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Buchkritik

Mithu Sanyal über Emily Brontë

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Mithu Sanyal ging 2021 mit ihrem Roman Identitti durch die Decke. Das Buch wurde seither mehrfach für die Bühne adaptiert und kam auf die Shortlist des Deutschen Buchpreises. Nun schreibt sie in essayistischer Form über Emily Brontë, die unbekanntere der Brontë-Schwestern.

Es geht natürlich um Wuthering Hights, den mysteriösen Roman, der erst unter einem männlichen Pseudonym veröffentlicht wurde, und über dessen tatsächliche Urheberschaft sich heute noch Fans streiten. Wissenschaftlich belegt ist inzwischen jedoch, dass Emily, die jüngere der Brontë-Schwestern, den Roman geschrieben hat. Zu Lebzeiten und auch in der Rezeption danach stand sie immer im Schatten ihrer Schwester Charlotte, der Autorin von Jane Eyre, stand.

Mithu Sanyal schreibt in lockerem Ton und manchmal in flapsiger Weise, kommentiert sich selbst, greift Halbsätze wieder auf und springt gedanklich hin und her. Da wischt sie auch mal in einem Nebensatz die gesamte Forschung zu Emily Brontë weg und bügelt sie mit ihren eigenen Ideen und Interpretationen nieder. Es fühlt sich beim Lesen an wie ein Gespräch mit einer sehr gewitzten und klugen Freundin. Sie verwendet Referenzen aus Social Media und der Popkultur, was das Zuhören leicht macht.

“Erst einmal bin ich mit meiner [Emily Brontë-]Obsession nicht allein, ja noch nicht einmal sonderlich originell.”

– Mithu Sanyal

Das Buch ist schnell gelesen und man erfährt allerlei nützliches Wissen. Das bleibt allerdings immer an der Oberfläche und ist genau die Art von Information, die man in Small Talk Situationen gut gebrauchen kann. Sie lassen einen gebildet und belesen wirken, ohne Wuthering Hights jemals selbst durchgearbeitet zu haben.

In der Reihe Bücher meines Lebens veröffentlicht der Autor und Herausgeber Volker Weidermann zwei Bände im Jahr. Autor:innen und Bücher, die ihn beindruckt und verändert haben. Dabei gibt er aber das Wort anderen Autor:innen, die in leicht lesbaren Essays auf rund 150 Seiten über die Bücher ihres Lebens schreiben.