Vierschanzentournee - Innsbruck

Das Drama der Schicksalsschanze

/ / Bild: M94.5/Phillip Reinhardt

Halbzeitführung für Andreas Wellinger! Der Traunsteiner steht nach zwei Springen auf dem ersten Platz der Gesamtwertung. Auf die beiden deutschen Schanzen folgt aber der Bergisel in Innsbruck – ein Ort, an dem schon viele deutsche Träume platzten.

Es war der Auftakt, auf den Skisprung Deutschland 20 Jahre lang gewartet hat: Ein Deutscher Springer reist als Führender der Vierschanzentournee nach Österreich. Zuletzt gelang das einem DSV-Adler im Jahr 2001/02. Damals war es ein gewisser Sven Hannawald, der bis heute letzte deutsche Tourneesieger. Und auch so ist die Halbzeitführung ein gutes Omen. Denn in den vergangenen 15 Jahren wandelten ganze zwölf Springer diese in einen Gesamtsieg um – eine Quote von 80 Prozent! Trotzdem müssen die deutschen Fans etwas zittern.  

Der deutsche Bergisel Fluch

Die sogenannte Schicksalsschanze hat in jüngster Zeit einige DSV-Adler fallen sehen. Vergangenes Jahr standen Karl Geiger und Andreas Wellinger vor dem Bergisel auf Platz fünf und sechs der Gesamtwertung – zumindest ein Podium sollte drinnen sein. Für beide ging es aber nur nach hinten. Wellinger landete auf Platz 18 und Geiger scheiterte bereits in der Qualifikation. Für letzteren platzte bereits zwei Jahre zuvor in Innsbruck der Traum vom Titel. Als Zweiter mit vier Punkten Rückstand waren die Hoffnungen 2021 groß. Am Ende landete er aber nur auf Platz 16. 

Karl Geiger nach seiner verpatzten Qualifikation 2023. Foto: Brigitte Waltl

So ließen sich noch einige weitere tragische Geschichten aufzählen. Nur einmal schaffte es ein DSV-Adler den “Fluch” zu brechen. 2018, im Jahr seines Olympiatriumphes, sprang eben jener Andreas Wellinger auf Platz drei und holte sich in der Gesamtwertung die Silbermedaille.  

Kämpfen statt Fliegen

Doch in Durchgang eins kommt es, wie es kommen musste. Den Anfang macht Youngster Philipp Raimund. Er legt einen durchschnittlichen Sprung hin und verfehlt die Top-Ten deutlich. Noch schlechter kommen Stephan Leyhe und Karl Geiger vom Schanzentisch weg. Sie zittern sich gerade so in den zweiten Durchgang. Weniger glücklich ist Pius Paschke, er scheidet mit einem zu kurzen Sprung aus.  

Karl Geiger blickt in die Zukunft.

Die Schicksalsschanze bringt die Deutschen um ihre Podestträume. Nur einer hält die Hoffnung am Leben: Andreas Wellinger springt 132 Meter und sichert sich mit Platz fünf eine gute Ausgangsposition für Runde zwei.  

Vom Winde verweht

Skisprungfans verbinden den Bergisel aber nicht nur mit dem Pech der Deutschen, sondern vor allem auch mit dem Wind. Mal gibt es Aufwind, zwei Sekunden später Rückenwind, im nächsten Moment setzt er komplett aus, nur um kurz darauf wieder durchs Stadion zu fegen. Das ist Standard in Innsbruck. Der Weltcupführende Österreicher Stefan Kraft muss ganze 20 Minuten lang warten, bevor er die Schanze runter schießen darf. Eine enorme mentale Belastung – doch er liefert. Der Österreicher fliegt von Platz neun auf Platz sechs.  

Auch seine Landsmänner meistern den Wind von Innsbruck und brechen so ihren eigenen österreichischen Fluch. Seit 2013 konnte kein ÖSV-Adler an der Schicksalsschanze gewinnen. Das ändert sich heute: Jan Hörl dominiert die Konkurrenz und wird unter dem Jubel der 21.000 Fans der Sieger im Innsbrucker Hexenkessel. Scheinbar einfach und lässig springt er allen davon. Doch ein Selbstläufer war es auf keinen Fall: 

Jan Hörl ist nach seinem Sieg in Innsbruck von den Fans begeistert.

Und was macht Deutschlands Hoffnung Wellinger? Er meistert die schwierigen Bedingungen souverän. Zwar verliert er die Gesamtführung an den Japaner Ryoyu Kobayashi, bleibt aber nur 2,5 Meter hinter ihm.

Andreas Wellinger ist vor dem letzten Springen zuversichtlich

Beim Dreikönigsspringen am 06.01. soll es dann auch endlich klappen: Der erste deutsche Tourneesieg seit über zwei Jahrzehnten.  

Wir von M94.5 begleiten die Tournee auch weiterhin für euch. Und berichten vom Abschlusspringen in Bischofshofen.