Platte des Monats: Dezember/Januar 18/19

Rose Droll – Your Dog

/ / Bild: Father/Daughter Records

Wenn eine Vorabsingle den Kampf mit der eigenen Kreativität beschreibt, kann das eigentlich kein gutes Zeichen sein. Doch mit dem Song „Boy Bruise“ hatte Rose Droll genau den richtigen Track als Einstimmung für ihr Debütalbum Your Dog herausgepickt. Vorgetragen mit einem eigenwilligen Gesangsstil, irgendwo zwischen rappend und singend, gibt sie sich bei dem Beschreiben ihrer Notlage alles andere als hilfeschreiend, sondern optimistisch und selbstbewusst. Mit dem überspitzten Ego eines Rappers stellt sie in der Pointe des Songs klar, dass man sich, wenn ihre Kreativität mal in Fahrt kommt, besser warm anziehen soll. Schnell wird klar: Wer eine Schaffenskrise in einen so starken Song umwälzen kann, hat Potential.

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Rose Droll – Boy Bruise

Unverhofft kommt oft

Eine handvoll EPs hatte Rose Droll vor dem Release ihres Albums schon veröffentlicht. Aber selbst wenn man ihre Karriere von dem ersten Ton an verfolgt hat, mit dem Klang von Your Dog hätte wohl niemand gerechnet. Waren ihre kürzeren Werke zwar allesamt durchaus hörenswert, konnten sie sich kaum von der großen Singer/Songwriter-Masse abheben. In einem wie in „Boy Bruise“ beschriebenen Drang zu Einfällen sah sich die Kalifornierin bei ihrer ersten LP zur Weiterentwicklung gedrängt. Die simple Akustikgitarre-Stimme-Kombination war nicht mehr genug und so wurde die Anzahl der Elemente in ihren Kompositionen nach oben geschraubt und vor allem auch mit Beats gearbeitet.

Auch ihre Stimmte setzt sie um einiges facettenreicher ein, als noch auf den vorigen Veröffentlichungen. Mal haucht sie sentimental, mal flucht sie aggressiv. Mal singt sie, mal rappt sie. Und das alles während sie unter anderem über psychische Schäden durch Beziehungen und ihre Abkehr vom Christentum philosophiert. Dadurch ist Your Dog gespickt mit Überraschungsmomenten, zu denen eine Gospel-Einlage genauso gehört, wie das kurzzeitige Abdriften in ein Kinderlied. Der Hörer kann somit zu keinem Zeitpunkt den nächsten Zug der Sängerin erahnen. Es sei denn, man hätte auch von Elliott Smith Rap-Parts erwartet.

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Rose Droll – Hush

Unkonventionell und selbstbewusst

Mit ihrem Debütalbum macht es Rose Droll unmöglich, sie weiterhin schlicht in die Singer/Songwriter-Schublade zu stecken. Sie läutet für sich selbst damit vielmehr eine vielversprechende Karriere in der DIY-Szene ein, in der sie sich einen Namen weit außerhalb ihrer Heimat San Francisco machen kann. Auf Your Dog zeigt sie Mut zum Experimentieren und hat damit ihren ganz eigenen Klang gefunden, sodass die Musikwelt sich wohl noch öfter warm anziehen muss, wenn sie ihre nächsten Alben auf den Markt bringen wird.

Your Dog von Rose Droll ist am 16. November 2018 auf Father/Daughter Records erschienen.