Interview mit Dr. Lars Krautschick

Propagandafilm

/ / Foto: Dr. Lars Krautschick

Propagandafilm? Das gibt es doch schon lange nicht mehr, dass war doch nur so im zweiten Weltkrieg? Naja, nicht so ganz. Auch wenn Filme bereits von Beginn an verwendet wurden, um Menschenmassen zu manipulieren, ist es auch heute noch ein gerne eingesetztes Mittel, um Meinungen zu beeinflussen und Anhänger zu finden. Wir haben uns mit Dr. Lars Krautschick, wissenschaftlicher Mitarbeiter an der LMU, unterhalten. Er beschäftigt sich mit der theoretischen Auseinandersetzung mit Genrefilm.

Als Propagandafilme zählen laut Dr. Lars Krautschick „Filme die entweder gegen eine Idee oder eine Bevölkerungsgruppe arbeiten oder eben für eine bestimmte Idee, Ideale, für eine bestimmte Bevölkerungsgruppe, also die eine bestimmte Meinung so stark vertreten, dass sie andere so beeinflussen, dass die ja mit ihrer Meinung mitgehen.“. Aber betrifft dass nicht eigentlich alles? Vertritt nicht jeder Film irgendeine Meinung, die er dem Betrachter mitteilen möchte? Ja, denn auch wenn das Filmgenre sich im allgemeinen häufig auf politische Propaganda beschränkt, ist es eigentlich sehr viel umfassender.

Unpolitische Propaganda

Die Tatsache, dass Propaganda im Sprachgebrauch meistens negativ auf etwas politisches bezogen wird, hängt vor allem mit der Verwendung des Propagandafilmes in den zwanziger und dreißiger Jahren zusammen. Während dieser Zeit wurde das Medium vor allem von der rechten Fraktion für ihre Zwecke missbraucht. Allerdings lässt sich auch Werbung unter dem Begriff der Propaganda wiederfinden. So propagiert ein bestimmtes Label, dass sie definitiv das beste Waschmittel haben, ohne in Betracht zu ziehen, dass ein anderes Label vielleicht genauso wirksam ist. Hier wird also ökonomische Propaganda betrieben.

Propagandafilm – eine effektive Methode?

Die Frage stellt sich natürlich, inwiefern die Propaganda in Filmen leichter einzusetzen ist, als in politischen Reden oder in den Printmedien. Filme arbeiten über Bilder und genau diese bilden den ausschlaggebenden Punkt. „Das sind Bilder, die bewegen und die bestimmte Affekte in uns auslösen, oder negativ gegen einen Feind und positiv für die Bewegung sind.“, erklärt Dr. Lars Krautschick. Wir werden mit diesen Bildern bereits im jungen Alter konfrontiert: Disney-Filme wie Cinderella oder Comics wie Donald Duck glorifizieren den Kapitalismus oder steigern den Patriotismus. Egal, ob Kriegsfilme, Unterhaltungsserien oder Dokumentationen über unseren Fleischkonsum. Überall wird versucht, die Meinung des Zuschauers zu beeinflussen.

Propaganda heute

Propaganda ist kein Phänomen der Vergangenheit, sondern ein Teil unserer Gegenwart. Zu Zeiten von Fake News und dem neuen Medium Internet eröffnen sich der Vermittlung von Propaganda neue Türen. Vor allem terroristische Vereinigungen wie der IS nutzen die Plattform des Internets zur Verbreitung ihrer Ideologie. Aber auch in politischen Bewegungen wird mit diesen propagandistischen Mitteln gespielt. Dazu äußert sich Dr. Lars Krautschick wie folgt: „Schauen wir uns die Fridays for Future-Bewegung an, die einwandfrei natürlich Propaganda betreiben. Die Frage ist da nochmal nach der Absicht: die wollen ja, das ist ja gerade das Interessante, niemandem schaden. Bei Fridays for Future haben die eher die Absicht der Verbesserung.“

Propagandafilme oder Propaganda an sich zu erfassen, ist fast unmöglich. Aber um es mit Abba Ebans Worten zu sagen: “Propaganda ist die Kunst, andere von etwas zu überzeugen, was man selbst nicht glaubt.“.