Der Trend des Darktourism

Selfies in der KZ-Gedenkstätte?

/ / Quelle: Shutterstock

Schnell ein Foto für die Instagram-Story schießen, ist im Urlaub mittlerweile Standard. An Orten, wie dem KZ-Dachau oder Friedhöfen bringt das spontane Selfie einem schnell böse Blicke ein. Der Trend des Dark Tourism beschreibt die Faszination für Reisen an Orte, die man eher mit schlimmen Ereignissen, Tod oder Katastrophen verbindet. Aber wo liegen da eigentlich die Grenzen? Und wann wird aus einer unbedarften Faszination eine geschmacklose Geste?

Entscheidend ist die Motivation hinter den Posts

Steffen Jost ist Leiter der Bildungsabteilung im KZ-Dachau. Auch er und seine Einrichtung werden immer häufiger mit solchen makaberen Touristen konfrontiert. Für ihn zählt aber vor allem der Kontext der Bilder. Schließlich gäbe es auf dem KZ-Gelände keine festen Regeln, was das Fotografieren oder Filmen angeht. Jost geht es dabei eher um die Frage, ob die Besucher sich dem Ort gegenüber respektvoll verhalten. Wer Bilder aus dem Konzentrationslager postet, um auf die Tragödie aufmerksam zu machen, die dort stattgefunden hat, der solle das, seiner Meinung nach, gerne weiter machen. Allerdings möchte Jost nicht, dass auf dem Gelände Picknick-Atmosphäre herrscht. Zum Glück sei der Anteil an problematischen Bildern, die unter dem #Dachau online gehen aber sowieso sehr gering. Die meisten Menschen sind sich also anscheinend der Tragweite dieser Gedenkstätte bewusst. Doch es gibt auf der anderen Seite auch diejenigen, die Orte mit einer schlimmen Hintergrundgeschichte gezielt für die Dramatik des Ortes ansteuern.

Was bedeutet Dark Tourism für Blogger Sebastian Cuevas?

Auf der anderen steht Sebastian Cuevas: Er ist Blogger und schreibt über seine Dark Tourism Erfahrungen. So hat er bei seinem Trip durch die Ukraine einen christlichen Friedhof und eine Ruhestätte für entsorgte Kuscheltiere besucht. Ihm geht es dabei einerseits um die morbide Ästhetik dieser Orte, aber andererseits auch um den historischen Hintergrund. Sebastian sagt, ihm falle es durch das Besuchen dieser tragischen oder unheimlichen Orte leichter die Leute und die Mentalität eines Landes zu verstehen, da sie oft durch die tragischen Ereignisse dieser Sehenswürdigkeiten geprägt worden seien.

Die Grenze zum gewöhnlichen Tourismus ist schmal

Sowohl Steffen Jost, als auch Sebastian Cuevas tun sich schwer Dark Tourism von respektlosem Voyeurismus abzugrenzen. Und vielleicht ist das auch so pauschal gar nicht möglich. So sagt Steffen Jost, dass er den Trend etwa in Ausschwitz noch einmal anders betrachten würde, da dieser Ort eine noch größere historische Relevanz hat. Und im Zweifelsfall an diesem Ort lieber mal auf ein Foto verzichten würde.