Platte des Monats März 2017

WHY? – Moh Lhean

/ / Bild: Joyful Noise

Besinnen, hinterfragen, erkennen – keine Sorge, hier geht es nicht um die Werbung für den nächsten Yoga-Workshop, sondern um ein Bandprojekt, das schon seit 2003 existiert: Die US-amerikanische Indieband WHY?. Fünf Jahre nach dem letzten Release ist Yoni Wolf, der Kopf hinter WHY? mit einem neuen Album zurück. Produziert wurde im Homestudio „Moh Lhean“, das auch namensgebend für die Platte ist. Beim Hören wird man das Gefühl nicht los, man sei dabei in „Moh Lhean“, Yoni säße neben einem, grübelnd über die Welt und das Dasein.

Fünf Jahre sind nun seit „Mumps, Etc.“, dem fünften Studioalbum von WHY?, und „Moh Lhean“ vergangen. Genug Zeit, um sich mit der eigenen Musik und vor allem auch dem Selbst zu beschäftigen. Das große „Warum“ beschäftigte Yoni Wolf schon in seiner Kindheit. Er sprayte das mysteriöse „WHY?“ in seiner Heimatstadt Cincinnati an Haus und Flur. Auch heute zieht sich das „Warum“ als Konstante durch die Texte, die Wolf in eigenwillige Klangwelten bettet. Doch verschwunden sind die humoristischen und zynischen Züge der Fragestellung, weg ist der sarkastische Blick auf die Außenwelt. Nicht nur Yoni Wolf ist erwachsen geworden, sein Sound glänzt durch Reife und Raum. Raum, dem ihr unbedingt und bedingungslos Platz machen solltet.

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Why? – Proactive Evolution

Neuanfang in neuem Terrain

„Moh Lhean“ ist ein Soundausflug der besonderen Art. Die Hip-Hop-Elemente, die für den früheren Stil von „WHY?“ und ihre Mischung aus Folk, Indie und Hip-Hop definierend waren, lässt Yoni Wolf hinter sich. Im Homestudio hat er sich gemeinsam mit seinem Bruder Joshiah Wolf ein neues Klanguniversum geschaffen, das den früheren Sound des Projekts „WHY?“ hinterfragt und an seine Grenzen bringt. Die vorherige zynische und gleichsam pessimistische Weltsicht weicht einer ernsten, reflektierten und zugleich hoffnungsvollen Herangehensweise an die Fragen des Lebens. Es geht um das Sterbliche, das Alltägliche und das Transzendente. Yoni Wolf stellt allgemeingültige und altbekannte Sinnfragen, während sich seine Musik um die Worte baut und mit ihnen wächst.

Wachgeküsst für den Moment

Die Tracks klingen voller, bedienen sich dabei an zahlreichen Einflüssen und sind von Grund auf organisch. Schon der Opener „This Ole King“ beginnt mit zarten Gitarrenklängen und verändert seinen Charakter durch einen Zuwachs an Soundausschmückungen, wie Percussions oder Chorpartien bis er sich am Ende in einem wirren Klimpern und Klappern wieder abbaut und auflöst. Als würde er kurz zum Leben erweckt werden um nach einem kurzen Wirkmoment wieder im Tiefschlaf zu versinken, wartend bis man ihn beim nächsten Hören wieder zum Leben erweckt. Eine solche Entwicklung durchwachsen alle zehn Songs von „Moh Lhean“ und machen den kurzen Hörgenuss von 33 Minuten zu einem Reichhaltigen.

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Why? – This Ole King

„I have tried in my way to make things right“ („The Water“)

Während „One Mississippi“ sich noch nah am alten Sound von „WHY?“ bewegt, schweifen Songs wie „The Water“ gänzlich ab in Yoni Wolfs neugeschaffene Sphäre. Reduzierter Folk verzichtet hier zugunsten der Lyrics auf die große Bühne. Diese zeugen von einer unfassbaren Leichtigkeit und Introspektive, die in ihrer metaphorischen Art schon fast an legendäre Musikpoeten, wie Bob Dylan, erinnern. Yoni Wolf arbeitet in ihnen vor allem auch seine schwere Depression auf, gegen die er in den letzten Jahren kämpfte.

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Why? – One Mississippi

„Hold on, let’s go“ („The Barely Blur“)

Yoni Wolf hat dem Sound von „WHY?“ gemeinsam mit seinem Bruder Josiah einen Spiegel vorgehalten. Warum nicht alte Muster hinter sich lassen und eine neue Klangwelt schaffen? Eindeutig die richtige Entscheidung. „Moh lhean“ ist eine Auseinandersetzung mit der Umwelt und Yoni Wolfs eigener Persönlichkeit und Psyche. Es wirft persönliche Fragen ebenso auf wie allgemeingültige und knüpft in einer Symbiose aus organischem Sound und aussagekräftigen Texten an große Musiklegenden an. „Hold on, let’s go“, es ist Aufbruchsstimmung angesagt.

​”Moh Lhean” von WHY? ist am 03.03.2017 bei Joyful Noise erschienen.