Gesundheit

Risikofaktor Immundefekt

/ / Bild: solar22 / Shutterstock.com

Bakterien, Pilze oder Viren – Jeden Tag ist der menschliche Körper Erregern und fremden Einflüssen aus der Umwelt ausgesetzt. Dass diese potenziellen Gefahrenträger meist unbemerkt an uns vorbeiziehen, haben wir unserem Immunsystem zu verdanken. Anders bei Menschen mit einem Immundefekt.

Die Prozesse, die für uns unsichtbar im Inneren unseres Körpers ablaufen, sind mehr als beeindruckend. Eine Armee kleiner Soldaten nimmt es tagtäglich mit Eindringlingen von außen auf. Ein Netzwerk aus Lymphgefäßen registriert dabei das Eindringen fremder Mikroorganismen von außen und leitet sie an den nächsten Lymphknoten weiter. Von dort aus, wird dann mit der entsprechenden Immunantwort reagiert, kleine Soldaten in Form von Antikörpern werden an die betroffene Stelle ausgesandt. Bei Menschen mit einer Immunschwäche wird der Angriff zwar registriert, die Soldaten zur aktiven Bekämpfung fehlen allerdings. Die Armee ist unbewaffnet und dem Eindringling beinahe schutzlos ausgeliefert. Auslöser solcher Immundefekte, auch Immundefizienzen, sind überwiegend genetische Faktoren, sie können allerdings auch im Laufe des Lebens erworben werden. Um zu verstehen, wie sie zustande kommen, lohnt es sich zunächst einen Blick auf die Mechanismen unseres Abwehrsystems zu werfen.

Verteidigung in drei Reihen

Dr. Reinhard Obst, Mitarbeiter am Institut für Immunologie der LMU München spricht von drei Grenzen, die der Körper zu seiner Verteidigung zur Verfügung hat. Die erste sind Oberflächen wie zum Beispiel die Haut, die im direkten Kontakt mit unserer Umwelt stehen, die sogenannte unspezifische Immunabwehr. Die zweite Körperverteidigung ist die sogenannte angeborene oder spezifische Immunität, die sich im Laufe des Lebens nicht verändert. „Das ist eine Gruppe von Molekülen und Zellen. Sie können innerhalb von Minuten und Stunden aktiv werden“, so Reinhard Obst.

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Spezifische und unspezifische Immunabwehr zusammengefasst.

Die dritte verteidigende Grenze ist die lernfähige, sogenannte adaptive Immunität.

„Die adaptive Immunität kann im Laufe des Lebens lernen. Wenn wir auf die Welt kommen weiß sie fast gar nichts. Wir durchlaufen dann Infektionen im Laufe des Lebens und das immunologische Gedächtnis kann sich das merken und hat quasi Substanzen für die nächste Infektion schon produziert, sodass wir in der Regel die nächste Infektion gar nicht mehr merken.“

Immunologe Dr. Obst

Sie ist das, was wir im Allgemeinen unter Immunität verstehen. Hier findet auch die Produktion unserer wichtigsten Waffe statt, der Antikörper.

Eigenangriff?

Sind bestimmte Mechanismen innerhalb der angeborenen oder adaptiven Immunität gestört, löst das einen Immundefekt aus. Das Immunsystem ist also entweder zu schwach, um sich gegen Erreger aus der Umwelt verteidigen zu können oder zu stark, sodass es beginnt körpereigenes Gewebe zu zerstören. Etwa 5% der Bevölkerung ist im Laufe des Lebens von solchen Erkrankungen betroffen, sie werden Autoimmunerkrankungen genannt. Zu den chronischen Erkrankungen dieser Art zählen unter anderem Diabetes Typ1, Morbus Crohn oder auch Rheuma. Die Ursachen von Autoimmunerkrankungen können nicht behandelt werden, was bedeutet, dass die Krankheit Betroffene ihr Leben lang begleitet. Allerdings gibt es verschiedene Methoden, um unterschiedliche Symptome zu behandeln.

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Auch Sängerin Selena Gomez leidet an einer Autoimmunerkrankung, sie nennt sich Lupus erythematodes.

Eine häufige Therapie ist die Verabreichung immunsuppressiver Medikamente wie Kortison, die Abwehrreaktionen des Körpers unterdrücken – Doktor Obst spricht dabei jedoch von einem „zweischneidigen Schwert“. Einerseits wird die übertriebene Immunantwort unterdrückt, andererseits bleibt die Immunantwort gegenüber Viren wie beispielsweise dem Sars-CoV-2 ebenfalls aus.

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Autoimmunerkrankungen im Überblick, Beispiele und Ursachen.

“Risikogruppe autoimmun”

Für jeden, der einer Ansteckung mit dem Corona-Virus aus dem Weg gehen möchte, gestaltet sich schon ein einfacher Einkauf als potenzielles Infektions-Risiko. Helen Simon dagegen, verlässt ihr Haus überhaupt nicht mehr. Sie leidet an einer angeborenen Immunschwäche mit dem Namen CVID, kann sich deshalb nicht gegen Bakterien wehren und erkrankt sehr schnell. Durch diese chronische Erkrankung zählt sie zu einer Gruppe von Personen, die das Robert Koch Institut als besonders gefährdet einstuft. Wie sich der Alltag für sie gestaltet und wie sie mit der aktuellen Situation umgeht erfahrt ihr hier.