Munich Ravens

God save the rave 

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In Unterhaching wird in dieser Saison nicht mehr nur bei Heimsiegen der SpVgg gefeiert. Im Sportpark haben die Munich Ravens, Münchens neues Football-Team, ihr Zuhause gefunden. Die Fans sind begeistert – und werden gut unterhalten. 

Alpenbauer Sportpark – der Ort, wo Amerika zuhause ist. Zugegeben, das klingt nicht nur aufgrund des Namens abwegig – das Stadion der SpVgg Unterhaching im Vorort von München strahlt eigentlich eher Bodenständigkeit und ehrlichen Fußball aus. Vor knapp drei Wochen feierte hier noch ein Markus Schwabl, mit Bierduschen und Platzsturm der Fans, den Aufstieg in die 3. Fußballliga. Und von der Dachterrasse des Vereinsheims schauen normalerweise jede zweite Woche die alteingesessenen Fußballfans die Spiele ihrer Rot-Blauen. Seit diesem Sommer ist das alte Stadion wahrscheinlich der amerikanischste Ort Münchens. Vergesst Five Guys und das Amerikahaus. Die Munich Ravens sind in Unterhaching. 

Mit den Ravens hat München sein drittes Football-Team – und es zieht die Fans in den Alpenbauer-Sportpark. Nach längeren Verhandlungen im Frühjahr stand fest, dass der neue Club seine Spiele in der Vorstadt austragen darf. Jetzt pilgern die Leute zu den Heimspielen der Ravens. Schon Stunden vor dem Spiel gegen die Stuttgart Surge am ersten Sonntag im Juli, fallen in der S-Bahn die vielen Football-Trikots auf. Jerseys von den Green Bay Packers, Seattle Seahawks oder New England Patriots. Alles dabei – nur eben wenige deutsche Trikots sind zu sehen. Es sind in erster Linie Football-Fans, die zum vierten Spiel der Ravens anreisen und weniger schon “eingefleischte” Ravens-Ultras. 

Hymne, Maskottchen, Volkslieder – alles geboten

Aber wie auch? Erst letztes Jahr gründete sich das dritte große Football-Team in München, das anders als die bisher einzigen Cowboys in der European League of Football (ELF) spielt. Im Juni hatte das Team seine ersten Spiele in der europaweiten Liga. Eine wirklich enge Fanbindung kann also noch gar nicht entstanden sein. Beim zweiten Heim-Spieltag gegen die Stuttgart Surge merkt man aber: Die Ravens geben sich Mühe, das möglichst schnell zu ändern. Da ist zum Beispiel der Sänger Johnny Maze, der vor Kickoff versucht, die Fans mit dem neuen Club-Song einzuheizen, im Stile einer echten amerikanischen Hymne: “Our Ravens fight forever. Reach for glory, stand together. Aim for heaven now or never. Ravens gonna fly.” Eingängig ist der Refrain allemal.  

Das wahre Highlight gibt es dann ein paar Minuten später: Während God save the rave von Scooter aus den Stadionlautsprechern schallt, kommt der große Auftritt von Dave the Rave. So heißt nämlich ab jetzt das Maskottchen der Ravens, das die Leute auf den Rängen bei Heimspielen in Stimmung bringen soll: Ein Rabe mit türkiser Irokesenfrisur und schwarzem Football-Trikot – genau wie man sich eben ein Maskottchen vorstellt. Den Namen konnten die Fans durch Einsendungen und einer anschließenden Abstimmung selbst bestimmen.  

“Dave the Rave” mit vollem Einsatz, die Niederlage konnte er jedoch nicht verhindern

Zur guten Stimmung tragen die Rahmenbedingungen auf jeden Fall bei. Über 6000 Fans waren schon beim ersten Heimspiel der Ravens im Sportpark und auch am Sonntag sind es 5184. Und obwohl das Spiel sich irgendwann klar in die Richtung der favorisierten Stuttgarter dreht, ändert das nichts an der Begeisterung der Fans. Das merkt man spätestens als um halb vier – gerade ist zum ersten Mal an dem Tag die Sonne herausgekommen – das Lied läuft, das auf keinen Fall fehlen darf, wenn man sich zumindest bisschen wie in einem amerikanischen Stadion fühlen möchte: Sweet Caroline von Neil Diamond. Und der Sportpark singt mit. 

Acht Teams sind in Deutschland Teil der ELF

Die Ravens möchten die große Footballbegeisterung in Deutschland nutzen. München ist der neueste Standort der wahnsinnig schnell wachsenden Spielserie European League of Football. Man könnte sagen, das Prinzip ist, eine “europäische NFL” aufzubauen, also eine Version der mit Abstand größten Football-Liga aus den USA. Teams aus unterschiedlichen Ländern Europas treten in der ELF in verschiedenen Divisions gegeneinander an. Barcelona ist zum Beispiel dabei, Zürich, Prag. Im nächsten Heimspiel – am 16. Juli – geht es für die Ravens gegen Mailand. Den Großteil der Teams stellt aber weiterhin Deutschland: Die Ravens sind bereits das achte deutsche Team in der ELF.  

Der Start in die erste Saison ist für das Team erstmal zufriedenstellend. Mit zwei Siegen und zwei Niederlagen stehen die Münchner nach dem 9:28 gegen die Stuttgart Surge auf dem dritten Platz ihrer Division. Bis zur Pause hatte das Team von John Shoop gegen den Division-1. sogar auch noch gut mitgehalten und ging “nur” mit einem 9:13-Rückstand in die Halbzeit-Pause. “In der zweiten Hälfte standen wir uns aber eher im Weg”, analysierte Sebastian Stolz, General Manager der Ravens, aber nach der Partie. “60 Minuten guten Football. Das brauchen wir!“ Die Fans möchte der Club in Zukunft also nicht mehr nur mit Maskottchen Dave the Rave, der neuen Hymne und amerikanischen Volksliedern unterhalten, sondern auch mit Heimsiegen. 

Ein Trikot für die Fans gibt es im Shop der Ravens übrigens (noch) nicht. Das Gesamtbild werden im Alpenbauer Sportpark in Zukunft also weiterhin neben Unterhaching-Trikots vor allem die Aaron Rodgers, Julian Edelmanns und Tom Bradys prägen.