Aber mit Schwung!

Angezockt: Marvel’s Spiderman

/ / Spidey is back | Bild: Insomiac Games

Wer bei Marvel’s Spiderman an ein klassisches Schema-F Superheldenspiel denkt, der hat weit gefehlt, denn das bereits aus der Ratchet & Clank Reihe bekannte Entwicklerstudio Insomniac Games hat in den neuesten Spielableger rund um die freundliche Spinne aus der Nachbarschaft zahlreiche erfrischende Spielelemente eingefügt und so dem Franchise einen neuen Anstrich verpasst.

Filmreife Story

Die Hauptstory könnte auch als Kinofilm herauskommen | Bild: Marvel

So verzichtet man dieses Mal darauf, zum gefühlt tausendsten Mal die Origin-Story des Netzschwingers wiederzukäuen. Im Spiel steuern wir dementsprechend einen erfahreneren Helden, der bereits seit 8 Jahren routiniert das Verbrechen bekämpft. Diese Routine offenbart sich bereits im Tutorial des Games, denn dort bringen wir mal so nebenbei New Yorks größten Verbrecherboss Wilson Fisk (alias “den Kingpin”) hinter Gitter. Doch das bleibt natürlich nicht folgenlos: In der Unterwelt New Yorks ergibt sich infolgedessen ein Machtvakuumn und an Fisks Stelle tritt recht bald der neue Antagonist, Mr. Negative, der gemeinsam mit weiteren Superschurken Spiderman und der Stadt das Leben echt zur Hölle macht. Dabei werden aber einige von Spiderman’s Widersachern ungewohnt vielschichtig präsentiert. Man merkt hier einfach, dass Insomniac hier mehr Wert auf das Narrativ legt, als das bei bisherigen Spidey- Games der Fall war.

Dadurch gestaltet sich die Hauptstory tatsächlich teilweise so cinematisch, dass das Game fast schon als Kinofilm des MCU herauskommen könnte. So liegt der Fokus auch nicht rund um die Uhr auf Spiderman und wir können neben seiner privaten Identität Peter Parker auch noch seine Freundin Mary Jane Watson oder den jungen Miles Moralez spielen. Das verleiht dem Spiel deutlich mehr charakterliche Tiefe, als das bei bisherigen Titeln der Fall war.

Diese Spielsegmente sind dann gameplayseitig auch deutlich stealthiger aufgebaut, denn beispielsweise MJ kann ja schließlich auf keine Superkräfte zugreifen. So erfrischend diese Mechanik anfangs noch ist, so bremst sie gegen Ende des Spiels den Drive der Story etwas aus. Hier hätte man zum Schluss gut getan, mit weniger Unterbrechung auf den Spinnerich zu setzen.

Ein luftig-lockeres Gameplay

Auch das Kampfsystem ist dank zahlreicher Netz-Moves dynamisch | Bild: Marvel

Denn Spidey hat tatsächlich einiges in Petto: Das Kampfsystem hält für ihn zahlreiche Kombos und Finisher bereit und lässt ihn sich mit einer Leichtigkeit durch Gegnerscharen durchprügeln. Das erinnert zwar etwas an die Batman Arkham-Reihe, hat aber dennoch durch den stark luftbasierten Kampfstil des rot-blauen Anzugträgers einen ganz eigenen Spin. Alternativ können wir nun Gegner auch in Stealth-Manier, einen nach dem anderen, ungesehen ausschalten. Das macht durchaus Spaß, wird aber nach einer gewissen Zeit etwas repetitiv.

Das aber wohl spannendste Feature ist wohl die Umsetzung Spiderman’s bekanntester Fähigkeit – dem Netzschwingen. Das klappt nämlich erstaunlich akkurat und stellt dabei die beste Schwungmechanik seit dem PS2-Spiele-Klassiker Spiderman 2 dar. Netze bleiben immer an naheliegenden Gebäuden hängen und spawnen nicht einfach in der Luft, unser Held bewegt sich flüssig durch die Landschaft und die verschiedenen Schwung und Netz-Moves geben uns das konstante Gefühl von Geschwindigkeit.

Das lässt uns auch das ein oder andere Mal einfach sinnlos durch Open-World Landschaft New York schwingen. – Einfach nur, weil es Spaß macht.

Nicht ohne Open-World-Krankheiten

Durch die grandiose Schwung-Mechanik machen sogar Sammelquests Spaß | Bild: Marvel 

Dabei sieht man dann auch über die ein oder andere repetitive Sammelquest hinweg. Diese sind zwar wesentlich erfrischender, als bei anderen Open World-Spielen, dennoch wird das Game hier typische Krankheiten des Genres nicht ganz los. NPCs wirken nämlich teilweise auch etwas generisch, Taubensammeln macht nicht unbedingt Spaß, und mit dem durch Assassin Creed inspirierten Funktürmen greift man auch eher auf bewährte als innovative Konzepte.

Dennoch sind im Gegenzug viele der Nebenmissionen tatsächlich sogar recht abwechslungsreich und einige der Sammelquest bringen sogar etwas Extra-Story. So kann man in New York beispielsweise zahlreiche Rucksäcke mit Gegenständen aus Spidey’s Vergangenheit finden. Einmal eingesammelt, erzählt uns der Spinnerich dann von Geschichte des jeweiligen Items. Das macht das Spiel tatsächlich vielschichtiger und persönlicher. Hier hätte man aber gut getan, sich eben auf diese Nebenquests zu beschränken.

Fazit

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Marvel’s Spiderman liefert genau das, was zahlreiche weitere Spiele rund um unseren Netzschwinger bisher nur selten liefern konnten: Ein Superhelden-Spiel, dass sich auch mal wirklich danach anfühlt. Dabei überzeugt die Hauptstory und lässt über einige für Open-World-Makel hinwegsehen. Vor allem ist es aber die Schwungmechanik und der humorvolle Tonus des Spiels, die uns ins Netz gehen lassen.

Die getestete Version wurde auf der Playstation 4 gespielt. Marvel’s Spiderman von Insomniac Games gibt es für 69,99€ im Playstation Store . Website: Marvel’s Spiderman