M94.5 ALBENREVIEW

Men I Trust – Untourable Album

/ / Bild: Lynn Goldsmith

Mit dem Projekt Untourable Album, schließen Men I Trust ihr Quarantäne Kapitel ab. Sie reflektieren sowohl ihre Erlebnisse und Gedanken der Zeit, aber auch alte Gefühle und Erinnerungen werden aufgegriffen. Und das alles in Form von 13 luftig leichten Liedern.

Keine Konzerte, erschwerte Kollaborationen und eine generelle Angst um die Zukunft – die Corona Krise und die mitwirkende Quarantäne, haben vielen Künstler:innen und Bands das Leben schwer gemacht. Die Band Men I Trust hat es geschafft eine Freiheit aus der Quarantäne zu ziehen. Da sie unsicher waren, ob die neue Musik live präsentiert werden kann, haben sie ihr Songwriting nicht von diesem Parameter einschränken lassen und die Konsequenzen ausgeschlossen. Ob das Untourable Album dann tatsächlich auf der Bühne umzusetzen ist, wird sich aber bald zeigen, da die Band bereits Tourdates angekündigt hat.

“We started working on this album amidst the global lockdown and didn’t expect to be able to “tour” these songs. We wanted to take the opportunity to work on new and different material, without necessarily intending to play these songs live. We wrote freely, as if we were suspended in time with no external attachments.”

Men I Trust über Instagram

Schon seit Anfang an, ist den Mitgliedern der Band aus Montreal wichtig, dass sie ihrer Kreativität freien Lauf lassen können. Jessy Caron und Dragos Chiriac, die sich schon aus der High School kennen, haben die Band 2014 gegründet und dann an einer EP und dem Debütalbum gearbeitet. Zwei Jahre später kam dann Emmanuelle Proulx dazu und die Band war komplett. Die kreativen Köpfe brachten noch weitere Singles, Alben und sogar eine Live Platte raus. Ihre Projekte veröffentlichen sie am liebsten auf Bandcamp, wo die Indie-DIY-Szene strahlen kann. Auch das neuste Album ist wieder in Eigenvertrieb entstanden und von den Musiker:innen selbst gemixt und gemastered.

Der erste öffentliche Auftritt der Band nach der Quarantäne. (Bild: Men I Trust)

Traumhafter Sound

In ihrer Zeit als Band werden Man I Trust immer wieder in verschiedene Genreboxen gesteckt. DreamPop ist dabei die am passendste, vor allem mit ihrem neuen Album. Der softe Indie Sound und die elektronischen Einflüsse aus den frühen 2000ern mischen sich und formen eine Musik-Bubble, in der sich verloren werden kann und möchte. 

Die Sängerin Emma. (Bild: Men I Trust)

Die klaren, rohen Sounds der charakteristischen Instrumente können in ihrer Ganzheit gehört werden und es wird zu einem Erlebnis, bei dem nur die Augen geschlossen werden müssen und es ist als ob ein Ensemble die Lieder im Zimmer performt. Während die simplen Basslines des Albums besonders herausstechen, sind die gebauten Beats der treibende Faktor des Albums und erden das Projekt, das sonst leicht in eine luftige, schwer greifbare Richtung driften würde.

Im Studio wird alles von der Band selbst gemacht. (Bild: Men I Trust)

Um das traumartige Erlebnis abzurunden, sind die leise schallenden Cymbals, die hypnotisierend gezupfte Bassline und das rhythmische Auf und Ab der Synthesizer in Shoulders von sanftem Regen unterlegt. 

Zuckersüße Vocals

Während der Großteil des Projekts einen Fokus auf die Instrumentierung legt, sind die Vocals ein angenehmer Ausgleich. Emmanuelle Proulx singt über das schleppende Vergehen der Zeit, die wilde Natur in Kanada und vergessene Erinnerungen. Der hohe Ton ihrer Stimme, oft dreamy, wie in Watte gepackt entführt Hörer:innen zu regnerischen Herbsttagen und windigen Strandspaziergängen.

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Das ganze Album ist auf YouTube zum rein hören erhältlich.

Men I Trust schaffen ein Projekt, das einheitlich ist, ohne langweilig zu werden und in dem kontrastvolle Abwechslung durch sanfte Übergänge gelingt. Das ganze Projekt ist keine große Entwicklung weg vom bekannten sanften Sound der Band, aber es trifft die Erwartungen und zeigt leichte Veränderungen und neue Ideen. Als Gesamtwerk ist es ein sehr solides Projekt, aber es lohnt sich vor allem einen fokussierten Blick auf den Aufbau einzelner Songs zu legen. Die kleinen Überraschungen und schlau gesetzten Wechsel machen jeden einzelnen Track zu einem Kunstwerk, der besonders bei Detailbetrachtung strahlt.

Untourable Album ist am 25.08.2021 über Eigenvertrieb erschienen.