Deerhunter & Black Lips im Technikum

Atlanta lässt grüßen

/ / Foto: Deerhunter/4AD

Bradford Cox hasst den Namen seiner Band, psychedelische Musik, Nostalgie und zu viel Aufmerksamkeit. Trotzdem heißt seine Band weiterhin Deerhunter, deren frühe Alben immer wieder in die Psych-Ecke geschoben werden, trotzdem wimmelt es in der Musik von Deerhunter an Anspielungen auf vergangene Jahrzehnte und trotzdem ist Cox, der in seinen Texten sowie in seinen Interviews persönlichste Details mit jeder Menge Fiktion vermischt, seit über zehn Jahren wohl eine der polarisierendsten Figuren der amerikanischen Indie-Szene.

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Ein Highlight aus dem Album Halcyon Digest

Nun wäre es zwar grob fahrlässig, Deerhunter als eine One-Man-Show zu bezeichnen – zu wichtig ist gerade der Einfluss von Lockett Pundt, der besonders auf den früheren Alben immer wieder eigene Songs beigesteuert hat – allerdings ist es Cox’ ambivalente Persönlichkeit und wie sie sich in der Musik widerspiegelt, die Deerhunter gerade im Rückblick zu einer so relevanten Band macht. Das und die Tatsache, dass die Gruppe schlicht und einfach jede Menge großartige Alben in ihrem Katalog versammelt hat.

Da wäre Microcastle, die Platte, auf der die Band sich erstmalig so richtig gefunden zu haben scheint, mit Shoegaze-Gitarren, Post-Punk-Basslines und Texten über die Angst vor großen Plätzen („I want only to see / four walls made of concrete“). Da wäre Weird Era Cont., das die wohl beste Lo-Fi-Bonus-CD ist, die man sich vorstellen kann. Halcyon Digest ist dann der große Sprung in Pop-Gefilde, der Mut zur Annahme macht, dass Deerhunter wirklich eine der ganz großen Bands werden wird. Weil das aber viel zu vorhersehbar gewesen wäre, folgt 2013 Monomania, eine Kakophonie aus übersteuerten Vocals und schneidendem Gitarrenfeedback und dennoch ein unfassbar gutes Album. Zwei Jahre später dann die erneute Kurskorrektur mit Fading Frontier, dass zugänglicher daher kommt, als alle bisherigen Platten der Band. Aber die Musiklandschaft hat sich verändert und niemand würde 2015 noch behaupten, dass eine klassische Gitarrenrockband das nächste große Ding werden würde.

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Die erste Single des aktuellen Albums

Wahrscheinlich klingt das aktuelle Album Why Hasn’t Everything Already Disappeared? Nach einer vierjährigen Pause auch deshalb losgelöster von aktuellen Konventionen und Erwartungen, als die früheren Platten. Weg sind hier auch die autobiografischen Bezüge der Vorgängeralben. Cox richtet seinen Blick nach außen – der Klimawandel schwingt in der desolaten Atmosphäre der Texte mit und der Song „No One’s Sleeping“ bezieht sich auf den Mord an der britischen Politikerin Jo Cox durch einen Neo-Nazi. Musikalisch geht es nicht ganz so düster zu, dafür gleichzeitig pop-affiner und experimenteller. 

Dieses regelrechte Anti-Comeback-Album bringen Deerhunter derzeit auf Tour und kommen dabei am 16. November auch nach München ins Technikum. Das alleine ist zwar schon ein Grund gespannt zu sein, aber aufgepasst, denn der Support hat es in sich. Der kommt nämlich von der ebenfalls aus Atlanta stammenden Garage-Rock-Band Black Lips, die in der Vergangenheit bereits mehrfach mit Deerhunter kollaboriert haben und für ihre energiegeladenen und chaotischen Liveshows berüchtigt sind. Lasst euch also diesen One-Two-Punch aus Georgia nicht entgehen und schaut vorbei!

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Deerhunter & Black Lips live im Technikum
am 16. November 2019
Einlass: 19:30 Uhr
VVK: 29,60€ zzgl. Gebühren

Präsentiert von M94.5