Die drei Performer:innen von Smells of Racism interpretieren Gerüche tänzerisch

Theaterkritik

Smells Of Racism

/ / SMELLS OF RAICSM/Bild: Arko Mukhaerjee

Geruchszuschreibungen und Rassismus sind spätestens seit der europäischen Aufklärung eng miteinander verknüpft. Gleichzeitig werden Düften oft auch heilende Fähigkeiten zugeschrieben. Smells of Racism von Sandra Chatterjee erforscht beide Gedanken in einer performativen Installation.

Zu Beginn des Abends bewegen sich die Zuschauer:innen durch den Bühnen- und Publikums-Raum des Hoch X. Es gibt keine Tribünen oder Stuhlreihen, dafür stehen in verschiedenen Ecken Tische und Bildschirme, die verschiedene Aspekte von Geruch und Rassismus zusammentragen.

HOW DOES YOUR CITY SMELL LIKE?

Frage auf einem Infotisch von “SMELLS of Racism”

Auf einem der Tische steht beispielsweise die Frage: “Wie riecht Deine Stadt?” Daneben hängt Textausschnitt von Rudyard Kipling (bekannt für Die Dschunglebücher), in dem er sich über den “Gestank von Kalkutta” auslässt. Aber keine Stadt riecht neutral und so fordert die Installation die Teilnehmenden dazu auf, sich über ihre eigene Stadt oder auch ihr Zuhause und deren Geruch auszutauschen.

EIN WEIT VERBREITETES PHÄNOMEN

Die Installation zeigt vor allem den mitteleuropäischen Blick auf Geruch und “Rasse”. Sie geht von Immanuel Kants rassistischen Zuschreibungen aus und zeigt in modernen Zeitungsartikeln wie sich dieses Gedankengut fortsetzt.

Wie intensiv die Vorbereitung auf das Projekt gelaufen ist, zeigt sich auch in den kurzen Videos, die zu der Installation gehören. Das Team um Choreographin Sandra Chatterjee hat in verschiedenen Gegenden in Ost-Indien Menschen nach ihren Assoziationen befragt und zeigt Geruch im täglichem Leben aber auch in Zusammenhang mit Mythen und Geistern.

OLFAKTORISCHES GEGENGIFT

Die Performance besteht allerdings nicht nur aus der Installation mit der zusammengetragenen Recherche. Denn im zweiten Teil des Abends soll ein Gegengift gegen den Geruchsbezogenen Rassismus gefunden werden. Die Performer:innen improvisieren dafür bestimmte Gerüche tänzerisch. Währenddessen füllen Oudh (Adlerholz), Sandelholz oder auch Palo Santo (Heiliges Holz) den Raum. Im Anschluss soll auch das Publikum seinen persönlichen anti-rassistischen Duft finden und so wächst es mit jeder Aufführung und Person weiter.

Smells of Racism bewegt sich nahe an der Reizüberflutung, schafft es aber, die Wage zu halten. Die Performance verbindet Tanz, Musik (live performed von Kanishka Sarkar) und Geruch, der auch durch die Masken deutlich wahrnehmbar ist. Sie zeigt wie nah Geruch gehen und berühren kann, indem sie die unsichtbar wirkenden Dämpfe der Räucherschalen in immer energetischer werdende Bewegungen umsetzt. Am Höhepunkt der Performance wird es schwierig auf dem Stuhl sitzen zu bleiben und nur zuzusehen.

Smells of Racism von Sandra Chatterjee ist vom 15.-17. Juli 2021 im Hoch X aufgeführt worden.