Student und Zimmerpflanze?

Tod und Leben?

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Der Tannenbaum ist weg und man sehnt sich in den kalten Wänden seiner Studentenwohnung doch wieder nach Grün? Wie wäre eine Zimmerpflanze? Zu viel Verantwortung? Gibt es nicht auch pflegeleichtes Grün, das auch Durststrecken übersteht? M94.5 Redakteurin Pauline Metz hat Pflanzenfreunde und -experten gefragt. Die haben natürlich eine Menge Grün zu Hause, der durschnittliche Student scheint da nicht mithalten zu können.

Was können Zimmerpflanzen?

Dabei überwiegen die Vorteile einer Zimmerpflanze die Nachteile deutlich. Zimmerpflanzen haben eine wichtige Bedeutung für den Wohnraum des Menschen. In diesem Kontext wurden sogar wissenschaftliche Versuche von der NASA unternommen, die gut abgeschlossene Räume mit und ohne Zimmerpflanze untersuchten. Die Pflanzen binden Schadstoffe wie zum Beispiel Ammoniak, die aus Teppichböden, Wandfarbe oder Möbeln nach und nach an die Raumluft abgegeben werden, aus der Luft, bauen diese teilweise in Kohlenstoffverbindungen um und „filtern“ so die Wohnluft.

Erstickungstod durch Zimmerpflanze?

Natürlich verbraucht eine Pflanze auch Sauerstoff, dies geschieht durchgehend, wobei in der Nacht die Sauerstoffproduktion durch das fehlende Licht zum Erliegen kommt. Bei vielen Pflanzen auf einem kleinen Raum kann diese Umstellung in der dunklen Zeit zu einem messbaren Effekt an Sauerstoffmangel führen, der jedoch nur bei manchen Menschen Unwohlsein hervorrufen kann.

Dennoch wird das oft als Nachteil angeführt, ebenso wie Pflege. Falsche Pflege kann Schimmel und Schädlinge verursachen.

Eine Wohnung, ein Mann, ein Hund und etwa 270 Pflanzen

Bernd, der auf Instagram unter dem alias „munichjungle“ Einblicke in seine Wohnung im Einrichtungsstil Boho gibt, hat aber selbst bei etwa 270 Pflanzen zu Hause noch keine Mängel wahr genommen. Im Gegenteil, nach seiner Erfahrung sorgen sie für eine angenehme frische Luft. Deshalb findet er, dass man sich „nicht nur als Student (…) eine Zimmerpflanze zulegen sollte, sondern grundsätzlich. Die bringen einfach Leben in die Wohnung und die machens wohnlicher, gemütlicher“.

Zimmerpflanzen gibt es seit über 2500 Jahren

Die Ägypter der Antike zogen Pflanzen in Behältern, die Griechen und Römer kultivierten Lorbeerbäume in Gefäßen. In China wurden schon vor über 2500 Jahren Topfpflanzen bei Gartenausstellungen gezeigt.

Zimmerpflanzen werten ein Zimmer in vielerlei Hinsicht auf und können pflegeleichter als man selbst sein. Der Trick ist nur, die richtige zu wählen.

Aber welche Pflanze eignet sich denn nun für meine Studentenwohnung?

Für Menschen ohne grünen Daumen eignen sich Grünpflanzen, denn die sind oft an staubige Luft und Trockenheit gewöhnt und überleben so auch Zeiten ohne viel Beachtung. Grundsätzlich kann also das, was keine Blüten hat, seine Energie zum Überleben aufsparen. Wahrscheinlich verkaufen deshalb Supermärkte zum Semesterstart Kakteen mit angeklebten Plastikblüten.

Aber es muss ja noch nicht mal ein Kaktus sein.

Yucca-Palme und Gummibaum sind ebenfalls Klassiker. Eine Grünlilie stand schon in der ersten Klasse auf meinem Fensterbrett. Die vermehren sich ganz einfach über Ausleger, aber irgendwann kann man sie einfach nicht mehr sehen, egal wie luftreinigend und einfach zu halten sie sind.

Alternativen bieten Farne und Gräser, die auch „bunter“ sind. Der Bogenhanf hat wenig Ansprüche und gedeiht ebenso wie der Student in nahezu jeder Umgebung – egal ob lichtdurchflutetes Loftzimmer oder dunkles Kellerloch.

Was Pflanzenfetischisten Studenten empfehlen

Pflanzenfreund und -kenner Pia Föhrenbacher empfiehlt folgende Klassiker:

1.Bogenhanf (sehr gut, braucht wenig Wasser, wenig Ansprüche)

2.Gummibaum – Geldbaum

3.Monstera

4.Zamioculas (alias Glücksfeder)

5.Drachenbaum

6.Zimmerpalmen

7.Schwertfarn

Denn sie brauchen wenig Licht, wenig Wasser, haben also geringe Ansprüche.

Bernd stimmt ihr da weitgehend zu. Seine top 5 studentenpflegeleichten Pflanzen sind:

1.Zamioculas (kann auch in dunkler Ecke leben, alle 2-3 Wochen gießen)

2.Bogenhanf (auch Schwiegermutterzunge genannt, sehr stilvoll und zeitlos kommt er ohne viel Wasser und Licht aus)

3.Grünlilie (leicht zu handhaben und vermehren, der Verruf als Omapflanze ist laut Bernd ungerechtfertigt)

4.Monstera

5.Efeutute (Hängepflanze, wächst nach unten)

Wie und wie viel Pflege?

Natürlich muss man sie trotzdem ab und an pflegen. Allerdings halten sie auch mal ein, zwei, manchmal sogar bis zu 3 Wochen ohne Wasser aus.

Bernd meint aber „(z.B. bei der Monstera) lieber weniger gießen, als zu viel“.

Ganz wichtiger Tipp bei der unerfahrenen Pflege: Die Pflanze in ein Gefäß mit löchrigem Boden stellen und das auf einen Unterteller, in dem sich Wasser sammeln kann. So kann sie weniger leicht ertränkt werden oder vertrocknen.

Hat man wirklich gar keine Zeit zum Gießen, können Pflanzenbewässerer (etwa 3€) helfen, die aus einem kleinen Gefäß bestehen, in das man Wasser füllt, das kontinuierlich über Wochen an die Pflanzen abgegeben wird.

Grundsätzlich empfiehlt Bernd beim Gießen, den Finger in die Erde zu stecken, bleibt Erde daran hängen, ist die Pflanze noch gut genug bewässert.

„Newcomer“ und „Alleskönner“ Aloevera

Gut für Studentenwohnungen sind nach Pia F. ebenfalls Dickblattgewächse. Ein besonderes ist da z.B. Aloevera. Ihr Fleisch lohnt sich heraus zu trennen, denn es wirkt entzündungshemmend und lässt Haare schneller wachsen.

Und Kräuter vom Discounter?

Wenn wir schon bei der Nutzung von Zimmerpflanzen sind; was ist mit Topfkräutern vom Discounter?

Pia Föhrenbacher meint dazu: „Schwierig – meist keine gute Qualität. Nur zum Gebrauch geeignet. Also einmal benutzen und dann kann man die meist weg tun. Man kann natürlich auch Glück haben. Aber leider haben diese Pflanzen meist kein langes Leben“.

Bernd hat da einen Tipp; die gängigen Küchenkräuter stünden ja meistens auf der Fensterbank, mögen es allerdings recht ungern so warm von unten und so viel Licht von außen, sie sollten lieber ein bisschen halbschattig stehen. Man könne auch gerne eine Schale Wasser darunter stellen, damit sie sich das Wasser selber aufsaugen können, weil sie meistens relativ viel Wasser bräuchten.

Für pflegefaule Studenten sind diese Pflanzen oft mehr Essen als Pflanze. Wenn man aber wenig Budget hat, kann auch das Essen zur Pflanze werden.

Pflanzen ganz selber pflanzen

Einfach Avocado-, Apfel-, Mangokerne, Eicheln etc. eine Zeit lang in Wasser einweichen und dann eintopfen. Nicht alle Kerne keimen gut und solche Pflanzen erfordern teilweise etwas mehr Fürsorge, sind dafür aber persönlicher. Wenn man gar kein Geld ausgeben möchte, lohnt es sich, Mitbewohner, Freunde und Komilltionen nach Zimmerpflanzen zu fragen, denn oft haben die Ableger, die sich leicht kultivieren lassen und in Münchens Studentenzimmer schnell Wurzeln schlagen.

Pauline Metz