Mick Jagger & Freddie Mercury

Weltstars in der Münchner Fußgängerzone

/ / Bild: Shutterstock / Muhammad Dwiko Rizqi

Der amerikanische Schriftsteller Ernest Hemingway sagte einst über München, dass es die einzig sehenswerte Stadt in Deutschland sei und alle anderen Orte nur Zeitverschwendung wären. Dabei bezog er sich, den Alkohol nicht abgeneigt, wohl auch auf die langen Nächte mit ausreichend Bier. Auch Weltstars wie Mick Jagger und Freddie Mercury fühlten sich von München und der Möglichkeit zum Exzess in gelassener Atmosphäre angezogen. Doch auch wegen der kulturellen Szene und zahlreich entstandener Studios verschlug es die beiden Künstler in den 80er Jahren nach München.

Living on My Own

Der Queen-Frontmann Freddie Mercury kam in die bayerische Landeshauptstadt, nachdem er sich von seiner Rock-Band lösen wollte. Es war die ausklingende Zeit der Disco-Musik, die von den schnellen Beats des aufstrebenden House abgelöst wurde. Es war dieses von Sex und Exzess gezeichnete Leben inmitten der schwulen Community Münchens, das Mercury authentisch mit damaligen Begleitern im Musikvideo zu seinem Song „Living on my own“ von 1985 dargestellt hat. Neben Stars wie Boy George waren dabei noch über 300 andere Gäste anwesend. 

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Freddie Mercury – Living On My Own

Der kontroverse Clip wurde seinerzeit verboten und im Jahr 2019 noch einmal neu veröffentlicht. Das legendäre Video dazu entstand an Mercurys 39. Geburtstag im legendären LGBTQ-Club „Old Mrs Henderson“. Für Mercury, der tagsüber kaum wach war, wurde die Disco zu einer Art Wohnzimmer. Gäste konnten den globalen Pop-Star oft an der Theke oder in der Garderobe schlafen sehen. Heute steht an der Stelle die Paradiso Tanzbar. 

Rückzugsort Münchner Altstadt

Der im privaten eher schüchterne Frontsänger mochte die Altstadt, in der er unkompliziert durch die Straßen laufen konnte – ohne den Medienrummel, den er als globaler Popstar gewohnt war. Während seines Aufenthalts in München skandalisierte die internationale Presse den Lebensstil Mercurys und jagte ihn mit einer negativen Story nach der anderen. Hier lernte Mercury auch die Schauspielerin Barbara Valentin kennen, mit der er Zeit seines Lebens eine intensive Freundschaft pflegte. Das Verhältnis der beiden glich teilweise einer Mutter-Kind-Beziehung. Der Pop-Star fühlte sich geborgen in ihrer Wohnung im Glockenbachviertel. 

Wegbegleiter Peter Ambacher erzählt, dass Freddie Mercury München zutiefst geliebt habe. Doch der Text von „Living on My Own“ handelt auch von Mercurys Einsamkeit inmitten von feiernden Massen. Bei genauem Betrachten erkennt man einen von Drogen und einer beginnenden AIDS-Erkrankung gezeichneten Sänger. Nachdem er im selben Jahr nach England zurückgekehrt war, folgte ein Entzug und die Konfrontation mit der tödlichen Immunkrankheit HIV. 

Coming Home

Sich von den oberflächlichen Bekanntschaften abwendend, bereitete sich Freddie Mercury auf eine Performance für Live Aid vor, die 1985 die gesamte Welt ein letztes Mal in Staunen versetzten sollte. Für ihn war München nicht nur ein Ort, an dem er sich ausleben konnte, sondern eine Heimat. In dem 2019 erschienen biografischen Film “Bohemian Rhapsody” wird die Landeshauptstadt jedoch nur kurz erwähnt, obwohl sie einen erheblichen Einfluss auf das Leben von Mercury hatte. 

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Queen bei Live Aid 1985

Weltstars im Treffpunkt Arabellahaus

Schon fast dreißig Jahre zuvor kamen auch die Rolling Stones erstmals nach München. Die Stadt wurde für Frontmann Mick Jagger nicht nur privat, sondern auch wegen der Expertise der Münchner Ton-Ingenieure wie Reinhold Mack ein Ort, an dem er in den 70er Jahren viel Zeit verbrachte. 

Einer seiner deutschen Freunde war der Fotograf Wolfgang „Bubi“ Heileman. Dieser hatte sogar noch den früh verstorbenen ersten Gitarristen der Stones, Brian Jones, kennengelernt. Als der weltberühmte Komponist Giorgio Moroder im Keller des Arabellahauses für das Musicland Studio Anfang der 1970er Jahre Musiker anwerben wollte, aktivierte er seine Münchner Kontakte wie Wolfgang Heilemann. 

Der Ruf des Studios sprach sich schnell rum und zog Bands wie Deep Purple, The Rolling Stones oder Queen an. Hier lernte auch Elton John seine spätere Ehefrau Renate Blauel kennen. 

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The Rolling Stones – Start Me Up

Unterwegs mit dem Rolling Stone

Bevor die Stones im Spätsommer 1973 ein Konzert in Innsbruck hatten, ließ sich Jagger am Vortag von Konzertveranstalter Fritz Rauh eine Liste von angesagten Clubs in München aushändigen. Und schon bald fand der Frontmann Stammlokale wie das „Sugar Shake“, in dem auch die Band Queen oft verkehrte. 

In der Diskothek „Kinky“ an der Münchner Freiheit saß Jagger nie im eigens abgetrennten Bereich, der für Prominente bereitgestellt wurde. Als die feierwütigen Gäste mitbekamen, dass Jagger im Gebäude war, versteckte sich dieser stets am Rand der Tanzfläche, um nicht gesehen zu werden, erzählt Wolfgang Heilemann. Von dort aus beobachtete der Rockstar die Menge und ließ seine deutschen Freunde diejenigen ansprechen, mit denen er den Abend verbringen wollte, während sein Fahrer draußen wartete. Wolfgang Heilemann beschreibt ihn als teilweise „gschamig“ und, dass er nicht nur im Mittelpunkt stehen wollte, sondern auch gerne in kleinen Kreisen seine Zeit verbrachte, wie etwa in Giesing.

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The Rolling Stones – Munich Hilton

Auch sonst gab sich Mick Jagger laut Wolfgang Heilemann eher sorglos. Der Weltstar mit kleiner Körperstatur schlenderte ohne Begleitung oder Bodyguard durch München. Unerkannt fuhr er zu den Bavaria Film Studios, besuchte das Model Anita Palmenberg oder trank ein Schnäpschen im Park Café. Auch während der berüchtigten Liebelei mit Sex-Symbol Uschi Obermaier ließ sich der charismatische Sänger nicht davon abhalten, quer durch die Stadt zu seinen Liebschaften zu pendeln.

Wolfgang Heilemann erzählt von Hotelrechnungen, die er für die Stones begleichen sollte und einer abgelaufenen American Express Karte, die ihm Keith Richards in die Hände legte – oder wie Jagger 1972 im brandneuen Olympiastadion die englischen Läufer begeistert anspornte.

Doch sowohl Jagger als auch Mercury schätzten die Stadt nicht nur für seinen Lebensstandard und die kulturelle Szene, sondern fühlten sich hier auch wirklich zuhause. Während München für Freddie Mercury das Anfang vom Ende darstellte, nahm sich Mick Jagger erst 2017 noch einmal die Zeit, um durch den Englischen Garten zu Spazieren zu gehen. 

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