Kinderbetreuung und Lernen

Studieren mit Kind im Homeoffice

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Studieren im Homeoffice ist aktuell für alle eine Herausforderung. Wenn dann nebenbei die ganze Zeit noch ein Kind herumturnt, macht es die Situation nicht einfacher.

Vor allem unter den derzeitigen Umständen wird von Eltern noch mehr Flexibilität und Improvisation als ohnehin schon gefordert. Deshalb hoffen Studierende mit Kind, dass auch sie durch die Ausweitung der Notfallbetreuung, die in den nächsten Wochen schrittweise an Kindergärten und Kitas erfolgen soll, entlastet werden. 

Kinderbetreuung und Studium gleichzeitig

Heike Wagner hofft, dass es eventuell bald Lösungen gibt, den Betrieb in Kitas und Kindergärten wieder aufzunehmen und dass die Notfallbetreuung ausgeweitet wird. Sie rechnet aber damit, dass es eventuell auch erst nach den Sommerferien wieder normal weiter geht. Heike ist Studentin und Mutter von zwei Kindern im Alter von zwei und vier Jahren. Normalerweise sind beide Kinder den ganzen Tag im Kindergarten. Da ihr Mann weiterhin berufstätig ist, ist sie tagsüber größtenteils alleine mit der Kinderbetreuung. Es ist für sie deshalb gar nicht so einfach, „das Vorlesungsangebot wahrzunehmen.“ Für Eltern, aber auch für Kinder is es „extrem anstrengend und emotional sehr belastend“ dauerhaft zu Hause sein zu müssen und die anderen Kinder nicht sehen zu dürfen.  

Fragwürdige Verhältnismäßigkeit der Maßnahmen  

Heike Wagner kritisiert die Verhältnismäßigkeit der politischen Entscheidungen. „Kinder werden nicht als Menschen wahrgenommen. Der Zoo darf aufmachen aber die Kindergärten nicht, weil er kein wirtschaftlicher Betrieb ist.“ 

Der Zoo darf aufmachen, aber der Kindergarten nicht, weil er kein wirtschaftlicher Betrieb ist.”

Heike Wagner, Studentin und Mutter von zwei Kindern

Sie hat Verständnis dafür, dass wirtschaftliche Betriebe Priorität haben und es bei Kindern auch schwierig ist, die nötigen Abstandsregeln einzuhalten. Dennoch wünscht sie sich, dass nicht nur Studierende mit Kind, sondern Eltern und vor allem Kinder in den Überlegungen der Regierung mehr berücksichtigt werden.  

Unterstützung der Mitstudierenden  

Die meisten ihrer Kommiliton*innen und Dozierenden haben Verständnis dafür, dass Heike nicht immer alle Veranstaltungen wahrnehmen kann und unterstützen sie mit Mitschrieben oder erzählen ihr, was sie verpasst hat. Aber einer der Professoren kommentiert Heikes Situation aus ihrer Sicht mit wenig Feingefühl und sagt, die Kinder bräuchten nur etwas zu spielen. Aus ihrer Sicht “funktionieren Kinder aber nicht einfach auf Knopfdruck.” Sie müsse selbst auch Rücksicht auf die Bedürfnisse ihrer Kinder nehmen. 

Trotz allem kann Heike der Situation auch etwas Positives abgewinnen. Sie verbringt jetzt mehr Zeit mit ihren Kindern und schafft es trotzdem die meisten Kurse von ihrer Uni wahrzunehmen und kommt somit insgesamt mit der Situation ganz gut zu Recht. Was für sie allerdings unterrepräsentiert ist, ist die Perspektive der Eltern in der Debatte um die Lockerungen der Maßnahmen. 

Alleinerziehend im Homeoffice

Auch Nina Meier hofft, dass die Perspektive der Eltern und vor allem der Kinder in die Debatte über die Lockerungen miteinbezogen wird: 

“Wir sollten die Kinder nicht ein halbes Jahr isolieren.” 

Nina Meier, ist alleinerziehend und studiert nebenbei.

Nina ist ebenfalls Studentin und alleinerziehende Mutter. Nebenbei arbeitet sie als Hebamme. Auch wenn es zunächst noch herausfordernder scheint als Alleinerziehende die Kinderbetreuung, das Studium und den Nebenjob zu vereinen, sieht sie es als Vorteil, dass sie in keiner Beziehung ist. Auch wenn es schon anstrengend ist, ist sie froh unter den aktuellen Bedingungen „keine Zeit in eine Beziehung investieren zu müssen.“  Sie hat außerdem den Vorteil, dass sie als alleinerziehende Mutter die Notfallbetreuung in Anspruch nehmen kann, wodurch sie teilweise entlastet wird. 

Ab dem 27. April will Bayern die Notfallbetreuung für Kinder schrittweise ausweiten.