Pink Tax
Warum müssen Frauen mehr bezahlen?
Ihr habt wahrscheinlich schon bemerkt, dass Friseurbesuche für Frauen oft deutlich teurer sind als für Männer. Habt ihr euch auch gewundert, warum das so ist? Eigentlich dürfte das nämlich gar nicht der Fall sein. Dieses Problem heißt “Pink Tax” und betrifft nicht nur Friseurbesuche.
Viele haben von diesem Begriff noch nie gehört, aber solche Preisunterschiede sind leider keine Seltenheit.
Was ist “Pink Tax”?
„Pink Tax“ oder „pinke Steuer“ bezeichnet ein Phänomen, bei dem Frauen für einige Produkte oder Dienstleistungen mehr bezahlen als Männer. Teurer sind diese Angebote nur, weil sie speziell für Frauen vermarktet werden. Dabei unterscheiden sich viele Frauenprodukte nur kaum oder gar nicht von denen für Männer. Solche Preisunterschiede findet man in einigen Bereichen, sagt Oliver Buttler. Er leitet bei der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg die Abteilung Verbraucherrecht.
“Man kann es beispielsweise einen Rasierer anschauen. Der eine ist rosa, der andere ist vielleicht sogar noch im Blau gehalten. Das ist dann optisch auch schon ganz augenscheinlich und dann ist der Damen- oder der Herrenrasierer dann entsprechend teurer. Wir haben beim Friseur, wir haben ja auch Männer mit langen Haaren, auch da wird preislich differenziert.”
— Oliver Buttler im Interview für M94.5 —
Weitere Beispiele dafür sind andere Hygiene- und Pflegeprodukte, Parfüms, Dienstleistungen wie Textilreinigungen und kosmetische Behandlungen, Spielzeuge und andere Waren.
Auch Medikamente können betroffen sein: Im Sommer 2024 kam zum Beispiel das Schmerzmittel “Buscopan Plus“ in Pink auf den Markt. Vom Originalprodukt in der grünen Verpackung unterschied es sich nicht – die Inhaltsstoffe von beiden Versionen waren gleich. Trotzdem war die pinke Variante pro Tablette 12 Cent teurer. Nach heftiger Kritik der Öffentlichkeit hat der Hersteller den Preis für das Medikament reduziert.

Auswirkungen für Frauen
“Pink Tax” hat negative Folgen für Frauen – vor allem finanzielle, wie Oliver Buttler erklärt.
“Direkte Auswirkungen natürlich, […] dass man einfach mehr bezahlen muss, obwohl man nicht mehr Leistung bekommt als jemand anderes. […] Ich habe einfach nur die Diskriminierung aufgrund der Gruppenzugehörigkeit, was dann halt die Auswirkung hat, dass in diesem Fall Damen beim Friseur deutlich mehr bezahlen müssen und sich dann vielleicht auch auf anderer Seite nicht mehr so viel leisten können, weil das Geld dann natürlich irgendwo fehlt.”
— Oliver Buttler im Interview für M94.5 —
Auch die Tatsache, dass Frauen im Durchschnitt immer noch weniger als Männer verdienen, kann die Situation verschärfen. Das schafft eine zusätzliche finanzielle Belastung für Frauen und verstärkt die Ungleichheit zwischen beiden Geschlechtern.
Was kann man dagegen tun?
Gute Nachricht: Wir als Verbraucher:innen können die Situation auch beeinflussen. Dazu gibt es ein paar Empfehlungen:
- Trefft bewusste Konsumentscheidungen und kauft männlich oder neutral vermarktete Produkte, wenn sie gleich wie die für Frauen und etwas günstiger sind.
- Informiert euch über Unternehmen und Marken, die sich gegen “Pink Tax” aussprechen und gleiche Preise für beide Geschlechter anbieten.
- Fälle von Pink Tax kann man auch melden, z.B., bei den Verbraucherzentralen oder anderen Organisationen, die sich gegen Pink Tax engagieren.
- Aufklärung ist auch wichtig: Teilt Informationen an andere, damit das Thema sichtbar bleibt.

Seitdem in der Öffentlichkeit mehr über “Pink Tax” gesprochen wird, ist die Situation besser geworden. Komplett verschwunden ist sie aber noch lange nicht.