Song of the South

Ein “vergessener” Disney-Film?

/ / Bild: Shutterstock

Die meisten kennen Disney als Firma, die seit Ende der 30er Jahre familienfreundliche, harmlose Filme in die Kinos bringt. Viele von uns sind mit den Zeichentrick-Klassikern aufgewachsen und können diese nicht mehr aus unserer Kindheit wegdenken. Doch einige der Filme sind doch sehr problematisch. Ein besonders extremer Fall ist dabei “Song of the South”. 

1946 ist der Film “Song of the South”, im Deutschen “Onkel Remus’ Wunderland” genannt, erschienen. Er basiert auf einer Reihe von Folktales und erzählt die Geschichte des schwarzen Onkel Remus, der sich mit dem weißen Jungen Johnny anfreundet und diesem verschiedene Tierfabeln erzählt.

Warum ist der Film so kontrovers?

“Song of the South” ist immer wieder stark für seine stereotypischen, Darstellungen kritisiert worden, denn Remus’ Charakter strotzt nur so vor Klischees: naiv, nicht besonders intelligent, abergläubisch… Das Wort Sklave fällt zwar nie, aber dennoch wird deutlich, dass Remus, der auf einer Plantage in den Südstaaten lebt, ein ehemaliger Sklave ist. Die Darstellung der Plantage ist dabei oft als zu idyllisch kritisiert worden. Auch seine Beziehung zu Johnny wurde schon hinterfragt. Zwar zeigt er dem Jungen deutlich mehr menschliche Wärme, als dessen Eltern, doch hier zeigt sich auch das Klischee, dass Schwarze Charaktere oft nur existieren, um Weißen Figuren zu helfen.

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Aber nicht nur im Film selbst gab es Probleme mit Rassismus. Seine Premiere hat er in Atlanta gefeiert, einer Stadt, in der zu der Zeit noch Rassentrennung herrschte. Deshalb konnte der Hauptdarsteller James Baskett nicht an der Premiere teilnehmen. 

Kritik gab es schon von Anfang an

Wer jetzt denkt, dass solche Darstellungen eben früher nicht hinterfragt wurden, liegt falsch. Sowohl die National Association for the Advancement of Colored People, als auch der American Council on Race Relations sprachen sich gegen die Produktion des Films aus.  Außerdem verurteilten auch einige Politiker:innen und Kritiker:innen “Song of the South”.

Disney war sich auch bewusst, dass es sich hier um ein sensibles Thema handelt, weshalb sie den afro-amerikanische Schauspieler Clarence Muse als Unterstützung für den Weißen, aus den Südstaaten stammenden, Drehbuchautor Dalton S. Reymond, an Bord geholt haben. Muse verließ das Projekt jedoch, nachdem Reymond sich geweigert hatte, die Charaktere weniger stereotypisch zu gestalten.

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Eine Darstellung voller Klischees und Vorurteile: Onkel Remus in “Song of The South”

Der heutige Umgang mit “Song of The South”

Nach der Veröffentlichung wurde es erstmal recht still um “Song of the South”. In Amerika erschien er nie auf DVD oder Blu-ray, wobei einzelne Ausschnitte weiterhin gezeigt wurden und auch der beliebte Song “Zip-a-Dee-Doo-Dah”, der vermutlich vom rassistischen Folksong “Zip Coon” inspiriert worden ist, ist weiter verwendet worden.

Der ehemalige Disney-CEO Bob Iger hat zwar erklärt, dass der Film niemals auf dem Streaming-Dienst Disney+ zu sehen sein werde, weil er nicht mehr in unsere heutige Welt passen würde. Doch andere Filme mit rassistischen Inhalten wie Dumbo oder Peter Pan sind immer noch auf der Plattform zu finden. Darüber steht dann lediglich ein Disclaimer, dass hier veraltete Darstellungen zu sehen sind.

So ganz setzt sich Disney mit den Problemen seiner Vergangenheit also doch nicht auseinander. Schließlich wird sich auch – wie bereits erwähnt – weiterhin mit Songs und Ausschnitten aus dem Film bereichert.