Nachruf: Akira Toriyama

Danke, Akira Toriyama

/ / Einer der großen Titel auf der Gamescom ist das Action-RPG Dragonball Z: Kakarot. © m94.5 / Metehan Bastan

Drehbuchautor, Charakterdesigner, Mangaka. Akira Toriyama war vor allem durch sein größtes Werk “Dragon Ball” bekannt. Mit seiner einzigartigen Shonen-Geschichte des kleinen Son Goku bringt er den Shonen Manga in die nächste Ära und inspiriert dabei über Jahrzehnte dutzende, wenn nicht tausende andere. Am 01. März 2024 verstarb der 68 jährige an den Folgen einer Hirnblutung. Ein Nachruf.

Akira Toriyama wurde 1955 in der Präfektur Aichi in Nagoya geboren und war schon als Kind ein großer Manga- und Anime-Fan. Inspiriert von Walt Disneys “101 Dalmatiner”, begann er früh mit dem Zeichnen. Nach seiner Ausbildung an der Präfekturalen Kaufmannsschule im Bereich Design arbeitete er bis 1977 als Designer für eine Werbeagentur. Im Jahr darauf debütierte er mit “Wonder Island” im Weekly Shonen Jump. 1979 begann seine erfolgreiche Arbeit an “Dr. Slump”. Später entwarf er Charaktere für Videospiele wie die Dragon Quest Reihe und Chrono Trigger. Sein größter Erfolg ist der Manga “Dragon Ball”, der von 1984 bis 1995 in 42 Bänden erschien und in Japan die zweiterfolgreichste Manga-Serie aller Zeiten ist.

EINE NEUE ÄRA FÜR SHONEN

Bei seiner Premiere war Dragon Ball gewissermaßen ein Außenseiter, da Toriyama sich den damals gängigen Manga-Standards widersetzte. Es stand kein älterer oder bereits erwachsener Protagonist im Mittelpunkt, sondern ein kleiner Junge, der auf eine Abenteuerreise geht und im Laufe der Geschichte sogar älter wird. Zudem war es ungewöhnlich, dass Manga- oder Anime-Charaktere so intensiv trainieren, was bis heute einen prägenden Einfluss auf solche Serien hat.

Wenn man an Dragon Ball denkt, kommen den meisten vermutlich direkt epische Martial Arts Kämpfe mit Kamehameha in den Sinn. Aber vor allem in seiner Anfangszeit war Dragon Ball durch viel Humor geprägt. So bekommen wir natürlich die erwarteten Kämpfe, aber das Toriyama vor Dragon Ball den Gag-Manga Dr. Slump geschrieben hat, fällt vor allem hier noch stark auf.

Was sich aber durch alle Dragon Ball Sagas zieht ist die simple Geschichte. Es geht um Action und Spaß und weniger darum eine komplexe Story zu erzählen. Das dürfte wohl eines der Erfolgsgeheimnisse sein. Denn trotz der einfachen Story bekommen wir Charakterentwicklungen und emotionale Momente, die einem schon das ein oder andere Tränchen kosten können. Klar ist, Dragon Balls Erfolg hat bis zu uns nach Deutschland gereicht und AniManga Salonfertig gemacht. Auch die Fortsetzungen Dragon Ball Z, Dragon Ball GT und Dragon Ball Super wurden sehr Erfolgreich und haben viele Fans in ihrer Kindheit und Teenageralter geprägt.

DER VATER VON SHONEN

Dragon Ball‘s Einfluss war schon immer zu erkennen. Viele Figuren und Geschichte sind klar inspiriert und Plots, die wir heute als Klischee kennen, wurden von Dragon Ball etabliert. Doch es war nicht nur dieser Erfolg, der Akira Toriyama den Titel Father of shounen beschaffte, das wurde vor allem heute noch einmal klar. Und zwar an den Statements und Reaktionen anderer großen Namen aus der Szene. Eiichiro Oda (One Piece) und Masashi Kishimoto (Naruto) waren die ersten beiden, die sich äußerten.

Er hinterlässt eine zu große Lücke. Der Gedanke, dich nie wieder zu sehen, erfüllt mich mit Traurigkeit. Ich habe dich seit meiner Kindheit so sehr bewundert.

Eiichiro Oda
Das ganze Statement

It is too early.

The hole is too big. Sadness washes over me when I think that I will never see him again. I have admired him so much since I was a child, so I remember the day he called me by name for the first time. On the way home from the day you used the word “friend” for me and Kishimoto, I remember being overjoyed with Kishimoto. I also remember the last conversation we had.

I was one of those who took the baton from the days when reading manga made you a fool, and he also created an era when both adults and children could enjoy reading manga. He showed us the dream that manga can go worldwide. It was like watching a hero going forward.

For not only mangakas but also creators in various industries, the excitement and emotion of the time of Dragon Ball serialization must have taken root in their childhood.His existence is like a big tree.

For the manga artists of our generation who stood on the same stage, Toriyama’s works became more and more important to me as I got closer to the same stage. I even felt being scary. But I am just happy to see the aloof man himself again. Because we love him on a blood level.

With respect and gratitude for the creative world he has left behind. I pray for his soulful rest in peace.

May heaven be the joyous world he envisioned.

Ich wollte Werke genau wie dieser Lehrer erschaffen! Ich wollte wie mein Lehrer werden! So dachte ich, trat in seine Fußstapfen.

Masashi Kishimoto
Das ganze Statement

To be honest, I don’t know what to write or how to write it. But right now, I want to tell Mr. Toriyama the things I always wanted to ask him and my feelings.

I grew up with Mr. Toriyama’s manga, Dr. Slump in elementary school and Dragon Ball in high school. It was natural for me to have Mr. Toriyama’s manga next to me as a part of my life. Even when I was feeling down, the weekly Dragon Ball always made me forget about it. It was a salvation for me, a country boy with nothing to do. That’s how much I enjoyed Dragon Ball!

When I was a college student, Dragon Ball, which had been a part of my life for so long, suddenly ended. I was overwhelmed by a tremendous sense of loss and didn’t know what to look forward to. But at the same time, it was an opportunity for me to realize from the bottom of my heart the greatness of Mr. Toriyama, who created Dragon Ball. I want to create a work like Mr. Toriyama’s! I want to be like Mr. Toriyama! As I chased after Mr. Toriyama, the sense of loss gradually disappeared. Because it was fun to create manga. By chasing after Mr. Toriyama, I was able to find new joy. Mr. Toriyama was always my compass. He was my inspiration. I may be bothering Mr. Toriyama, but I am grateful to him without permission. To me, he was a savior and a god of manga.

When I first met him, I was so nervous that I couldn’t say a word. But as I met him more and more at the Tezuka Osamu Cultural Prize jury meeting, I was able to talk to him. I will never forget the time when I talked to him about how much fun Dragon Ball was, like a child with Oda-san, as Dragon Ball children, and how he smiled a little shyly.

I just received the news of Mr. Toriyama’s death. I am overwhelmed by a tremendous sense of loss, even greater than when Dragon Ball ended… I don’t know how to deal with this hole in my heart yet. I can’t read my favorite Dragon Ball right now. I don’t even feel like I’m writing this text properly to Mr. Toriyama. Everyone in the world was still looking forward to Mr. Toriyama’s work. If one Dragon Ball wish really comes true… I’m sorry… It may be selfish, but I’m sad, Mr. Toriyama.

Thank you, Mr. Akira Toriyama, for 45 years of wonderful work. And thank you very much for your hard work.

To the bereaved family, I pray that you will find peace and comfort in the midst of your grief. I pray for the peaceful repose of the soul of Mr. Akira Toriyama.

Was bei beiden Statements klar wird: Die beiden waren mehr als nur Kollegen. Sie waren Freunde. Und Toriyama immer ein großes Vorbild. Viele andere äußerten ähnlich. Hiro Mashima (Fairy Tail), Tite Kubo (BLEACH) oder Yuki Takaba (Black Clover) sind nur ein paar große Namen, die Toriyama ebenfalls als großes Idol anpreisen und zugeben, das sie ohne ihn und ohne Dragon Ball nie mit dem Manga zeichnen begonnen hätten.

Und das hat ihn ausgemacht. Es war nicht nur sein Werk, das viele inspirierte. Er selbst war es. Ein berühmtes Beispiel ist hier Tite Kubo. Nachdem Zombiepowder gescheitert war, wurde Tite Kubo zunächst von Shonen Jump abgelehnt, als er sein erstes Konzept für BLEACH einreichte. Doch Toriyama schrieb ihm einen aufmunternden Brief und ermutigte Kubo, es erneut zu versuchen, da er das Potenzial der Serie sah. Kubo gab nicht auf und reichte eine überarbeitete Version ein, die schließlich akzeptiert und BLEACH zur Veröffentlichung brachte. Eins ist klar: Ohne Akira Toriyama, wären viele unserer liebsten Werke nie erschienen.

DANKE AKIRA TORIYAMA

Ich erinnere mich gut, wie ich damals mit zehn Jahren bei meiner Oma war und eine Kids Zone fand. Darin war eine kleine Leseprobe des ersten Dragon Ball Bandes. Und so wurde Dragon Ball der erste Manga, den ich von Anfang bis Ende fertig las. Meistens im Auto nach dem Eishockey-Training, das oft nicht gut war. Aber hey, zumindest konnte ich mich danach wieder Son Gokus Abenteuern widmen.

Aber es ging weiter: Auch in diesem einen Nintendo DS Spiel, das ich unbedingt wollte und dann noch mehrere hundert Stunden spielen sollte, Dragon Quest IX hatte Toriyama seine Finger im Spiel. Das hat meine Liebe für JRPG’s geweckt, weshalb ich dann auch Chrono Trigger spielte. Ich erinnere mich sehr gut an die Emotionen aus diesen längst vergangen Tagen. Oder an die vielen vielen Stunden, die ich mich mit meinen Freunden in Dragon Ball Z: Budokai Tenkaichi 3 auf der Wii prügelte.

Schön war, als ich dann die letzten Jahre mit Dragon Ball Super und Dragon Quest XI die gleichen Gefühle nochmals erleben durfte. Nochmal jede Woche mit Son Goku mit fiebern, wie früher. Ich realisiere erst jetzt nach dem Tod dieses Mannes, den ich gar nicht kannte, wie sehr er mein Leben geprägt hat, auch durch seinen Einfluss auf andere Werke. Und ich weiß, damit bin ich nicht allein. Deswegen möchte ich mich bedanken. Im Namen aller denen deine Geschichten und Charaktere geholfen haben.

Danke Akira Toriyama. Ruhe in Frieden.