Weltraumpolitik

Von Sputnik bis ExoMars

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Wie Krieg und Politik die Raumfahrt beeinflussen 

Die russische Invasion der Ukraine im Februar 2022 hat das Leben nicht nur in Europa, sondern sogar weltweit maßgeblich beeinträchtigt. Doch auch fernab der Erde sind die Folgen des russischen Angriffskriegs zu spüren. Ein Überblick, wie der Krieg Raumfahrt beeinflusst und was Politik und Weltraum überhaupt gemein haben. 

Das erste Foto von der Erde aus dem All wurde am 14.08.1959 geschossen. Durch die schlechte Qualität war darauf aber nicht besonders viel zu erkennen. Bild: shutterstock/KeyFame

Große Freiheit, Schwerelosigkeit und unendliche Weiten. Das All fasziniert. Sonnen, Monde und Sterne ziehen Menschen schon seit Jahrhunderten in den Bann. Der Weltraum ist Sehnsuchts- und Hoffnungsort. Das All schafft Raum für Ideen und Phantasien. So wie dem Kosmos selbst sind auch der Kreativität keine Grenzen gesetzt. Es ist deshalb kaum verwunderlich, dass sich der Weltraum schon seit Jahrzehnten seinen Platz in der Popkultur sichert, sei es in Musik, Literatur, Film oder Fernsehen. So idyllisch, wie Aufnahmen aus dem Weltall oft wirken, geht es in jeglichen Weltraumgeschichten selten zu. Doch nicht nur in der Popkultur wird das All zum Schauplatz großer Weltraumschlachten und -kriege.  

Machtkampf um den Weltraum

Auch in der Realität tobt(e) der Kampf um den Weltraum, und das schon seit den 1950er Jahren. Jahrzehntelang wurde das All zum Schauplatz des Kalten Krieges zwischen der Sowjetunion und den Vereinigten Staaten. Der Machtkampf um den Weltraum wurde unter anderem mittels Propaganda und Berichterstattung ausgetragen. Am Ende ging aus dem „Space Race“ kein klarer Gewinner hervor. Und doch war der „Wettlauf ins All“ gewinnbringend: Die unablässige Rivalität zwischen den beiden Großmächten führte in kürzester Zeit zu unzähligen Entwicklungen, Entdeckungen und Ergebnissen.  

Bild: shutterstock/PICTOR PICTURES

Der “Wettlauf ums All” und seine Etappen

Eine Zeit lang haben die Sowjets im Wettlauf ins All die Nase vorn. Sie schießen 1957 den ersten künstlichen Erdsatteliten, Sputnik 1, in die Erdumlaufbahn. Nur einen Monat später folgt Hündin Leika an Bord von Sputnik 2. Sie ist das erste Lebewesen, das für längere Zeit der Schwerelosigkeit ausgesetzt wird. Den USA gelingt es zwar, 1959 ein erstes Bild von der Erde aus dem Weltraum zu schießen – die schlechte Bildqualität sorgt aber eher für große Enttäuschung statt Jubelstimmung. Als die UdSSR 1961 den ersten Menschen, Juri Gagarin, ins All schicken und der Kosmonaut Alexej Leonov 1965 den ersten „Weltraumspaziergang“ unternimmt, steigt die Anspannung im Westen.  Erst 1969 gelingt es den USA, die UdSSR einzuholen: Neil Armstrong setzt als erster Mensch Fuß auf dem Mond. Langsam klingt der erbitterte Wettlauf ab. Schließlich ist es sogar die Raumfahrt, die 1975 zu einer frühen Versöhnungsgeste im Kalten Krieg führt: Der Russe Alexej Leonov und der Amerikaner Thomas Stafford umarmen sich in etwa 225 Kilometer Entfernung zur Erde. 

Weltraumpolitik und Ukrainekrieg

Die Geschichte verbindet die Weltraumforschung mit politischem Machtkampf. Mittlerweile arbeiten Amerikaner:innen und Russ:innen gemeinsam an der Erforschung des Weltraums, beispielsweise auf der internationalen Raumstation ISS. Seit Februar 2022 erschwert nun aber wieder ein Krieg die internationale Zusammenarbeit. Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine bleibt auch fernab der Erde nicht ohne Folgen. 

Derzeit (Stand 31. Mai 2023) sind drei russische Kosmonauten an Bord der ISS. Ihre Vorgänger Sergey Korsakov, Oleg Artemyev und Denis Matve hatten am 4. Juli letzten Jahres mit der russischen Flagge auf einem Foto posiert. Das Bild war von der staatlichen Weltraumagentur der Russischen Föderation, Roskosmos, veröffentlicht worden. In der Bildunterschrift begrüßte Roskosmos das Vorgehen Russlands im Ukrainekrieg. Die NASA kritisierte das Verhalten, zu einem Ausschluss russischer Kosmonaut:innen von der ISS führte diese Provokation jedoch nicht. 

Bild: shutterstock/Antares_StarExplorer

Andere Projekte mit der Roskosmos wurden jedoch auf Eis gelegt. Zum Beispiel stellt die ESA, die Europäische Weltraumorganisation, im März 2022 die Zusammenarbeit mit der Roskosmos am Projekt ExoMars vorläufig ein. Auf Anfrage teilen ESA-Quellen mit, dass das Projekt auch weiterhin (Stand: 14.08.2023) ausgesetzt wird: „As the war in Ukraine continues, it is first and foremost resulting in tragic loss of life and the most excruciating hardship, as well as causing massive damage to Ukraine’s infrastructure and economy, the effects of which will be felt for decades to come. ESA has fully implemented the sanctions imposed on Russia by its Member States. ExoMars is still suspended, following a Council decision last year.“ 

Zukunftsszenarien

Von der ersten Mondlandung bis hin zu Weltraumtourismus und Grundstücken auf dem Mars: Innerhalb kürzester Zeit hat der technische Fortschritt auch fernab der Erde zahlreiche Möglichkeiten für die Menschheit eröffnet. Schon seit Beginn der Raumfahrt spielt Politik dabei eine große Rolle. Auch für die Zukunft ist nicht zu erwarten, dass der Weltraum seine politische Dimension verliert.