Oscars 2019

Die USA im Oscarfieber – und Deutschland?

/ / Bild: Elisabeth Pohl

Eine dunkle Limousine fährt vor. Eine Frau steigt aus, in der neuesten Robe, maßgeschneidert vom Chefdesigner höchstpersönlich. Ihre Füße berühren den roten Teppich und sofort wird sie geblendet vom Blitzlichtgewitter. Wenig später erklingt er endlich: Ihr Name und kurz darauf wird ihr die begehrteste Trophäe im Filmgeschäft überreicht – der Oscar.

Wer sich dieses Jahr über eine Auszeichnung freuen darf, wird in der Nacht vom 24. auf den 25. Februar in Los Angeles bei der diesjährigen Verleihung der Academy Awards bekannt gegeben.

Von der Krise zum Oscar

Bereits zum 91. Mal werden die kleinen goldenen Figuren vergeben. Der Grundstein für die Oscars wurde 1927 gelegt. Damals kriselte es in der US-amerikanischen Filmindustrie. Das Radio lockte die Menschen aus den Kinos nach Hause in ihr Wohnzimmer und die Bildung von Gewerkschaften unter Angestellten von Filmstudios verschärfte die wirtschaftliche Situation der Studioeigentümer. Einer von ihnen entschied sich schließlich zu handeln. MGM-Chef Louis B. Mayer hatte eine Idee, die auf großen Anklang stieß. Um der Krise entgegen zusteuern, gründete er mit Vertretern aus verschiedenen Bereichen der Filmbranche die International Academy of Motion Picture Arts and Sciences mit Douglas Fairbanks als ersten Präsidenten.

Am 16. Mai 1929 wurde zum ersten Mal zur Verleihung der Academy Awards in das Hollywood Roosevelt Hotel geladen. 270 Gäste besuchten die Veranstaltung. Die Preisträger wurden damals drei Monate zuvor bekannt gegeben; seit 1930 werden die Ergebnisse bis zur Verleihung geheim gehalten.

In den Jahren danach entwickelten sich die Awards immer weiter. Sie wurden bekannter, neue Kategorien wurden eingeführt, das Hauptquartier wegen Platzmangel immer wieder verlegt und die Zeremonie wurde schließlich auch im Fernsehen übertragen. Seit nunmehr 17 Jahren werden die Oscars jedes Jahr im Dolby Theatre in Los Angeles verliehen – ein Event, dem die ganze Welt entgegenfiebert.

Nominierungen 2019

Das Oscarfieberthermometer zeigt auch in diesem Jahr schon wieder Höchsttemperaturen an – nicht zuletzt seit dem 22. Januar, an dem die Nominierungen veröffentlicht wurden.

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Die Nominierungen 2019

Die größte Chance auf einen Oscar haben die Filme „Roma“ und „The Favourite“, zumindest rein zahlenmäßig. Beide wurden jeweils zehnmal nominiert, darunter für den besten Film, das beste Drehbuch und die beste Regie. „A Star Is Born“ und „Vice“ wurden jeweils achtmal nominiert.

Als erster Superheldenfilm überhaupt könnte auch „Black Panther“ bester Film werden; bessere Chancen werden allerdings dem Golden Globe-Gewinner „Bohemian Rhapsody“ eingeräumt.

Einer der absoluten Favoriten ist aber sicherlich „Vice“, ein Film über Dick Cheney, der Vizepräsident unter George W. Bush war. Mit starken Schauspielern (Christian Bale, Sam Rockwell und Amy Adams in den Hauptrollen) und amerikanischer Geschichte als Inhalt sind zwei wichtige Kriterien erfüllt, die die Academy traditionell überzeugen.

Eine besondere Position unter den Kandidaten für den besten Film nimmt „Roma“ ein, denn es ist ganz gegen die Tradition eine Netflix-Produktion. Regisseur Alfonso Cuarón beschreibt in dem Schwarzweiß-Film das Leben eines Kindermädchens in Mexiko City in den 1970ern. Yalitza Aparicio wurde für ihre Verkörperung als beste Hauptdarstellerin nominiert, ihre Konkurrentinnen sind unter anderem Lady Gaga („A Star Is Born“) und Melissa McCarthy („Can You Ever Forgive Me?“)

Die weiteren Nominierten kann man auf der Homepage der Academy nachlesen.

Deutschland – Im Rennen um einen Oscar?

In der Kategorie „Bester nicht-englischsprachiger Film“ kann dieses Jahr neben „Roma“ (Mexiko) und „Cold War“ (Polen) auch ein deutscher Film auf eine der 34 cm großen Statuetten hoffen. In dem Historiendrama „Werk ohne Autor“ von Florian Henckel von Donnersmarck geht es um den Maler Kurt Barnert, der im dritten Reich aufwächst, später in der DDR Kunst studiert und 1961 mit seiner Frau nach Westdeutschland flieht. Henckel von Donnersmarck könnte damit bereits den zweiten Oscar zu Hause in sein Regal stellen. Für „Das Leben der Anderen“, seinen Abschlussfilm an der Hochschule für Film und Fernsehen München, wurde er bereits 2007 ausgezeichnet.

Ganz überraschend könnte „Werk ohne Autor“ auch in der Kategorie „Beste Kamera“ prämiert werden.

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Trailer zu “Werk ohne Autor”

Außerdem wurde die deutsche Koproduktion „Of Fathers and Sons – Die Kinder des Kalifats“ von Talal Derki in der Kategorie „Bester Dokumentarfilm“ nominiert.

Die Schattenseiten der Oscars

Neben aller Aufregung konnte die Academy aber auch dieses Jahr Kritik nicht abwenden.

Ein großes Thema, das nach wie vor nicht geklärt ist: Wer soll die Verleihung Ende Februar moderieren? Im Dezember 2018 stand zunächst der US-Comedian Kevin Hart als Gastgeber fest. Wenige Tage nach Bekanntgabe erklärte er aber, auf die Moderation zu verzichten. Zuvor waren Proteste aufgrund von homophober Aussagen und Witze seitens Hart gegen ihn laut geworden. Nun könnte die Oscarverleihung 2019 die erste seit 1989 ohne Moderator werden.

Umstritten war auch die Kategorie „Popular Film“, die die Academy ursprünglich als Neuerung geplant hatte. Dabei sollten Filme ausgezeichnet werden, die besonders viel Geld an den Kinokassen eingespielt hatten. Die Oscar-Akademie zog diesen Plan aber wenig später wegen starker Kritik wieder zurück. Einen Kommentar zu diesem Thema gibt es hier.

Trotz allem – die Spannung ist wie jedes Jahr spürbar. Die dunklen Limousinen werden am 24. Februar in hundertfacher Ausführung erscheinen. Einen Oscar wiederum werden aber nur die wenigsten Teilnehmer in der Hand halten dürfen.

So müde war die M94.5-Redaktion nach der letzten Oscarnacht. Auch dieses Jahr gibt es in der Nacht vom 24. auf den 25. Februar wieder eine Sondersendung zu den Oscars auf M94.5.