M94.5 Filmkritik

Gegen den Strom

/ / Bild: Pandora Film

Klimakrise, Umweltverschmutzung, Braunkohle, Erdöl – uns ist bewusst, welchen Preis wir für unsere verschwenderische Lebensweise zahlen werden, unternehmen wollen aber die wenigsten etwas. In “Gegen den Strom” vom isländischen Regisseur Benedikt Erlingsson ist das anders.

Frauenpower gegen Umweltsünden

Die 50-jährige Halla führt ein scheinbar beschauliches Leben als Leiterin eines Chors. Was ihre Freunde nicht wissen: Insgeheim führt sie einen Ein-Frau-Krieg gegen die Aluminiumindustrie Islands, die der wunderschönen Natur der Landes und der ganzen Welt schadet. Furchtlos sabotiert sie die Stromleitungen im isländischen Hochland, um die Aluminiumhütten zumindest zeitweise lahmzulegen. Die Blätter mit ihrem Bekenntnisschreiben, die sie wie Flugblätter vom Dach fliegen lässt, verbreiten sich wie ein Lauffeuer. Die ‘Bergfrau’, wie ihr Deckname lautet, ist in aller Munde, von Terroranschlag und Bedrohung der nationalen Sicherheit ist die Rede. Sogar ausländische Behörden werden zur Aufklärung der Geschehnisse zu Rate gezogen.

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Gegen den Strom läuft ab dem 13. Dezember in den deutschen Kinos.

Inmitten dieser Wirrungen bekommt Halla dann auch noch die Nachricht, dass ein vor vier Jahren gestellter Adoptionsantrag endlich bewilligt wurde. Sie soll schon bald Mama der kleinen Nika aus der Ukraine werden. Doch nicht einmal dadurch lässt sie sich von ihrem Aktivismus abbringen.

Märchenstunde auf Isländisch

Begleitet werden Hallas Unternehmungen von minimalistischer Musik, mal nur von einem Schlagzeug, mal von traditionell ukrainischen Sängerinnen in ihrer Landestracht. ‘Begleitet’ ist hier wörtlich zu verstehen: Die musikalische Untermalung kommt nicht wie von Zauberhand aus dem Off, die Band steht stattdessen mal am Straßenrand und sieht Halla in ihrem Auto nach, mal in den Weiten des Hochlands, während die Aktivistin Strommasten ansägt, oder auch in ihrem Haus, bei konspirativen Treffen mit einem Komplizen.

Ein ernstes Märchen sollte der Film sein, jedoch mit einem Lächeln erzählt, so der Regisseur Benedikt Erlingsson. Und genau das ist ihm gelungen. Vor der beeindruckenden Kulisse der kargen Weiten Islands spinnt er eine Geschichte, die skurril und mit einer ordentlichen Portion trockenem Humor von Leidenschaft und Aufopferung erzählt. Die Hauptdarstellerin Halldóra Geirharðsdóttir verkörpert die Rolle der facettenreichen Chorleiterin passend und glaubwürdig und nimmt den Zuschauer mit auf ihr wildes Abenteuer.

“Gegen den Strom” läuft ab dem 13. Dezember 2018 in den deutschen Kinos.