Unser Album der Woche

K.I.Z. – Und das Geheimnis der unbeglichenen Bordellrechnung

/ / Bild: K.I.Z.

K.I.Z. hat am Mittwoch ohne große Ankündigung die Single “Berghainschlange” gedroppt. Heute folgte das zugehörige Album. Seit ihrem letzten Album 2015 haben sich die Rapper musikalisch weiterentwickelt, inhaltlich bleiben sie schonungslos und kennen kein Tabu.

Die Kannibalen in zivil sind wieder da. Naja, wirklich weg waren sie nie. Die drei Berliner Rapper waren über die letzten Jahre ja in einigen Features zu hören und Tarek hat zum Anfang des Jahres sogar sein eigenes Soloalbum rausgebracht. Trotzdem fühlt es sich wie eine halbe Ewigkeit an, seitdem die drei in ihrem 2015 erschienenen Album „Hurra die Welt geht unter“ über die Dystopie des Kapitalismus gerappt haben. 

In der Single “Berghainschlange” entschuldigen sie sich dafür, dass so lange kein Album kam und erklären das damit, dass sie die letzten sechs Jahre verfroren in der Berghainschlange standen. Die Ärmsten. Heute folgte dann die Erlösung in Form vom Album „Und das Geheimnis der unbeglichenen Bordellrechnung“.

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Alles wie immer?

Der Albumtitel macht kein Geheimnis aus der inhaltlichen Richtung, in die es geht. Es geht um groteske Gewalt, haufenweise Drogen und Sex mit allem, was sich bewegt (und auch, was sich nicht bewegt).

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Nico, Tarek und Maxim treten dabei gewohnt ironisch brutal und machomäßig auf. Diese schonungslose Art wird nicht jedem gefallen, denn an der Oberfläche wirkt das gesamte Album einfach nur vulgär, menschenfeindlich und sexistisch. Wenn man die Ausrichtung von K.I.Z. jedoch kennt, ändert sich der Blick auf die Texte. Vulgär und menschenfeindlich sind sie allemal, aber was erwartet man sich von den selbsternannten Kannibalen in zivil (K.I.Z.) denn anderes? Sexismus gegen Frauen bekämpfen die Jungs aber aktiv, indem sie regelmäßig Konzerte nur für Frauen geben. Im Song „Katze“ geht Nico auf die Forderungen von Anti-Feminist:innen ein, auch ein Konzert nur für Männer zu geben.

“Nein es gibt kein Konzert nur für Männer.
Das machen doch schon alle anderen Rapper”

Nico K.I.Z. im Song “Katze”

Ja, die deutsche HipHop-Szene und ihr Publikum ist deutlich von Männern dominiert. Diese Tatsache verarbeiten K.I.Z. in ihren Songs. In der vermeintlichen Ode an die Geschlechtsteile der drei Jungs mit dem einfallsreichen Titel „Mein Penis“ geht es um den im deutschen HipHop allgegenwärtigen Penisbezug. Das damit in Verbindung stehende Konzept der toxischen Maskulinität wird im Song „Liegestütze“ thematisiert. Hier stehen Groupies-schwängernde Protze im Fokus, die Liegestütze im Club machen.

Musikalisch aktuell

Inhaltlich bleiben sie also auf gewohntem Terrain, doch musikalisch haben sie sich durchaus weiterentwickelt. Das Album ist das erste K.I.Z. Album, das ausschließlich von den Drunken Masters produziert wurde. Das DJ-Duo bestehend aus Chrissi und Joe hat bereits beim Album des Kraftklub Sängers Felix Brummer (Kummer) mitgewirkt, hat Songs mit Casper produziert und ist hauptverantwortlich für die Beats in Tareks Solo-Album „Golem“ gewesen. All die Erfahrungen und Einflüsse merkt man dem Sound des neuen Albums an. Fette 808’s, trippy Synths und Lo-Fi Elemente ziehen sich durch alle Songs – typisch 2020 also.

Das Album zum Album

Doch das Wort Album wird dem Release nicht so richtig gerecht. Mit der heutigen Veröffentlichung hat K.I.Z. nämlich ein Hauptalbum für nächstes Jahr angekündigt. Es wird „Rap über Hass“ heißen und am 28. Mai erscheinen. Sie selbst nennen den heutigen Release deshalb ein „Album zum Album“ (anstatt „Single zum Album“).

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Abschließend kann man sagen, dass alle, die mit K.I.Z. in den letzten Jahren nichts anfangen konnten, mit diesem Album wohl auch nicht warm werden. Dafür bleibt sich K.I.Z. zu treu in ihrer schonungslosen Art. Wer die letzten Alben aber aufgrund eben dieser Schonungslosigkeit gefeiert hat, wird in diesem Album einen guten Zeitvertreib bis zum „richtigen“ Album nächstes Jahr finden.