Filmkritik

Crimes of the Future

/ / Copyright: Weltkino

Body-Horror-Altmeister David Cronenberg ist nach acht Jahren Pause wieder zurück! Mit Crimes of the Future sorgte der Regisseur schon im Mai in Cannes für Aufsehen: Während einige Zuschauer:innen vor lauter Angst den Saal verlassen haben, sind andere fast eingeschlafen. Dennis Reinhart hat sich zur Sicherheit seinen Schlafanzug mitgenommen und den Film auf Leib und Eingeweide geprüft.

Das neue “new flesh”

Ein Mann (Viggo Mortensen) liegt in einem mysteriösen Sarkophag. Plötzlich öffnen sich mehrere Fenster im Sarg und dem Fremden wird mittels kleinen Sägen der Bauch aufgeschnitten. Doch windet er sich nicht voller Schmerzen, sondern genießt es – fast schon wie ein Orgasmus. Denn in einer nicht allzu fernen Zukunft sind Schmerzen etwas, wonach sich fast jeder Mensch sehnt. Und diejenigen, die nebenbei auch noch ohne Probleme neue, zusätzliche Organe erschaffen können, sind die neuen Weltstars.

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Der Trailer zu Crimes of the Future

Verbrechen der Langeweile

Was nach einer spannenden Geschichte klingt, nutzt das Potenzial leider nie aus. Viel eher plätschert Crimes of the Future gefühlte drei Stunden vor sich hin. Spannung – geschweige denn Horror – kommt so gut wie nie auf. Gründe dafür gibt es genug, angefangen bei den Figuren: Von denen gibt es nämlich viel zu viele. Interessant sind sie alle: Vom Performance-Künstler bis zum Kind, das Plastik isst. Nur wird ihnen allen deutlich zu wenig Zeit auf der Leinwand gegeben. Mögen sie noch so interessant sein – ohne weitere Hintergrundinformationen kann die Story nie so wirklich mitreißen. Das gnadenlose Overacting von Viggo Mortensen und die teils sehr stereotyp charakterisierten Nebenfiguren tragen ihr Übriges bei. Die Figuren, die dann zumindest den Anschein von charakterliche Tiefe machen, gehen dadurch in der Masse unter.

Caprice /Léa Seydoux) ist die Partnerin von Protagonist Saul Tenser (Viggo Mortensen) – in der Aktionskunst als auch in der Liebe/Copyright: Weltkino

Wo ist der Body-Horror hin?

Das ist schade, denn die typischen Cronenberg´schen Themen sind zur Genüge in Crimes of the Future zu finden. So erinnern Motive wie Körper, Menschlichkeit und die Zukunft der Technologie an die Klassiker des Regisseurs, zum Beispiel Crash oder Videodrome. Doch nutzt der Film diese spannenden Themen nie wirklich, da er vieles nur anschneidet oder gar nicht klärt. Und auch die handgemachten Special Effects werden hier teils durch CGI ersetzt. Natürlich ist das weniger aufwändig, doch gerade diese Komponente bestimmt seit jeher Cronenbergs Schaffen.

In den Szenen zwischen Caprice und Saul kommt in Crimes of the Future wenigstens ein bisschen Body-Horror-Stimmung auf./Copyright: Weltkino

Zahmer Altmeister

Crimes of the Future fühlt sich somit wie das Spätwerk eines einst gefeierten Regisseurs an, der schon lange nicht mehr an die einstigen Erfolge anknüpfen kann. Zu viele Figuren und Themen werden gepaart mit einer Geschichte, die zu viel will, dafür am Ende aber doch zu wenig liefert. Langjährige Fans des Regisseurs werden aber trotzdem, zumindest in Ansätzen, ihren Spaß haben.

Nach knapp achtjähriger Schaffenspause können Fans den neuen Film des legendären Body-Horror-Regisseurs sehen. Crimes of the Future läuft ab dem 10. November in den deutschen Kinos.