „Achtung: Bielefeld“ und Rod bei „Morgens Pauken“ auch mal wieder vors Mikro.  

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Liebe gegen Rechts

Bei „Liebe gegen Rechts“ schießen die Ärzte gegen Rechtsradikale im Countrystyle und stehen wie immer ausdrücklich zu ihrer politischen Einstellung. Der Song ist eine kleine Ode an ihren Klassiker „Schrei nach Liebe“. „Alle auf Brille“ ist einfach nur guter alter Punk so wie wir ihn lieben. Und in „Thor“ klaut ihnen sogar der Thor – Darsteller Chris Hemsworth den Körper.  

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Moderne Herzensbrecher

In „Hell“ haben die Ärzte mal wieder bewiesen, dass sich Kult und Moderne zusammenbringen lassen. Auch wenn die Trapnummer nicht hätte sein müssen, gehört sie trotzdem dazu. Wo sie früher über Bademeister, Bärte und Männer, die ihre Socken nicht waschen, gesungen haben, thematisieren die Ärzte 2020 den Plastikmüll, die Vereinsamung durch die sozialen Medien und ihre Haltung gegen Rechts. Man muss mit der Zeit gehen, aber darf auch die Vergangenheit nicht vergessen. Die Ärzte halten noch immer was sie versprochen haben: „Eines Tages werden sie sich rächen, sie werden die Herzen aller Mädchen brechen, dann sind sie Stars und werden in der Zeitung stehen doch dann ist es zu spät.“