M94.5 Filmkritik

Mortal Engines: Krieg der Städte

/ / Bild: © 2018 Universal Pictures and MRC. All Rights Reserved.

„Herr der Ringe“-Regisseur Peter Jackson bringt kurz vor Jahresende einen Film auf die Leinwand, der vor krassen Special-Effects und endzeitlichen Schlachten nur so strotzt. Aber leider auch mit den plattesten Dialogen des Jahres aufwartet…

Es hätte so viel Spaß machen können. Als vor einem Jahr der erste Teaser zu Mortal Engines –Krieg der Städte viral ging, entdeckten Fans der gleichnamigen Bücherreihe von Philip Reeve darin schnell Einflüsse aus anderen SciFi-Klassikern: von Mad Max über Star Wars bis hin zu Das wandelnde Schloss. Und was sie noch entdeckten: viel Potenzial für einen postapokalyptischen Block-Buster im Steam-Punk-Mantel. Jetzt ist der Film in den Kinos und eines haben die Fans anhand des Teasers schon richtig erkannt: Einflüsse aus anderen Filmen gibt es in Mortal Engines zuhauf. Nur leider sind diese keine subtilen Hints für SciFi- und Fantasy-Geeks – einige Ideen scheinen einfach nur geklaut. Was haben sich die Macher dabei gedacht?

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Mortal Engines: Krieg der Städte läuft ab dem 13.12. in den Kinos

Um das gleich klarzustellen: Regie-Star Peter Jackson ist nicht der Regisseur dieses Films, von ihm stammt nur das Drehbuch. Mit ihm als Macher der Herr der Ringe-Saga lässt sich aber natürlich viel schöner werben. Und darum prangt auf sämtlichen Kinoplakaten: „Peter Jackson präsentiert“. Etwas zu kurz kommt dabei der eigentliche Regisseur Christian Rivers, der auf Visual Effects spezialisiert ist. Dass das Rivers’ Spezialgebiet ist, sieht man dem Film auch wirklich an. Die Gestaltung der Stadt-Maschinen in all ihren Details kann man nicht anders bezeichnen als … enorm bildgewaltig.

Eklektisches Sammelsurium statt Anknüpfen an Klassiker

Aber auch, wenn das alles wirklich umwerfend aussieht – so oder so ähnlich ist es schon mal in anderen Filmen des Genres dagewesen. Und auch wenn die Intention der Macher sicher ist, an diese Traditionen anzuknüpfen, wirkt vieles einfach nur kopiert. Die fliegende Rebellen-Hochburg der sogenannten Anti-Traktionisten sieht beispielsweise 1:1 aus wie das Schloss im Himmel aus Hayao Miyazakis Anime-Klassiker Laputa. Der Cyborg Shrike wirkt, als hätte man C3PO und den Batman-Antagonisten Two-Face in einen Mixer geworfen. Und auch mit der vermeintlichen Steam-Punk-Optik ist es leider nicht weit her: die Kostüme der Figuren sehen eher aus, als hätten sich die Ausstatter wahllos an den Kleiderschränken von Tribute von PanemMatrix und Downton Abbey bedient. Und Dialoge wie „Sicher, dass du das tun wirst? – „Ich muss es tun. Für meine Mutter,“ gewinnen auch nicht gerade einen Innovationspreis.

Raubstadt frisst Kleinstadt

Schade, dass Drehbuch und Setting so enttäuschen. Die Story von Mortal Engines hätte nämlich wirklich Potenzial. 1000 Jahre nach unserer Zeit liegt die Welt in Trümmern. In einem atomaren 60-Minuten-Krieg ist nicht nur die Menschheit zerschlagen worden, sondern sogar ganze Kontinentalplatten. Die Erdoberfläche bekommt eine neue Form und mit ihr ihre Städte. Von der bayerischen Kleinstadt bis zur Mega-Metropole – alles rollt. Die Städte sind gigantische Nomaden-Festungen auf Rädern. Zwischen diesen Metropolen herrscht Krieg um Ressourcen: Erdöl, Salz, Menschenleben. Es ist das Zeitalter der großen Raubstädte des Westens, die Jagd auf kleinere Städte machen. Der Oberboss: endlich mal nicht New York, sondern London. Mit der St. Paul’s Cathedral auf ihrer Spitze walzt die Monster-Maschine mit all ihren Bewohnern durch die Landschaft.

SciFi-Motive vom Feinsten

Regisseur Christian Rivers ruft in seinem Film viele intelligente Motive auf den Plan: Historiker als Protagonisten, deren Macht nicht in Körperstärke besteht, sondern in ihrem Wissen um die Lehren der Vergangenheit. Wandernde Metropolen wie in den philosophischen Weltentwürfen von Buckminster Fuller. Der Mensch als Cyborg, der seine Kräfte potenziert und unsterblich wird, aber dadurch alles Menschliche verliert. Nur leider werden alle diese klugen Handlungsstränge letztlich zugunsten der finalen Schlacht und der Visual Effects zu schnell wieder fallengelassen. Schade.

Da Mortal Engines auf einer vierteiligen Roman-Saga basiert, kann sich die Kinowelt ziemlich sicher auf einige Sequels gefasst machen. Bleibt zu hoffen, dass die nächsten Filme der Reihe mit einem pfiffigeren Drehbuch und etwas innovativeren Regieideen aufwarten.

„Mortal Engines: Krieg der Städte“ läuft ab dem 13. Dezember 2018 in den deutschen Kinos.