Impfdiskussion

Hilfe, die Masern sind los!

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Ein Artikel von Ronja Miska.

Das Gesundheitsamt in München hat diese Woche eine Warnung von einem Masernfall in München herausgegeben: Kunden eines McDonalds in Trudering könnten sich an einem Mitarbeiter infiziert haben, der an den Masern erkrankt war. Doch warum erregt dieser Fall so viel Aufmerksamkeit? Sind Masern wirklich so gefährlich? Erneut entfacht sich eine Debatte um den richtigen Umgang mit Krankheiten, gegen die es eigentlich ein einfaches Impfmittel gibt.

Mit Masern ist nicht zu spaßen

Masern sind eine Virusinfektion, die keinesfalls ungefährlich ist. Ganz im Gegenteil: Betroffene haben häufig mit Komplikationen wie Lungen-, Mittelohr- oder sogar Gehirnentzündungen zu kämpfen. Dabei ist man nach einem einfachem kleinen Piks mit sehr hoher Sicherheit gegen Masern geschützt. Doch gerade eigentlich einfach zu bekämpfende Krankheiten wie die Masern oder der Keuchhusten sorgen in Europa immer wieder für Probleme.

Das Problem: Impfmüdigkeit

Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ist die Impfmüdigkeit momentan das weltweit größte Gesundheitsrisiko. Die Impfraten sind vor allem bei Jugendlichen und Erwachsenen zu niedrig. Diskussionen über mögliche Folgen und Schäden von Impfungen ziehen im Internet schnell große Kreise. Zudem verkennen viele die Gefährlichkeit von Krankheiten, die durch bisherige Impferfolge nicht mehr akut und bedrohlich erscheinen.

In Deutschland war die Auslöschung der Masern, für die es laut WHO eine Impfrate von mindestens 95% braucht, ursprünglich für 2015 angesetzt. Dieses Ziel wurde aber weit verfehlt. Bislang ist der Trend der Masernfälle nicht einmal rückläufig, die Zahlen schwanken von Jahr zu Jahr, je nach Reichweite der Epidemien. 2018 sind sogar mindestens 37 Menschen in Europa an Masern gestorben. Klingt vielleicht erst einmal nach nicht viel, doch Masern sind eine Krankheit, die längst verschwunden sein könnte.

Italien führt Impfpflicht ein

Seit langem wird eine Impfpflicht gegen Masern und andere hochinfektiöse Krankheiten wie Polio und Keuchhusten diskutiert. In Italien trat diese Woche ein bereits im Juli 2017 beschlossenes Gesetz zur Einführung einer Impfpflicht in Kraft. Eltern, die Impfungen gegen die zwölf vorgeschriebenen Krankheiten verweigern, müssen nun mit Geldstrafen, sowie der Verweigerung des Zutritts zur Kindertagesstätte für ihr Kind rechnen. Mit der Impfpflicht will man die hohe Zahl der Masernfälle in Italien (4885 Fälle in 2017) reduzieren und Kinder vor eventuell falschen Entscheidungen ihrer Eltern schützen. Auch Frankreich, Ungarn, Belgien, sowie sieben weitere Staaten der EU haben eine gesetzlich vorgeschriebene Impfpflicht. Doch ist diese Maßnahme legitim?

Kommt die Impfpflicht auch nach Deutschland?

Bislang ist eine solche Maßnahme noch nicht geplant. Allerdings ist es bereits jetzt möglich, Kinder und Jugendliche im Falle eines Krankheitsausbruchs von öffentlichen Einrichtungen auszuschließen. Das ist beispielsweise an der Oskar-Schindler-Gesamtschule in Hildesheim passiert. 107 Schüler und Lehrer dürfen den Unterricht bis zum 22. März nicht mehr besuchen, da sie keinen ausreichenden Impfschutz gegen Masern nachweisen konnten. Grund dafür war, dass in Hildesheim seit Januar 24 Personen an Masern erkrankt waren, zwei davon besuchten die Gesamtschule.

Rechtlich gesehen ist eine Impfpflicht aber auch in Deutschland möglich. Auf diese Weise wurden in Deutschland bis 1975 die Pocken bekämpft und letztendlich erfolgreich eliminiert. Doch die Befürchtung, dass sich Impfgegner bei Einführung einer Impfpflicht in ihrer Position bestärkt fühlen ist groß. Viele fordern, man solle den Eltern die Entscheidungsfreiheit über das Thema „Impfen“ lassen. Das hat die Politik bislang davon abgehalten, einen Impfzwang gesetzlich einzuführen.