Schlaf und Beruf

Von Eulen und Lerchen

/ / Bild: M94.5/Julia Kriegl

Corona und Homeoffice bringen den Alltag und damit auch einen sonst vielleicht eher geregelten Schlafrhythmus ziemlich durcheinander. Aber wozu braucht man überhaupt Schlaf? Gibt es den einen richtigen Schlafrhythmus? Und sollte man seinen Beruf an den eigenen Schlafrhythmus anpassen?

Warum schlafen wir?

Bis heute ist sich die Wissenschaft uneinig, warum Menschen eigentlich schlafen. Evolutionär gesehen ergibt eine derartige Ruhepause nämlich erstmal wenig Sinn. Im Schlaf ist der Körper über mehrere Stunden lang wehrlos und verletzlich. Der Schlaf muss deswegen so wichtig für den Menschen sein, dass er dieses Risiko erst einmal wert ist. Das stellte schon Allan Rechtschaffen, ein bedeutender Schlafforscher, 1978 fest. Aber was passiert im Schlaf so Wichtiges? 

Was passiert im Schlaf?

Schon das Einschlafen ist für die Gesundheit von extremer Bedeutung. In einer Studie fanden Wissenschaftler*innen der Boston-Universität heraus, dass dabei Blut aus dem Kopf herausfließt und anschließend der sogenannte “Liquor” das Gehirn kräftig durchspült. Diese Spülung entsorgt chemischen Müll, der ansonsten die Gedächtnisleistung verschlechtert. Im weiteren Schlafverlauf schüttet der Körper dann Stoffe aus, die die Bildung von Immunzellen und die Wundheilung anregen. Außerdem verringert ausreichender Schlaf das Hungergefühl: Unausgeschlafene Menschen verspüren nachweislich mehr Hunger und essen deswegen häufig zu viel. Schlaf scheint zusammengefasst also eine Art Allheilmittel zu sein. Doch wie viel davon braucht man? 

Wie viel Schlaf brauchen wir?

Eine Frage, die man so allgemein gar nicht genau beantworten kann. Denn das ist bei jedem Menschen unterschiedlich. Laut Kneginja Richter, Leiterin der Schlafambulanz Nürnberg, brauchen zwar 70 Prozent aller Menschen sieben bis acht Stunden Schlaf pro Nacht, der individuelle Schlafbedarf kann dabei aber zwischen vier und neun Stunden stark variieren. Grob kann man Menschen in Frühaufsteher, sogenannte Lerchen und Spätaufsteher, die Eulen, unterscheiden. Für Kneginja Richter ist die Corona-Zeit für sie der optimale Zeitpunkt, die eigene perfekte Schlafdauer zu ermitteln: 

“Sie haben zurzeit die beste Möglichkeit herauszufinden, zu welchem Typus sie gehören. Sie können jetzt ausschlafen und letztendlich für sich feststellen, ob sie zum frühen oder späten Typus gehören” 

Kneginja Richter, Leiterin der Schlafambulanz Nürnberg

Vor allem im Arbeitsleben kann es aber problematisch werden, wenn eine klassische Eule erst sehr spät einschlafen kann und dann gezwungen wird, früh aufzustehen, um zur Arbeit zu gehen. Denn obwohl der eigene Schlaftypus sich im Laufe des Lebens verändern kann, könne man selbst diesen Prozess nicht aktiv beeinflussen, weiß Kneginja Richter. Deswegen: Augen auf bei der Berufswahl und neben Können und gewünschtem Einkommen vielleicht auch den eigenen Schlafrhythmus als Entscheidungsfaktor berücksichtigen. 

Bild: M94.5/Marie Blumenau

Jobs für Lerchen und Kurzschläfer

Wer nicht viel Schlaf braucht, um leistungsfähig zu sein, ist die perfekte Security-Fachkraft. Diese Berufsgruppe schläft nach Zahlen des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung – ausgewertet in Zusammenarbeit mit der FAZ – mit durchschnittlich 6,27 Stunden pro Nacht am wenigsten. Direkt danach kommen Postzusteller*innen mit 6,35 Stunden, Bäcker*innen und Konditor*innen mit 6,41 Stunden und Maler*innen und Lackierer*innen mit ganzen 13 Minuten mehr. Doch das Leben als “Lerche” kann auch sehr hart sein, wie Adriana Blumenau berichtet. Sie arbeitet in einem Lebensmittelladen und fängt schon um 4:30 Uhr morgens an zu arbeiten: 

Es ist manchmal schwer, einen anderen Rhythmus als die Allgemeinheit zu haben. Am Mittag kommen oft Kunden, die gerade erst aufgestanden sind und deren Tag erst begonnen hat und meiner schon halb zu Ende ist.”

Adriana Blumenau

Jobs für Eulen und Langschläfer

Ganz anders sieht es bei Kleidungs- und Schuhverkäufer*innen aus. Sie schlafen mit 7 Stunden und 14 Minuten pro Nacht durchschnittlich am meisten, dicht gefolgt von Hochschullehrerenden und Forscher*innen. Wer bis spät in die Nacht über wissenschaftlichen Manuskripten brütet, der braucht wohl seinen Schlaf. Dasselbe gilt für Menschen, die in der Unterhaltung tätig sind. Vom witzig sein erholen sie sich im Durchschnitt mit 7,13 Stunden. Langschläfer sind vielleicht ausgeruhter, verpassen aber laut Adriana Blumenau auch die schönen Seiten des Frühaufstehens:

Besonders im Sommer ist es schön, wenn am Morgen noch alles ganz ruhig ist und man den Sonnenaufgang sieht und Vogelgezwitscher hört.

Adriana Bluemanu