Nachhaltigkeit

Der Balkon – geht das auch nachhaltig?

/ / Bild: Shutterstock / Isa Long

Lange Nächte – gemeinsames Zusammensitzen – kurz bisschen chillen. Der Balkon verbindet und bietet eine Auszeit. Er kann aber nicht nur gemütlich, sondern gleichzeitig auch ökologisch nachhaltig gestaltet werden.

Drei schnelle Tipps ✔️

🪴 Vielfalt an gebietsheimischen, insektenfreundlichen Pflanzenarten anpflanzen

🌱 Torffreie Erde benutzen

🐝 Nistmöglichkeiten und Wasserstellen für Tiere anbieten

Welche Pflanzen sind geeignet? 🪴

Bei der Pflanzenwahl ist man eigentlich sehr frei. Es kommt besonders darauf an, dass man Diversität bietet.

Da gibt es eigentlich eine sehr große Auswahl. Zum Beispiel eigenen sich Wildstauden, wie die Kornblume, die Moschusmalve oder die Katzenminze gut. Generell kann man aber auch auf Beerensträucher setzen.

Stafanie Bernhardt – Pressereferentin Landesbund für Vogelschutz e.V

Schön ist es, wenn gebietsheimisches, insektenfreundliches Saatgut verwendet wird und über die Saison hinweg immer was an Pflanzen da ist, die dann zur Nahrung für Tiere dienen können. Diese Pflanzen können auch gut mit Nutzpflanzen kombiniert werden, wie zum Beispiel Tomaten, Auberginen oder Küchenkräutern wie Salbei, Minze, Basilikum, Rosmarin, Schnittlauch oder Lavendel. Auch bei Hummeln sind diese Gewächse sehr beliebt, da der Nektar meistens tief im Kelch hinten ist und Hummeln gut mit ihren langen Rüsseln ran kommen.

Bei diesen Pflanzen ist man darauf angewiesen, dass Hummeln diese besuchen, denn diese haben eine ganz spezielle Art der Bestäubung. Bei ihnen nennt man das Vibrationsbestäubung und das können nur unsere Hummeln. Das heißt: es ist auch ein Geben und Nehmen.

Julie WEISSMANN – Biodiversitätsberaterin des BUnd Naturschutz

Erde, Dünger und Pflanzenmittel 🌱

In erster Linie gilt: torffreie Erde verwenden. Dadurch werden Moore geschützt, aus denen diese sonst gewonnen wird. Das schadet gleichzeitig nicht nur dem Moor und seinen Bewohnern, sondern auch dem Klima, denn Moore sind sehr wichtige CO2-Speicher. Bei der Erde sollte auch auf Bioqualität geachtet werden.

Wenn es um Dünger und Pflanzenmittel geht, heißt es: erst mal gelassen bleiben. Oft sind Kunstdünger oder chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel gar nicht unbedingt nötig. Wenn es aber doch mal sein soll, dann kann man auf natürliche Alternativen, wie zum Beispiel Brennnesseljauche oder Kompost setzen.

Bild: Shutterstock / Ashley-Belle Burns

Häufig ist es so, dass gerade, wenn man Wildpflanzen anpflanzen möchte, das häufig für sie zu nährstoffreiche Erden sind. Dann sollte man tatsächlich noch Sand oder feineren Kies beimischen und auch nicht unbedingt düngen.

Julie Weissmann – Biodiversitätsberaterin des BUnd Naturschutz

Anordnung & Licht 💡

Da der Raum sehr begrenzt ist, sollte er so gut wie möglich genutzt werden. So kann beispielsweise auf verschiedenen Ebenen gepflanzt und die Standorte nach dem jeweiligen Pflanzentyp ausgewählt werden. Für Insektennisthilfen sind zum Beispiel sonnige Süd / Süd-Ost-Standorte gut geeignet, Glockenblumen fühlen sich im Schatten wohler.

Auch beim Licht sollte etwas beachtet werden. Lichtverschmutzung hat große Auswirkungen auf die Artenvielfalt. Vögel können sich zum Beispiel nicht mehr so gut orientieren und Insekten verlieren sehr viel Energie, wenn sie zu Lichtquellen fliegen. Es ist gut, möglichst wenig künstliche Beleuchtung zu benutzen und sonst eher auf Kerzen oder warmes, weißes Licht zu setzen, als auf kühles, künstliches Licht. Um eine Lichterkette beispielsweise nicht die ganze Nacht brennen lassen zu müssen, kann eine Zeitschaltuhr auch sehr nützlich sein.

Bild: Shutterstock / FotoHelin

Heimwerker:innenskills 🔨

Nisthilfen für Vögel und Insektenhotels sind immer eine gute Idee. Dazu gibt es auch viele DIYs auf YouTube, um es selbst zu bauen. Dabei aufpassen, in unbehandeltes Holz verschieden große Löcher rein zu machen und keine rauen Kanten stehen zu lassen, damit sich keine Insekten verletzen und verschiedene Insektenarten darin nisten können.

Wenn es um die Ausstattung des Balkons geht, ist es wichtig, immer Töpfe mit Loch und einem Schälchen zu nehmen, um so das Wasser ablaufen zu lassen und dadurch Staunässe zu verhindern.

Für Expert:innen 🔎

Wer den Balkon extrem naturnah gestalten möchte, kann noch ein kleines Schälchen mit Lehm hinstellen – das bietet Lehmwesben Baumaterial. Wenn sich aber bei der Balkonplanung generell nicht alles nur um das Aussehen und den Wohlfühlfaktor dreht, ist das ein erster guter Schritt.