Platten vor die Säue

Marie, wo bist du?

/ / Foto: Vertigo Berlin

Die Kölner Band AnnenMayKantereit hat sich 2016 mit Songs wie „Oft gefragt“, „Barfuß am Klavier“ und „Pocahontas“ von der Straße Kölns in die ganz großen Hallen Deutschlands katapultiert. Am 7. Dezember ist nun ihr neues Album Schlagschatten erschienen.

Emotional und unaufwendig

Schlagschatten ist an Emotionalität kaum zu überbieten. Wem beim letzten Album schon die Melancholie und Traurigkeit der Songs gefiel, wird hier auf jeden Fall auf seine Kosten kommen. Denn die Musik der vier Kölner wirkt noch kaputter und leidender als beim letzten Mal. Dazu trägt vor allem die tiefe und raue Stimme des Sängers Henning May bei, der unter anderem durch die Kollaboration mit K.I.Z. bei „Hurra diese Welt geht unter“ bekannt geworden ist.

Musikalisch gesehen hat sich seit dem letzten Album nichts verändert –  AnnenMayKantereit sind ihrem unaufwendigen, lagerfeuerartigen Sound treu geblieben.

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Marie – AnnenMayKantereit

„Die Vögel scheißen vom Himmel, und ich schau ihnen dabei zu”

Die Themen gehen von Liebe (Überraschung) über Tod und Verlust zu Drogen- und Alkoholproblemen. So handelt der bereits vorab veröffentlichte Song „Marie“ vom Umgang mit dem Verlust einer Person („Marie, wo bist du“). In „Weiße Wand“ geht es um das Privileg, als weißer Mann in einem weißen Land umgeben von weißen Wänden aufzuwachsen. Die Menschen nehmen globale Probleme wie Bürgerkriege nicht mehr wirklich war, schlechte Nachrichten haben sich bereits ins Gehirn eingebrannt („Ich fahre schwarz in ‘nem weißen Land, obwohl ich mir die Reise leisten kann“). Allgemein orientieren sich AnnenMayKantereit wie man es von ihnen gewohnt ist, aber dann doch eher an persönlichen Texten. So auch im Song „Schon krass“, in dem es um Mays Drogenprobleme geht und wie schwer es ist, als junger Mensch Nein zu Drogen zu sagen („Weißt du, ich weiß, wie viel’s wiegt, wenns vor mir liegt und woher man’s kriegt, wenn man’s so sehr liebt.“) In „Hinter klugen Sätzen“ geht es um Spielsucht, die Angst, Beziehungen einzugehen und um das sich selbst fremd werden. („Und ich hab Fernweh ohne Ende, Fernweh für das Fremde, weil ich mir selber fremd geworden bin.“)

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Schon krass – AnnenMayKantereit

Musik für den November Rain

 Hardcore Fans und Groupies können bei „Schlagschatten“ im Grunde genommen nichts falsch machen. Wem jedoch AnnenMayKantereit bisher schon nicht gefiel, der wird seine Meinung hier kaum ändern. Henning Mays Stimme ist genau für diese Art von Musik gemacht, länger als 30 Minuten kann man ihm jedoch schwer zuhören. Ohne Frage sind schöne Lieder wie „Marie“ oder „Hinter klugen Sätzen“ und nachdenkliche Lieder wie „Weiße Wand“ oder „Jenny Jenny“ auf der Platte vertreten. „Schlagschattten“ ist aber eigentlich nur dann ein gutes Album, wenn man zu gut drauf ist und wieder ein bisschen schlechte Laune braucht.

Schlagschatten von AnnenMayKantereit erschien am 07.12.2018 bei Vertigo Berlin.