Vierschanzentournee - Innsbruck

Deutsches Tournee-Debakel nimmt seinen Lauf

/ / Bild: Ingo Jensen

Es macht den Anschein, dass sich das deutsche Team es an Silvester ein bisschen zu gut gehen lassen hat. Die Leistung der DSV-Adler in Garmisch-Partenkirchen war maximal durchschnittlich. Nach zwei Springen in Deutschland geht es für die letzten beiden Springen nun nach Österreich. Erste Station ist der Hexenkessel vom Bergisel in Innsbruck. Ein Ort, den deutsche Skisprungfans mit viel Trauma verbinden. Auch wenn es dieses Mal nicht so dramatisch verläuft, wie in vergangenen Jahren, ist auch die dritte Vorstellung von Eisenbichler und Co. eher enttäuschend. 

Nach einem soliden Start beim Auftaktspringen in Oberstdorf wollten die DSV-Springer an ihre Leistung anknüpfen. Vor allem Karl Geiger und Andreas Wellinger hatten sich mit Platz vier und sechs in eine gute Ausgangsposition für das Neujahrsspringen gebracht. In Garmisch-Partenkirchen war mit Positivität aber schon wieder Schluss. Als bester Deutscher landete Wellinger nur auf Platz acht. Zufrieden konnte das deutsche Team mit diesem und den restlichen Ergebnissen nicht sein. Karl Geiger wollte vorangehen und seinen schwachen elften Platz vom Neujahrsspringen in Innsbruck wiedergutmachen. Das Motto lautete: Voller Angriff. 

“Der Bergisel verzeiht keine Fehler.”

DSV-Trainer Stefan Horngacher über die Schanze in Innsbruck

Deutschland weiterhin im Sturzflug 

An der Bergisel-Schanze sollte alles anders werden. Jedoch war in der Vergangenheit diese dritte Station der Vierschanzentournee eher der Untergang der deutschen Mannschaft, als deren Auferstehung. So reiste Severin Freund 2016 als zweiter des Gesamtklassements nach Innsbruck. Bereits im Probesprung stürzte die damalige Tournee-Hoffnung und klagte im folgenden Wettkampf wie auch beim letzten Springen in Bischofshofen über starke Rückenschmerzen. Diese schränkten ihn so sehr ein, dass er einen zusätzlichen Ruhetag einlegen musste, verlor dadurch wichtige Trainingszeit und konnte so den Slowenen Peter Prevc nicht mehr einholen. So blieb Freund am Ende auf Platz zwei.  

Zwei Jahre später traf es Richard Freitag. Er stürzte nach der Landung so schwer, dass er als zweiter der Gesamtwertung und Weltcupführender die Tournee vorzeitig beenden musste. 

Markus Eisenbichler kann aktuell weder mit der eigenen noch mit der Teamleistung zufrieden sein. Bild: Brigitte Waltl

Zwar stürzte dieses Jahr kein DSV-Adler, aber das Unglück nahm noch früher seinen Lauf. Karl Geiger fiel in der Qualifikation regelrecht vom Himmel und setzte seinen Telemark verzweifelt bei kläglichen 108 Metern. Sein Vorhaben der Wiedergutmachung war somit bereits vor Beginn des Wettkampfs beendet. Auch der sechsmalige Weltmeister Markus Eisenbichler kam nicht viel näher an seine Ziele, als sein Teamkollege. Mit Sprüngen auf 117 und 116 Meter landete der 31-Jährige am Ende des dritten Springens gerade einmal auf Platz 22. Für einen Skispringer seiner Qualität und Medaillenansammlung sicher nicht zufriedenstellend. 

Markus Eisenbichler will nicht aufgeben.

Der Lichtblick am Ende des Tunnels 

Doch es gibt auch positive Nachrichten aus Innsbruck. Dafür verantwortlich – Philipp Raimund. Das 22 Jahre junge Nachwuchstalent glänzte wie bereits in Oberstdorf und Garmisch, jetzt auch in Innsbruck. Mit seinem dritten Top 15 Ergebnis bei der Tournee bestätigt der gebürtige Göppinger seine aktuell tolle Verfassung. Diese Leistungen lassen auf eine vielversprechende Zukunft hoffen.

Philipp Raimund über seine Ambitionen nach der Tournee.

Bis vor einigen Wochen musste Philipp Raimund noch für den B-Kader im Kontinentalcup antreten und rückte erst kurz vor der Vierschanzentournee ins Aufgebot von Stefan Horngacher. Eine Entscheidung, die sich ausgezahlt hat. 

Stets fokussiert – Philipp Raimund überzeugt derzeit als einer der wenigen deutschen Springer bei der Tournee.
Bild: Ingo Jensen

Der beste Blick? Von oben! 

Mit 18.700 Zuschauer:innen war das Bergisel-Stadion auch bei der 71. Vierschanzentournee wieder ausverkauft. Die Stimmung beim Sieg vom Polen Dawid Kubacki war toll, die Fans gaben von Anfang bis Ende alles und trugen die Athleten förmlich die Schanze hinunter. Selbst bei Unterbrechungen ließen die knapp 19.000 Skisprungbegeisterten nicht locker und hielten sich mit La-Ola-Wellen und musikalischen Hits, wie von den Spice Girls, bei Laune.  

Den besten Blick hatte aber wohl keiner von ihnen. Dieser Preis ging an etliche Flugzeuge, die immer wieder über die Schanze hinwegflogen und so das Geschehen aus der Vogelperspektive genießen konnten. Die Fans dürften allerdings nicht traurig gewesen sein, denn vor allem die österreichischen Anhänger:innen hatten mit vier ihrer Schützlinge in den Top 10 einiges zu bejubeln. Währenddessen konnten Zuschauer:innen aus dem Flugzeug maximal zwei Springer erhaschen. 

Dieses Mal hat es für den Norweger Halvor Egner Granerud (links) nur für Platz 2 gereicht. Er muss sich dem Polen Dawid Kubacki (mitte) zum ersten Mal bei dieser Tournee geschlagen geben. Bild: Brigitte Waltl

Für das vierte und letzte Springen am 6. Januar geht es auf die Paul-Außerleitner-Schanze nach Bischofshofen. Während es für die deutschen Athleten dort nur noch um Schadensbegrenzung gehen wird, werden Dawid Kubacki und Halvor Egner Granerud den Gesamtsieg wohl unter sich ausmachen. Kubacki könnte damit seinen zweiten Tourneesieg einfahren. Für Granerud ist nach seinem zweiten Platz in Innsbruck zwar kein Grand-Slam Erfolg mehr möglich. Allerdings hat der aktuell Führende immer noch einen enormen Vorsprung vor der Konkurrenz.

M94.5 wird auch in Bischofshofen beim traditionellen Dreikönigsspringen vor Ort sein und berichten, wer am Ende die Nase vorn haben wird.